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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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geschaffen!»
sagten sie zueinander.
    «Geschafft», korrigierte Brigit
sie, woraufhin sie nur noch mehr lachten.
    Obwohl die Stimmung froh und
freundlich war, mußte Pidge an den Abgrund denken und fragte sich, ob es ihnen
gelingen würde, ihn zu überqueren; während Brigit mit den Kleinen herumalberte,
betrachtete er das riesige Silbernetz und das Gewebe, das als Sicherheitsnetz
diente, und machte sich seine Gedanken dazu.
    «Ein Spinnennetz ist sehr
stark, nicht wahr?» fragte er Mawleogs nach einer Weile.
    «Ja, sehr stark! Es ist ein
Traum für jeden Ingenieur, so hörte ich mal einen von euch Menschen sagen.
Jedenfalls wohl beachtlich stark für sein Gewicht.»
    «Könnte man eine Brücke daraus
machen?»
    Mawleogs nahm die Pfeife aus
dem Mund und legte sie hin. Er zog ein Stück Papier und einen Stift aus der
Westentasche und rechnete.
    «Das könnte man. Aber vor
morgen wäre sie nicht fertigzustellen.»
    «Aber», sagte Pidge, «man
könnte es also machen, auch wenn es länger dauern würde?»
    «Na ja, wir könnten jedenfalls
genug dafür spinnen», sagte Mawleogs freundlich und sanft, «aber wir wissen
nie, wie es mit den Luftströmungen ist, wenn man es irgendwo ausspannen will.
Ich hab’ einmal drei Wochen an einer Stelle warten müssen, bis ich
hinüberkonnte.»
    «Ach», sagte Pidge sehr
enttäuscht «Irgendwie dachte ich, als ich das Netz sah, daß ihr uns damit ganz
sicher helfen könntet.»
    «Es tut mir leid», sagte
Mawleogs. «Aber ihr könnt auf jeden Fall über Nacht hierbleiben. Draußen im
Dunkeln ist es viel zu gefährlich für euch.»
    Der große schwarze Topf auf dem
Feuer blubberte fröhlich und hob ab und zu höflich seinen Deckel, weil es
darunter dampfte. Anastasia nahm eine riesige Gabel, hob den Deckel ganz
herunter, und sogleich stieg der Dampf in Wolken auf und trug den Duft von
Kartoffeln in jeden Winkel der Höhle.
    «Die Erdäpfel sind gar», sagte
sie; und mit vier Armen hob sie den Topf vom Feuer und goß die Kartoffeln durch
ein Sieb ab, das sie dann in die Nähe des Feuers stellte, damit die Kartoffeln
hübsch trocken würden. Die Kinder liefen los und holten Untertassen mit dicken
Butterstücken, die sie herumreichten. Pidge und Brigit bekamen die Untertassen
mit den größten Butterstücken. Noch einmal liefen die Kinder los und holten
Teller, Messer und Gabeln. Anastasia stürzte die mehligen, gelben Kartoffeln
auf große Platten und gab dann jedem einen Becher mit frischer Milch. Sie
stürzten sich darauf, spießten die Kartoffeln auf die Gabeln, schälten sie und
bestrichen sie mit Butter. Sie taten etwas Salz darauf und begannen zu essen;
es schmeckte köstlich.
    «Schäl mir ‘ne Toffel», sagte
ein Sümmchen zu Brigit. Sie sah zu dem kleinsten Spinnenkind hinunter. Sein
Gesichtchen war so winzig, daß man es fast nicht sah; und trotzdem wurde es
rot. Stolz schälte sie die Kartoffel und zerteilte sie auf dem Teller der kleinen
Spinne. Dann aß sie etwas von ihrem eigenen Teller.
    «Warum gibt’s eigentlich keine
Fliegen zum Abendessen?» fragte sie im Plauderton.
    «Oh, Brigit!» sagte Pidge.
    Eine Weile herrschte
überraschtes Schweigen.
    «Hättest du gern Fliegen zum
Abendessen gehabt?» fragte Anastasia besorgt.
    «Nein, wirklich nicht.»
    «Na ja, das haben wir uns
gedacht. Darum haben wir auch keine geholt», sagte Mawleogs schlicht
    «Ihr eßt also welche?»
    «Nun ja, irgend jemand muß es
ja tun, sonst könntet ihr euch vor Fliegen nicht mehr retten.»
    «Wie schmecken sie denn?»
    «Manchmal so und manchmal so.
Zum Beispiel nach gebratenen Wachteln oder nach Huhn oder Würstchen oder so
ähnlich», erklärte Mawleogs.
    «Aha», sagte Brigit und machte
sich wieder an ihre Kartoffeln.
    Pidge war erleichtert, daß
niemand auch nur andeutungsweise beleidigt war.
    «Das sind sehr gute ‹Golden
Wonders›; wir ziehen sie immer zu Hause», sagte er und warf einen kurzen Blick
zu Brigit hinüber in der Besorgnis, sie könne plötzlich die Fassung verlieren,
weil er die Worte ‹zu Hause› so gedankenlos ausgesprochen hatte; aber sie trank
unbekümmert ihre Milch und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab.
    «Der Bock und die Schafe dort
oben haben sie aus einem Acker gestampft und mit ihren Nasen vor sich
hergeschoben, bis sie durch die Löcher im Dach ins Sicherheitsnetz gefallen
sind. Nora hat uns die Milch gegeben», erklärte Mawleogs.
    «Wer ist denn Nora?» fragte
Brigit.
    «Ein sehr liebes Wesen,
Schätzchen», antwortete Anastasia. «Die Kinder

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