Die Meute der Morrigan
dürfen, wann immer sie wollen, zwischen
ihren Hörnern Hochseilakte vollführen. Aber hauptsächlich sind wir Freunde,
weil wir ihr die Fliegen wegfangen, die sie zur Raserei bringen. Aus Noras
Sahne haben wir die Butter gemacht Ist sie nicht fein?»
«Ganz prima», sagte Brigit.
«Und meine ganze Wolle bekomme
ich von den Schafen geschenkt Die Fliegen stellen fürchterliche Sachen mit den
armen Geschöpfen an.» Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern. «Maden, wißt
ihr.»
«Bitte, Anastasia, die Kinder!»
sagte Mawleogs.
«Wir essen nich oft Toffeln»,
sagte die kleinste Spinne mutig, erschrak dann aber selbst so darüber, daß sie
sich an einem Kartoffelstückchen verschluckte und von Anastasia an den Füßen
hochgehoben und sanft auf den Rücken geklopft werden mußte, bis es herausfiel.
Sobald sie wieder ruhig atmen konnte, neigte sie den Kopf und suchte den Boden
ab, bis sie es erspäht hatte, und dann trampelte sie auf dem Kartoffelstückchen
herum, um sich zu rächen. Sie kletterte wieder auf ihren Hocker und trank von
ihrer Milch.
«Bekommt die Grille keine?»
fragte Brigit.
«Ach, Batty ißt nich so bald;
er is grad erst aufdestanden», sagte das kleinste Spinnenkind, das sich jetzt
wieder völlig erholt hatte.
Bei diesen Worten kam Batty
hinter dem Feuer hervor, wischte sich die Torfasche von den Kleidern und blies
sie von seiner Fiedel. Er nahm seine Schirmmütze ab und klopfte sie gegen eine
Hockerkante, daß der Staub in Wolken davonflog. Alle husteten, und als sich der
Staub gesetzt hatte, konnte man Batty endlich richtig sehen.
Er trug einen alten Tweedanzug
und die Mütze natürlich; sein kleines Gesicht verschwand fast vollständig
hinter einer dicken Brille.
«Hallo, alle beisammen!» sagte
er und lüftete dabei kurz seine Mütze.
«Selber hallo», antworteten die
Spinnen im Chor.
«Ich ess’ meine Erdäpfel so
nach und nach, wenn ihr alle schon schnarcht», sagte er und stimmte seine
Fiedel.
«Heidideldum! Das wird eine
Nacht!» sagte Mawleogs. «Wir machen ein bißchen Remmidemmi.» Er lächelte breit
und holte eine Flöte, eine Trommel und einen Dudelsack aus einem Kämmerchen
hinter seinem Sitzplatz. Er nickte den Kindern zu.
«Aber erst wird das Geschirr
gewaschen», sagte er, und alle Spinnenkinder, bis auf das kleinste, rannten und
flitzten und spritzten und stritten, und im Nu war das Geschirr sauber. Das
Kleinste kletterte auf Mawleogs Hut und ließ sich auf dem höchsten Punkt
nieder.
«Wer zeigt uns ein paar
Tanzschritte?» fragte Mawleogs und blies einige Töne auf seiner Flöte.
«Ich tanz’ den Fly Land Hing»,
erbot sich ein Spinnenkind schüchtern.
Mit einem Nicken, das Batty
galt, und einem mit dem Fuß auf den Boden getippten Eins-zwei-drei begannen
Mawleogs und die Grille zu spielen. Mit seinem ersten Paar Beinen spielte
Mawleogs die Flöte; das zweite Paar schlug die Trommel, die er seitlich hielt,
damit sie dem dritten Paar Beinen nicht im Wege war, das seinerseits
schwungvoll den Dudelsack bediente. Batty fiedelte und wirbelte durch die
heftigen Bewegungen seines Ellbogens immer wieder Wolken von Staub auf.
Eine kleine Spinne, die mehr
Beine als die anderen hatte, tanzte den unglaublichsten Hing, den die Welt je
gesehen hat. Die anderen klatschten alle im Rhythmus der Musik in die Hände,
und das Kleinste auf Mawleogs Hut trommelte mit den Fäusten darauf herum.
Anastasias Stricknadeln flogen so rasch dahin wie die Musik, und als die
schüchterne Tänzerin am Ende ihres Tanzes angekommen war, hatte sie an jedem
Kleidungsstück mindestens zehn Zoll weitergestrickt Alle klatschten und taten
ihre Begeisterung kund; die Tänzerin verbeugte sich und ging kichernd vor
Verlegenheit zu ihrem Platz zurück.
«Die nächste Nummer!» rief
Mawleogs, und zwei andere Spinnenkinder stellten sich auf. Eines von ihnen
spielte ‹The Flight of The Bumblebee› auf einem Stück Papier und einem Kamm,
und das andere stellte den Flug der Hummel mimisch dar. Lachsalven begleiteten
diese Vorführung, die alle Spinnen unglaublich komisch fanden.
Anastasia legte das Strickzeug
beiseite und ging zum Silbernetz.
«Die fünfte Klasse an die
Harfen», rief sie, und ein paar Dutzend Spinnenkinder liefen in die Ecken,
setzten sich bei halb verborgenen Spinnweben nieder und warteten auf ihre
Einsätze. Anastasia spielte eine wunderschöne, eindringliche Melodie. Nach
jedem Teil hielt sie inne, und ein zartes Echo ihrer Töne schwebte von den
kleinen Musikanten herüber, die alle
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