Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Position, Crooks?«
    »Bis auf fünf Dezimalstellen genau«, erwiderte der Käpten. »Die Schiffe kommen in Fahrt.«
    Plötzlich flüsterte Rodrigo:
    »Crooks – komm sofort her. Schnell!«
    Mit drei, vier Sprüngen stand Shenandoah neben der kurzen Leiter und zog sich hoch. Die Männer beugten die Gesichter über die Mattscheibe des Ortungsgerätes. Mit einem Riesenaufwand an Mikroarbeit hatten Ivor und Rodrigo die Antenne in die Hülle der Empuse eingebaut.
    »Ein klares Echo«, sagte Shenandoah eine Spur zu gefaßt.
    »Crooks!« beschwor ihn der junge Wissenschaftler. »Ein derart starkes Echo in einer Entfernungszone von hundert Millionen zu einer Milliarde Kilometern – das muß ein halber Planet sein oder mindestens ein Mond. Ich kann es nicht – notiere bitte die Position dieses Echos.«
    Überschlägig rechnete Shenandoah auf der Tafel, löschte sie mehrmals und hatte dann die Werte.
    »Praktisch ein Neunzig-Grad-Winkel zur Ekliptikebene«, sagte er. »Wir haben dort vermutlich einen Mond gefunden. Es bewegt sich nicht.«
    Respektlos deutete Rodrigo mit spitzem Zeigefinger an Crooks Stirn.
    »Dort, ein Mond? Das glaubst du doch selbst nicht einmal, Käpten!«
    Shenandoah grinste unsicher.
    »Im Vertrauen: nein«, sagte er. »Ein Schiff?«
    »Wenn das ein Schiff ist, dann muß es ein Gigant sein. Eine Größe, die völlig ungewöhnlich ist.«
    »Ich verspreche dir, daß wir uns darum kümmern werden«, sagte Shenandoah. »Zurück zur Flash. Hast du mitgehört, Ivor?«
    »Natürlich. Alles. Was ich hier sehe, ist auch nicht zu verachten. Es scheint, daß ein gewisser Exkapitän eine beachtenswerte Idee gehabt hat.«
    »Danke. Ich kann mit Höchstwerten starten?«
    »Kannst du. Ich beginne gleich mit der Übertragung.«
    Crooks und Rod kamen aus der Kuppel, setzten die hinderlichen Helme ab und bewegten sich nach vorn. Die sechzehn Triebwerke des Schleppers begannen zu arbeiten. Lichtbündel brachen in die Dunkelheit hinaus, dann drehten sich die beiden Schiffe. Crooks gab an die Triebwerke, die sich unmittelbar über der Flash befanden, mehr Energie, also hob sich der Bug der Empuse etwas. Die Folge war, daß beide Schiffe fast parallel zueinander auf den Mond zutrieben – neun Stunden lang.
    Ivor bewegte sich durch die Schwärze des Wracks.
    Auf beiden Schultern waren Scheinwerfer befestigt, am linken Handgelenk und an der rechten Seite des Helmes. Auf dem rechten Handgelenk saß ein breiter Ring, darauf ein Kugelgelenk, das eine winzige Kamera trug. Die Kamera nahm auf, was Ivor anleuchtete.
    »Das Schiff ist verrottet«, sagte er und filmte einen Rundblick.
    Auf einem Teleschirm neben der Steuerung erschienen Bilder.
    Die Flash war, abgesehen von unregelmäßig verteilten Korrektursystemen, im wesentlichen eine Stahlröhre mit zahlreichen runden Öffnungen, über die feines Blech, mit Kunststoff verstärkt, gelagert war. Hinter diesen Öffnungen saßen die Antennen und Sendeanlagen. Die dazugehörigen Ersatzschaltungen, oftmals fünfzig und mehr, füllten fast die Zwischenräume bis zum nächsten Abschnitt. Ein röhrenförmiges Stück, genau in der Mitte der größeren Röhre, beherbergte die Steuereinrichtungen und die Komputer. Dazu kamen drei Zellen mit einer Servoeinrichtung; sie waren für Techniker gedacht gewesen, die irgendwann einmal Reparaturen im Schiff ausgeführt hatten. Die Einrichtungen waren intakt, und als sie Ivor testete, merkten die Freunde, daß es sich lohnte, hier die Maschinen auszubauen.
    »Wir mieten uns auf Olicca einen Container, den wir mit der Beute vollpacken und hinter uns herziehen, ja?«
    Die Schiffe wurden schneller und schneller.
    Ivor ging durch das tote Schiff, kletterte die Wände hoch, da keine Gravitation herrschte, außer in den Momenten, in denen Shenandoah die Triebwerke des Schleppers in Tätigkeit setzte, schilderte seine Eindrücke und sendete Bilder. Sie würden vielleicht fünfzigtausend Credit für den Schrott erhalten, aber die Einrichtung, die sie vorher daraus entfernten, war für sie mindestens ebensoviel wert.
    »Ich komme zurück«, sagte Ivor und schaltete die Kamera ab.
    »Ich warte in der Schleuse.«
    Shenandoah ging und überwachte das Manöver, mit dem sein Freund vom anderen Schiff in das hellerleuchtete Viereck der Schleuse zurückkehrte, in der Crooks mit bereitgehaltenem Sicherungsseil und angewärmtem Triebwerk wartete.
    »Alles in Ordnung?« fragte er über Funk.
    Hinter der glasklaren Sichtscheibe des Helmes nickte Ivor Menadier.

Weitere Kostenlose Bücher