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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Meter tief zusammen und sank noch immer, als er schon antriebslos am Boden lag.
    »Wie lang ist das Schiff?« fragte van Gossen flüsternd.
    »Dreitausend Meter«, sagte Shenandoah und wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn.
    »Und siebenhundert Meter durchmessend«, schloß Saey.
    Die Historiker blickten sich an. Schweigend, fassungslos und am Rand ihrer Beherrschung.
    »Das ist ein Job für Sie, festzustellen, woher dieses Schiff kommt. Es ist, wie ..., nun, wie vieles andere, nicht aus dem System der Sundyborg.«
    »Woher wissen Sie das?« fragte einer der Männer.
    Shenandoah zuckte seine mächtigen Schultern.
    »Nur eine Ahnung – nicht mehr.«
    Das System der Sundyborg – warum sich das Riesenvolk so nannte, wußte ebenfalls niemand zu sagen; wahrscheinlich hieß eine Familie, aus der nach der Komputertheorie alles Leben gekommen war, Sundyborg – war reich an Geheimnissen, die bisher nur angerührt, niemals aber gelöst worden waren. Herkunft, Wege der Kultur, Bezeichnungen, Namen oder Funktionen ... alles das lag im Dunkel wie die räumliche Umgebung. Und jetzt kam noch dieser Riese dazu, der vielleicht Jahrtausende dort über der Ekliptik, ausgedrückt nach einem heliozentrischen Weltbild, geschwebt war. Das Neunzehn-Welten-System war um eine Sensation und um ein Geheimnis reicher.
    Vierundzwanzig Stunden vergingen.
    Kamerateams, Reporter, Abgesandte der verschiedenen Komputer, Polizisten und Neugierige ... das alles war in dieser Zeit gekommen und wieder gegangen. Die neunzehn Welten erfuhren binnen Minuten die aufsehenerregende Nachricht, daß dieser Gigant gelandet war, wer ihn abgeschleppt hatte und daß er Triebwerke besaß, die noch funktionierten. Indes verhielt sich die Angelegenheit etwas anders: Sarrazin und Menadier hatten einige wichtige Teile entfernt und in den Laderäumen der Schlepper versteckt. Sie ahnten, daß sie diese Überraschung noch brauchen würden.
    Jetzt gehörte das Schiff van Gossen und den Freunden.
    Durch die zerfressene Hülle und durch die Meteorlöcher strahlte Sonnenlicht in die leeren Hallen aus Stahl. Ein transportables Aggregat war aufgestellt worden, und zahllose Scheinwerfer und Lichtkästen rissen Bezirke des Innenschiffes aus dem Dunkel, das seit Jahrtausenden geherrscht haben mochte. Die Männer des Schleppers schliefen bis auf eine Ausnahme. Shenandoah schwebte mit van Gossen durch das Schiff; sie saßen in einem kleinen, extrem steigfähigen Gleiter. Eine schwere Batterie lag auf den Rücksitzen, und beide Männer hielten zusätzliche Scheinwerfer in den Händen. Sie brauchten vier Stunden, um jeden der großen Räume des Schiffes wenigstens flüchtig gesehen zu haben.
    »Haben Sie eine grundsätzliche Idee?« fragte Shenandoah.
    »Ja. Sehr vage, aber ziemlich genau umrissen«, erwiderte der Historiker.
    »Ich höre.«
    »Dieses Schiff ist ein wahrer Gigant und nach einem Verfahren gebaut, das wir nicht kennen. Andererseits sind unzählige Winkel, Verbindungen oder typische Merkmale durchaus denen ähnlich, die wir kennen und verwenden. Die Rasse, die dieses Schiff gebaut hat, muß in vieler Hinsicht uns sehr ähnlich gewesen sein. Oder wir ihr.«
    Sie schwebten in einem Saal, der aus Stahl bestand. Der Boden war angelegt wie eine Landschaft; verschiedene Ebenen, die sich früher einmal hatten bewegen lassen, ausgerüstet mit verwirrenden Röhrensystemen und mit hydraulischen Anlagen. Drei der Wände dieses Saales bestanden aus kleinen Zellen mit Fenstern, in denen durchaus Menschen hätten leben können. Alles sah verdächtig nach einem großen Innenhof aus, wie er in den neuesten Gebäuden der Städte manchmal zu finden war. Die beiden Männer zählten überschlägig tausend der kleinen Zimmer, die sich vor einem komplizierten System von Gängen befanden. Und – alles war leer, nur mit Staub angefüllt und mit unidentifizierbaren verrotteten Gegenständen.
    »Genau das dachten wir uns auch.«
    Der Gleiter verließ den Raum, schwebte durch einen Niedergang hoch und kam auf eine andere Ebene. Hier wiederholte sich das Bild, nur waren Umrisse und Ausdehnung des Saales anders, der Schiffsform angepaßt.
    »Warum aber hat diese Rasse das Schiff verlassen?« fragte van Gossen.
    »Vermutlich haben sie Grund dazu gehabt«, sagte Shenandoah.
    »Vermutungen können wir anstellen, so viele wir wollen«, erwiderte van Gossen ärgerlich. »Sie führen uns nicht weiter. Was wir brauchen, sind Beweise. Harte und schlagkräftige Beweise.«
    Shenandoah

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