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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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gesonnen war oder die Erde mit ihnen teilte, in tödlicher
Gefahr war.
    Die Leute auf der Brücke wurden
immer undeutlicher und verschwommener, lösten sich dann rasch auf und schwebten
in Fetzen durch die Zweige der Bäume davon. In Sekundenschnelle hatten die
Schatten den Acker ebenso unsichtbar verlassen, wie sie über ihn gekommen
waren.
    Die beiden Gestalten sanken nun
still zurück in die Erde, die Vögel waren davongeflogen und die Hasen
fortgehüpft. Bald schon war alles wie weggeblasen, nur in den Erdfurchen
prangten noch Gras, Blumen und junge Schößlinge.
    Hand in Hand wanderten sie den
Hügel hinab.
    «Wie hast du das alles
gefunden?» fragte er sie vorsichtig.
    «Es war wunderschön», sagte sie
mit einem tiefzufriedenen Seufzer.
    Sie hat also nicht alles
wahrgenommen, dachte er. Er sah wieder die Straße vor sich und kam zu einem
Entschluß.
    Aus weiter Ferne war das Bellen
der Hunde zu hören.
    «Sie sind uns wieder auf der
Spur», sagte Brigit
    «Das mußte ja irgendwann
kommen», antwortete er, ohne sich allzu viele Gedanken darum zu machen.
    Sein Kopf war ruhig und klar.
Er hatte beschlossen, daß sie der Straße folgen würden, die zu den Bergen zu
fuhren schien.

 
     
     
     
     
     
    ehr
viel später an diesem Tag kamen sie zu einem Wegweiser, der ihre Aufmerksamkeit
auf einen schmalen Pfad jenseits eines Zauntritts lenkte. Darauf stand:
     

     
    Sie blieben stehen, um zu
lesen, was darauf stand, und gingen weiter, merkten aber bald, daß die Straße
plötzlich durch einen Wall aus dichtem Gebüsch und kleinen Bäumen versperrt
war. Es war seltsam, daß die Straße nicht außen herum führte, und Pidge fragte
sich, ob sie auf der anderen Seite dieser lebendigen Absperrung weiterginge.
Die Büsche wucherten so dicht wie eine Hecke, und hie und da ragte eine junge
Tanne oder eine dünne Bergesche aus dem Dickicht hervor. Zuerst fanden sie
keine Stelle, an der man hindurchsehen und erkennen konnte, was jenseits lag.
Schließlich gelang es ihnen mit Mühe, sich durch eine Lücke über den Wurzeln
eines der jungen Bäume hindurchzuzwängen; aber sie mußten auf dem Boden
kriechen und sich fest aneinanderpressen, um es zu schaffen.
    Und dann entdeckten sie zu
ihrem Entsetzen, daß sie sich am Rand eines Abgrundes befanden.
    Es war eine tiefe, jäh
abfallende Schlucht, auf deren Grund Felsbrocken lagen und deren Wände ganz
kahl waren, bis auf ein paar dürre Sträucher. Es war ein feierlicher, wilder
und majestätischer Ort, und der Anblick überwältigte sie.
    Nachdem sie eine Weile
schweigend hinabgeschaut hatten, sagte Brigit:
    «Das ist ja ein schrecklich
großes Loch. Es gefällt mir gar nicht»
    «Psst», flüsterte Pidge, der
sich vorstellte, daß der Boden unter ihnen nachgeben könnte und was dann
geschehen würde. Jeder Millimeter seines Körpers, der die Erde berührte, war
ganz Spürsinn und Zittern. Er hatte das Gefühl, es sei sogar zu gefährlich zu
sprechen.
    «Kriech zurück», flüsterte er.
«Mach keine plötzliche Bewegung. Sei ganz, ganz vorsichtig.»
    Langsam und sehr behutsam
krochen sie Stück für Stück rückwärts, und Pidge erlaubte Brigit nicht
aufzustehen, bevor sie ganz außer Gefahr waren. Ein paar Minuten lang zitterten
Pidge die Beine, weil er das Gefühl hatte, daß ihm alles mögliche über die Haut
kroch, doch dann ärgerte er sich plötzlich selbst darüber, daß er sich von
solchen Phantasien überwältigen ließ. Die Kante, auf der sie gelegen hatten,
war so fest wie Granit. Vielleicht nicht ganz so fest wie Granit, denn sonst
hätte darauf nichts wachsen können, aber doch fest genug, sagte er sich
vernünftig.
    «Was ist das eigentlich?»
fragte Brigit
    «Ich glaube, es ist ein
Abgrund», antwortete er nach einem kurzen Zögern.
    Genau in diesem Augenblick
bellten die Hunde einander zu, die immer noch ihrer Spur folgten, und Pidge
wurde noch wütender über sich selbst bei dem Gedanken, daß er die falsche
Straße gewählt hatte und daß sie nun in der Falle saßen.
    «Der Fußpfad! Da gibt es
irgendwo eine Brücke auf dem Pfad», sagte er atemlos; sie rannten zurück und
kletterten über den Zaun.
    Ich muß wirklich versuchen,
nicht mehr soviel Angst zu haben und mir nicht um alles Sorgen zu machen,
sondern die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen, sagte er sich sehr entschieden.
     
    Weit entfernt, im Glashaus,
flog ein letzter Funke aus dem Feuerrad, das sich in den Augen der Mórrígan
drehte, und landete auf dem Tisch, nahe dem Pfad, den Pidge und Brigit

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