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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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demnächst», sagte Pidge, und da es so
beruhigend normal klang, lockerte sie ihren Klammergriff.
    «Oh, die Frauen sind gut im
Klammern!» bemerkte der Spinnenmann mit herzlichem Lachen und fügte dann etwas
ernster hinzu: «Anastasia und ich haben für eine Weile Waffenruhe geschlossen.
Sie wird mich erst später fressen.»
    «Es tut mir leid, daß ich Jojo
mit dir gespielt habe», entschuldigte sich Brigit.
    «Das ist noch gar nichts gegen
das, was andre Leute anstellen», antwortete der Spinnenmann. «Aber ich bin dir
ja sowieso bald entwischt, es macht also nichts.»
    Allmählich gewöhnten sich ihre
Augen an die Dunkelheit, und es war, wie der Spinnenmann gesagt hatte,
erstaunlich hell dort unten. Das Licht kam durch die Risse in der Decke über
ihnen und warf hie und da staubige Strahlen. Eine Wurzel lief immer neben den
Stufen her, ganz wie ein Treppengeländer.
    «Was ist das für ein Ort?»
fragte Pidge.
    «Ein Eingang; ach, und sehr
alt. Wurde vor Urzeiten von denen benutzt, die sehr weise und klug waren.»
    Trotz der Staubteilchen im
Licht war alles sauber, und das Wurzelgeländer glänzte vom Polieren. Als er nur
den Kopf ein wenig drehte, um seinen Blickwinkel zu verändern, merkte Pidge,
daß die Staubteilchen plötzlich silbern schimmerten und sich dauernd bewegten.
Wie eine Art Universum oder Milchstraße mit Millionen winziger Planeten und
Sonnen, dachte er.
    «Benutzen sie ihn immer noch?»
    «Nein. Sie sind schon lange
fort. Das war einer ihrer Plätze, unter einem heiligen Baum. Die Welt ist ein
gutes Stück älter geworden seit ihrer Zeit, aber kein bißchen klüger.»
    «Es sieht alles so sauber aus.»
    «Warum auch nicht? Halten wir
nicht alles blitzsauber, werden die Treppen nicht jeden zweiten Tag gewischt
und das Geländer abgestaubt und mit feinster Seide poliert?»
    «Ist das der einzige Eingang?»
    «Nein, das nicht Es gibt noch
einen anderen Eingang, aber er ist wie dieser hier schon seit ewigen Zeiten
nicht mehr benutzt worden.»
    «Könnten auch Hunde hier
reinkommen?» fragte Brigit.
    «Bestimmt nicht. Dieser Baum
über uns hat jetzt keinen Spalt mehr, nicht mal eine Spinne würde ihr Bein
hineinstecken können; und der andere Eingang ist so eng, daß ich selbst ihn
nicht finden würde, obwohl ich weiß, daß es ihn gibt Der Abstand zwischen einer
Zwiebel und ihrer Schale wäre ein Riesenspalt dagegen», sagte der Spinnenmann
kichernd.
    Das Geländer begleitete sie bis
hinunter auf den Grund, wo ein Gang mit trockenem Boden und Wänden
weiterführte. Hier war es dunkler. Der Spinnenmann riet ihnen, wieder zu
warten; da sahen sie schwache Schatten an der Wand tanzen, die durch ein Licht
irgendwo am Ende des Ganges entstanden.
    «Geht nur mutig weiter. Habt
keine Angst zu stolpern, denn hier gibt es nichts, worüber man stolpern könnte.
Auch die Köpfe könnt ihr euch nicht anschlagen, denn es waren erwachsene
Männer, die diesen Gang gehauen haben», sagte der Spinnenmann, um ihnen Mut zu
machen.
    Sie gingen den Gang entlang;
der Spinnenmann baumelte an Pidges Finger, und Brigit folgte ihnen. Als sie der
Lichtquelle näher kamen, wurden die tanzenden Schritte deutlicher; bald schon
erweiterte sich der Gang, und sie gelangten an die Öffnung einer großen Höhle.
Die tanzenden Schatten kamen von einem offenen Feuer.
    «Bist du es, den ich rieche,
Mawleogs?» rief eine Stimme.
    «Jawohl, Anastasia, meine
Liebe», antwortete der Spinnenmann, nachdem er die Pfeife aus dem Mund genommen
und sich geräuspert hatte.
    Pidge und Brigit standen eine
Weile nebeneinander auf der Schwelle und schauten hinein. Gegenüber, am anderen
Ende der Höhle, flackerte ein helles Feuer unter einem schwarzen Topf im Kamin,
und davor standen in einem weiten Halbkreis Bänke und Hocker aus Stein. Dort
saß eine sehr dicke Spinnendame, die von Kopf bis Fuß in grobe Stricksachen
nach Art der Aran-Inseln gekleidet war. Auf dem Kopf hatte sie eine Mütze mit
einer bauschigen Quaste, ihr weiter Pullover war dickgestrickt und voller Knubbel
und Zöpfe, wie der lange Rock auch. Ihre Waden steckten in dicken,
linksgestrickten Strümpfen; aber all das sahen sie erst genauer, als sie näher
getreten waren, denn von der Schwelle aus schien sie nur ganz in gesponnene
Wolle gewickelt zu sein. Sie strickte emsig — die Kinder hörten das Klappern
ihrer Nadeln und sahen, wie ihre Arme hin- und herflitzten. Sie saß auf einem
Hocker neben einem riesigen silbernen Spinnennetz. Jetzt schaute sie von ihrer
Arbeit auf.
    «Da

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