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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Gelegenheit haben, Ihre Bereitschaft zu beweisen. Wir brauchen einen Landeplatz.«
    »Ich verstehe. Ein Schiff, das so wertvoll ist, daß es nicht auf einem Mond abgesetzt werden kann?«
    »Jawohl. Wir landen in wenigen Minuten auf Binary Digit Port. Holen Sie uns ab?«
    Der Schlepper heulte durch die Lufthülle des sechsten Planeten. Die Funksprüche zwischen dem Historiker und Shenandoah waren schnell und inhaltsreich. Als das Schleppschiff auf Binary Digit Port landete, wartete bereits der schwere Gleiter des Historikers auf die Mannschaft.
    Shenandoah, Saey und Sarrazin stiegen aus.
    Hinter van Gossen standen zwei ernst blickende Männer; Historiker wie er. Sie betrachteten die beiden Männer in den Raumanzügen ohne Helme mit ausdruckslosen Gesichtern.
    »Warum gerade eine leere Fläche von mindestens drei Kilometern Länge?« fragte der Historiker.
    »Wir glauben, daß das Schiff abbremsen muß«, sagte Shenandoah und lächelte zurückhaltend. Die Überraschung würde größer sein.
    »Und das große Schiff wird nur von dem anderen Schlepper gezogen und gelandet?«
    »Und mit unerwarteter Hilfe.«
    Innerhalb einiger Stunden hatten sie, was sie brauchten. Im Norden der Hauptstadt Avedon lag eine Kiesebene von einigen hundert Quadratkilometern Größe, auf der lediglich ein paar verkrüppelte Bäume wuchsen. Dort, bestimmte der registrierende Komputer, konnte ein Schiff gelandet werden, das Schrottwert hatte.
    »Wo haben Sie es gefunden?« fragte van Gossen.
    »Hoch über der Ekliptik, Historiker«, sagte Rodrigo. »Sie haben es noch nie gesehen, auch nicht auf alten Bildern. Ein völlig unbekanntes Modell.«
    »Aus einer anderen Kultur?«
    »Vielleicht!« sagte Rodrigo und dachte an seine Funde und an Ivor Menadier, der gerade jetzt sein Können beweisen mußte. In den folgenden Stunden gingen die Funksprüche zwischen den beiden Schleppern hin und her, schließlich grinste Sarrazin Shenandoah und Saey an.
    »Ivor hat es geschafft.«
    Shenandoah grinste zurück. Eine Zentnerlast fiel von seinem Herzen.
    Und dann geschah es.
    Kurz nach Mittag, Escader, im Norden der Riesenstadt Avedon. Über dem Horizont erschienen dicke, schwarze Rauchfahnen, die im All zu enden schienen. Der Schlepper, der van Gossen und seine zwei Männer mitgenommen hatte, stand zwischen zwei dreieckigen, schwarzen Felsen am Rand der Kiesfläche. Dann schien ein mächtiges Aufblitzen den Himmel spalten zu wollen. Der Koloß, dessen Länge noch nicht genau zu erkennen war, erschien mitten in den treibenden weißen Wolken. Der Schlepper feuerte mit allen Düsen und Triebwerken und zerrte den Giganten in Richtung auf das Funksignal zu, das Rodrigo aus der Steuerkanzel des Schleppers abstrahlte. Selbst die Korrektursysteme waren eingeschaltet worden.
    »Welch ein Bild!« flüsterte van Gossen erschüttert.
    Der seltsame Konvoi kam näher. Die Maschinen der stählernen Röhre, vor undenkbarer Zeit zum letztenmal gezündet, arbeiteten ungleichmäßig und spuckend, aber sie arbeiteten. Ivor Menadier hatte ein Meisterwerk vollbracht.
    »Das ist unfaßbar!« stammelte der Historiker und griff haltsuchend an eine der Finnen des Schleppers.
    Nach achtundzwanzig Stunden Arbeit hatte Ivor zwei Triebwerkssysteme in Gang setzen können; die Vorwärtsdüsen und die Anlage, die nach einem unbekannten Prinzip arbeitete und die Horizontalbewegungen ausführen würde. Es war ihm nicht gelungen, die Steuerung zu aktivieren – zu viele Geräte waren vor Unzeiten ausmontiert worden. Ivor, der über die beiden Schlepper und sein Helmfunkgerät eingewiesen wurde, arbeitete im Maschinenraum des Schiffes. Er schaffte es, die Metallmasse abzubremsen und zu senken, aber die Richtung mußten die Düsen der Ghoule bestimmen.
    »Ihr seid wahnsinnig!« sagte der Historiker und wandte sich an Shenandoah, der tun Ivor und den Schlepper zitterte.
    »Wir sind Geächtete«, gab Crooks zurück.
    Sie duckten sich alle unwillkürlich, als der schwarze Schatten über sie hinwegdonnerte. Die Triebwerke des Riesen vollführten ein Geräusch, das nahe der Schmerzgrenze lag. Der Schlepper zog und riß, Trossen spannten sich singend, und dann, als sich der dreitausend Meter lange Gigant genau über der Landeposition befand, klinkte Treen aus. Der Schlepper stieg in einem steilen Winkel hoch, beschrieb, auf den Heckdüsen tanzend, eine Kurve und landete weich neben der Empuse.
    Vier oder fünf Meter über Grund setzten die Triebwerke aus. Der Koloß fiel in den Kies, preßte ihn fünfzehn

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