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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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dauert ein halbes Jahr, mit dem, was ich bereits besitze. Kein Komputer dürfte meine Aufzeichnungen jetzt kontrollieren; man würde mich nach Lunetta verbannen. Sie auf Ihrem Mond arbeiten weiter wie bisher. Versuchen Sie, Shemnouk zu einer Stellungnahme zu veranlassen. Und arbeiten Sie, wenn Kontrollen erfolgen, mit sämtlichen Tricks, deren Sie fähig sind.«
    »Ein halbes Jahr: vierhundertvierzig Tage?«
    »Das ist ungefähr die Frist, die wir uns setzen sollten.«
    Ein Händedruck besiegelte das Abkommen. Dann ging Shenandoah zurück ins Schiff, um auszuschlafen. Sie würden in den nächsten Tagen viel Arbeit haben und viel rechnen müssen.
     
    *
     
    Alles wurde gesteuert. Es gab auf den Planeten und Monden private Wirtschaft genug. Handel, Verkehr und Verteilung waren gesichert nach einem Muster, das die Sundyborg aus der dunklen Tiefe ihrer Geschichte geerbt zu haben schienen. Aber Bedarf und Herstellungsmengen rechneten die Komputer aus. Was es nicht gab, war echte Konkurrenz. Genaue Definitionen sorgten dafür, daß jedes Erzeugnis einen gewissen Standard weder unter- noch überschritt. Die fünf Geächteten, deren Arbeit inzwischen im gesamten System bekannt war und diskutiert wurde, bildeten die einzige Vereinigung ihrer Art – sie waren eine Gruppe von Privatleuten, die praktisch unbeschränkt arbeiten und unbeschränkte Geldmittel in die Hand bekommen konnten. Natürlich fiel das auf, und ein Programmierer stellte seiner Maschine dieses Problem dar. Er entwickelte ein langes, kompliziertes Programm und ließ alles ausrechnen.
    Mit dem Ergebnis ging er zu seinem Vorgesetzten.
    Und die Mühlen des Komputers begannen zu mahlen; langsam, aber mit unerbittlicher Exaktheit.
    Heller Tag auf Ingstersveen: Durch die Panoramascheiben flutete das Sonnenlicht herein. Fünf Männer und das Mädchen waren hier versammelt, und das Bild auf dem Telewürfel zeigte Ensheela, die ihre Verhandlungen beendet hatte. Treen eröffnete die Diskussion.
    »Wir haben unsere Ausgaben in Höhe von dreißigtausend Credit von der Maschine erstattet bekommen. Insgesamt beträgt, nachdem wir die Einlagen wieder zurückgenommen haben, unser Guthaben jetzt neunundneunzigtausend Credit. Das reicht nicht aus, um uns wegen dieses blöden Gesetzes festzunageln. Jetzt kommt der Plan unseres jungen Wissenschaftlers. Der Konvoi.«
    Shenandoah lag irgendwo und hörte aufmerksam zu.
    »Der Konvoi, wenn wir alle drei Schiffe finden und bergen, ist mehr als eine Million Credit wert, selbst wenn wir nicht den Marktpreis für Kaliumbromidkristalle rechnen. Man braucht sie bekanntlich für die holographischen Versuche, die auf Sandjord gemacht werden.«
    Rodrigo Sarrazin saß unmittelbar vor dem Telewürfel und blickte tief in die Augen seiner Freundin, die etwa eine halbe Million Kilometer entfernt war. Dennoch konnte er komplizierte Fremdwörter aussprechen.
    »Die beiden ersten Schiffe haben wir durch Zufall entdeckt, beziehungsweise standen die Koordinaten für die Golden Flash fest. Haben wir überhaupt eine echte Chance, den Konvoi zu finden?«
    Sarrazin warf Ensheela einen funkensprühenden Blick zu, drehte sich kurz um und sagte selbstbewußt:
    »Selbstverständlich, wenn ich es ausrechne!«
    »Gut. Wir finden also den Konvoi, schleppen ihn ab, landen ihn auf Beta Escader und kassieren eine Million. Anschließend stehen wir alle zum zweitenmal vor Gericht.«
    Treen schaltete sich ein.
    »Alles, was wir tun, ist einmalig und bisher nicht dagewesen. Für unsere Arbeit gibt es keine Parallele. Ich bin dafür, daß wir es darauf ankommen lassen. Immerhin haben wir einige gewichtige Dinge in die Waagschale zu werfen. Was sagt der Komputer, Ensheela?«
    Aus den Seitenlautsprechern eines Bandgerätes ertönte Musik. Auch sie war im Zwölftonsystem von Komputern komponiert worden, und elektronische Geräte spielten sie. Die Musik der Planeten gehörte ebenfalls zu den Rätseln; es gab etwa zwei Dutzend Melodien mit Texten, die alt waren und keinerlei Bezug zu den Sundyborg hatten. Die Melodien waren unlogisch und widersprüchlich, aber von einem auffallendem Schmelz und einer Schönheit, die ergreifend wirkte. Jede Bearbeitung der Maschinen vernichtete die Harmonien. Die Musik, die jetzt hörbar wurde, war seltsam leer und monoton – Komputermusik. Ihr fehlte der geistige Funke.
    »Der Komputer hat wissen lassen, daß die Kristalle nach wie vor Mangelware sind und entsprechend wertvoll. Die Schiffe des Konvois, wenn sie gefunden werden, sollen auf

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