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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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auftauchen würde.
    Die beiden Schlepper bremsten bereits ab. Sie waren zehn Stunden lang durch die Schwärze des Alls gerast. Ihre starken Maschinen hatten sie vorwärtsgerissen; schon jetzt, weiter von dem Zentralgestirn des Systems entfernt als die Bahn Sandjords, konnten die Männer die Dichte des kosmischen Gases erkennen: Die Sonne wurde zu einem verwaschenen kreisförmigen Fleck von Helligkeit. Fünfzig Flugminuten vor ihnen lag das Schiff; Rodrigo in der Empuse kontrollierte den Kurs auf Shemnouks Gerät.
    »Eines Tages wird es dir leid tun, Saey, daß du hart arbeitende Männer mit der Lyrik magnetisierter Eisenkerne langweilst«, sagte Shenandoah, drehte sich um und lächelte ihr zu.
    »Du hast Shemnouk nicht gesehen?« fragte sie zurück.
    »Nein. Aber er wird sich bestimmt nicht umbringen«, sagte Crooks. Er hatte das Schiff herumgeschwungen und feuerte jetzt einen weiteren Bremsstoß aus den Triebwerken ab. Hundert Meter neben ihnen konnten sie die Ghoule erkennen und die Silhouetten der Männer hinter den seitlichen Bullaugen. Treen, Sneeper und Ivor befanden sich in dem anderen Schlepper.
    »Crooks?«
    Ivors Stimme war in einer alarmierenden Weise bestürzt.
    »Ich höre!« Shenandoah fühlte, wie die Haare seiner nackten Unterarme sich aufrichteten.
    »Wir messen eben unser Echo an. Wir haben einen Wert ermittelt, der einfach nicht stimmen kann.«
    »Ja?«
    »Wir haben ... Unsinn, das gibt es nicht! Nach unseren Geräten müßte das Schiff vor uns eine Länge von dreitausend Metern haben.«
    Shenandoah setzte sich kerzengerade auf.
    »Dreitausend Meter?«
    »Ich sagte es!« wiederholte Ivor gereizt. Rodrigo verließ seinen Platz und hockte sich neben Crooks auf die breite Lehne des Pilotensessels. Seine Finger tippten auf gewisse Knöpfe, und Skalen wurden hell. Zeiger pendelten aus.
    »Rod spricht«, sagte Sarrazin. »Ich messe ebenfalls.«
    Er schaltete einen Teleschirm ein, stellte die Entfernung fest und gab dem Komputer den Auftrag, die sich ständig verkleinernden Werte zu berechnen. Dann projizierte er einen Raster über den Schirm, justierte ihn auf die Länge des scharfrandigen Echos und übermittelte auch diesen Wert dem Komputer. Schnurrend arbeitete die Rechenmaschine.
    Sie warf Zahlen aus, projizierte sie auf einen Analogschirm.
    3000 m.
    »Der selbe Wert, Freunde«, sagte Rod heiser.
    Er zuckte seine schmalen Schultern und ging nach hinten in den Gang zwischen Laderaum und Pilotenkanzel, wo in schmalen Schränken die Anzüge hingen. Wortlos begann Rodrigo den Anzug anzulegen. Die knappen Geräusche von zugezogenen Säumen und sorgfältig befestigten Gelenkkugeln waren zu hören.
    Licht wetterleuchtete durch das Panoramafenster.
    Ivor hatte einige Triebwerke gezündet, schoß an dem anderen Schlepper vorbei und schlug eine abgerundete Bahn ein. Die Feuerstrahlen eines sechsstückigen Korrektursystems erschienen am Bug der Ghoule.
    »Das Schiff ist wirklich so lang!«
    Treen Cortedanee flüsterte es fast ergriffen.
    Scheinwerfer leuchteten auf. Ivor hatte auf jedem Schlepper einen mächtigen Weitstrahler montiert; die Geräte wurden jetzt eingesetzt. Sie leuchteten und spiegelten sich in endlosen Metallmassen. Einst war der Rumpf silbern gewesen oder verchromt; man sah noch vereinzelte glatte Stellen. Alles andere war von Staubpartikeln und Meteoren, millimetergroß und hinauf bis zu Brocken von Dezimetergröße, zernarbt, zerfressen und zerbeult. In der endlosen Flanke, die sich dreitausend Meter weit in das Dunkel erstreckte, waren längliche Öffnungen, schwarz, lichtlos und mit zerbeulten Rändern – Schleusen, offene Schleusentüren. Etwa in der Mitte des Schiffes schien es einen Eingang zu geben; dort war eine Plattform aus dem leichtgeschwungenen Rumpf herausgearbeitet, auf der beide Schlepper landen konnten.
    Während die Empuse seitlich vom Bug stillstand und mit den Scheinwerfern das Metall absuchte, schwebte die Ghoule in einer Spirale rund um das Schiff herum. Die Lautsprecher gaben nichts anderes wieder als gemurmelte Ausrufe und kurze Kommandos.
    Plötzlich begann Sneeper Wilkinson zu lachen.
    Der große, fleischige Werbemann schien das Schiff und die Schlepper, die es umkreisten wie bunte Insekten, für einen Witz zu halten.
    »Da haben wir mehr abgebissen, als wir je verdauen können, Freunde. Das Ding ist zu groß für uns.«
    »Nein!« schrie Ivor.
    »Wichtiger ist, woher es kommt – was es hier soll?«
    »Müßige Fragen!« brüllte Treen plötzlich. »Wir gehen hinein

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