Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
Vom Netzwerk:
Schläue hilft hier
nichts; er wird den Bälgern kaum von Nutzen sein. Und sollten sie loslaufen,
werden die Hunde ihn mit Vergnügen in Stücke reißen.»
    Kaum hatte sie ausgesprochen,
stieß die Mórrígan einen Entsetzensschrei aus. Ihre Augen funkelten finster,
ihre Kniescheiben zuckten heftig an ihren Beinen auf und nieder, und ihre Zehen
standen senkrecht nach oben. Sie zischte vor Wut und spuckte wie eine Wurst in
der Pfanne.
    «Was ist denn los?» fragten die
anderen, weil sie nichts auf dem Tisch sahen, was diesen Zorn gerechtfertigt
hätte.
    «Etwas vom Dagda ist an meinem
Armband! Etwas Gutes an meinem Handgelenk!», antwortete sie mit rauher Stimme,
die vor Abscheu bebte.
    Sie zeigte auf einen roten
Ausschlag, der sich in Flecken auf ihrer Haut verbreitete, und dann griff sie
blitzschnell an ihr Armband und riß das goldene Schloß Durance ab. Sie hielt es
zwischen Daumen und Zeigefinger fest und schüttelte es heftig.
    Ein Gegenstand, zu klein für
ein menschliches Auge, fiel heraus Er landete unsichtbar auf dem Tisch und
wurde allmählich sichtbar. Er wuchs, und man erkannte ein helles Ding, kleiner
als das winzigste Samenkorn. Es wurde größer und größer und war nun
offensichtlich die Glaskugel.
    Bebend vor Haß pickte sie sie
mit ihren spitzen Fingernägeln auf.
    Plötzlich war die Luft kälter.
    Ein leises Zischen entfuhr der
Mórrígan durch ihre geschlossenen Zähne.
    Die Glaskugel wurde noch
größer, und als sie sie schüttelte, rieselte der künstliche Schnee.
     
    Als die Wanderer etwa die
Hälfte der weiten Strecke zwischen dem Weizenfeld und dem Wald zurückgelegt
hatten, schlug das Wetter um. Gerade war die Welt noch ruhig im Sonnenschein
gelegen, und jetzt wurde die Luft plötzlich kalt, und ein hinterhältiger Wind
erhob sich. Brigit begann sich schon bald zu beklagen, daß sie vor Kälte
umkomme.
    Es war ein kalter Wind, ein
frostiger Wind, unter dem das Gras schwankte und silbrig aufglänzte.
    Der Himmel hatte sich
verändert. Die wäßrige Sonne sah aus wie eine dünne Scheibe von einer Rübe,
blaß orange und mit blauen Flecken. Der Himmel war bleich und leer.
    Augenblicklich fiel die Kälte
ein. Der scharfe Wind zerrte an ihnen, bis ihre Ohren sangen. Er fuhr ihnen ins
Haar und ließ sie im Nacken frösteln, und er nagte grausam an ihren Gesichtern,
als sei er ein Frostwolf mit Zähnen aus Eis. Der Boden zu ihren Füßen gefror,
und Brigit fand einen froststarren Blätterpilz, zart rosafarben und ledrig,
dessen Form ihr in ihrer Seltsamkeit vollkommen vorkam, obwohl er fest und
schwer und steinhart war.
    Sie standen zitternd da in
ihren Sommerkleidern, völlig überrascht davon, wie schnell alles gegangen war.
    Pidge schaute zurück und sah in
der Ferne die Umrisse der Hunde, die im schwachen Licht ganz grau aussahen.
    “Sie haben aufgeholt», sagte
er, und Curus Nackenhaare stellten sich auf.
    «Ich sterbe vor Kälte, Pidge»,
sagte Brigit Ihr Kiefer zitterte so, daß ihre Zähne zu klappern schienen.
    Er wühlte in seiner Tasche und
tastete mit steifen Fingern in dem Lederbeutel nach einer Haselnuß.
    Als er endlich eine Nuß
hervorgeholt hatte, lag sie leicht hüpfend auf seiner zitternden Hand. Als er
schon meinte, sie würde sich nie öffnen, sprang sie ganz plötzlich auf. Er
mußte nun seine Arme ausstrecken, um die Schätze aus der Nuß halten zu können,
die immer größer wurden. In seinen Armen hielt er zwei Kapuzenmäntel aus einer
Art weißem Leder mit passenden Stiefeln und Handschuhen. Der größere Mantel war
mit einem roten Pelz eingefaßt, der kleinere mit einem blauen. Sie schlüpften
hinein, so rasch sie konnten, und stellten zu ihrer Erleichterung fest, daß
ihnen sofort warm wurde. Nur ihre Hände froren noch. Mit klammen Fingern
bemühten sie sich, ihre Sandalen zu öffnen, wobei Pidge Brigit schließlich
helfen mußte, und dann schlüpften sie in ihre Stiefel. Brigit zog die
Handschuhe über ihre Finger; das Fell in ihrem Inneren fühlte sich weich und
warm an wie Schwanenfedern, und ihre Hände erwärmten sich von den Fingerspitzen
herauf
    «Es ist, als hätten wir
Federbetten an — und wir sehen aus wie Eskimos», sagte sie und schmiegte sich
mit hochgezogenen Schultern in die Kapuze.
    Pidge legte die Sandalen
paarweise flach zusammen und steckte sie in die Schultasche. Dankbar zog er die
Handschuhe über, und nun waren sie bereit zum Weitergehen.
    Da begann sich Brigit um Curu
Sorgen zu machen, weil in der Nuß nichts für ihn war und er so geduldig in

Weitere Kostenlose Bücher