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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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sahen
Wasserfälle niederstürzen, die so weit entfernt waren, daß sie ihr Tosen nicht
hören konnten, und überall blitzte es auf von Sonnenstrahlen, die auf Quarzit
oder Wasser fielen.
    Während sie um die Flanke des
Berges gingen, taten sich hinter der Höhe zu ihrer Linken neue Ausblicke auf.
Einmal sahen sie ein grasbewachsenes Hochplateau, auf dem Schafe gemächlich um
eine kreisrunde Senke grasten, in der ein tiefblauer See lag. Das gelegentliche
Blöken der Schafe schien von einem anderen Stern zu kommen. Die Abhänge der
Hügel waren voller Sonnenflecken, und wenn die Schäfchenwolken am Himmel
weitertrieben, glitten ihre Schatten über die Matten.
    Sie blieben eine Weile zwischen
Glockenblumen und rosafarbenem Heidekraut stehen, um des Vergnügens willen, die
Vögel einmal im Himmel unter sich gleiten und segeln zu sehen. Sie
erinnerten sich daran, wie es gewesen war, als der Drachen sie emporgehoben
hatte, und sie wünschten, selbst mit richtigen Flügeln fliegen zu können, weil
es so wunderbar aussah, wenn die Vögel mit gebogenen Schwingen ihre Kreise
zogen und sich träge von den Luftströmen dahintragen ließen.
    Während sie dastanden, wartete
Curu. Seine Augen forschten und prüften ununterbrochen, und seine Nase ließ
nicht ab, die Luft zu untersuchen. Er hörte nie auf, die Welt rundum
wahrzunehmen, doch immer auf die Art, die für ihn zählte. Beinahe ohne es zu
merken, hatte Pidge seine Gewohnheit aufgegeben, nach den Hunden Ausschau zu
halten; diese Aufgabe überließ er ganz und gar Curu, der es am besten konnte.
Schließlich gehörte es zu seinem Tagewerk.
    Als sie schließlich
weiterwanderten, führte der Weg sie bis zur anderen Seite des Berges, bevor er
sich sanft abwärts neigte und sie in das zweite Tal hinabschauen konnten.



 
     
     
     
     
     
    on
dem Platz, an dem sie standen, konnten sie in ein weites, liebliches Tal
hinabsehen, das tief unter ihnen lag. Es war grün und fruchtbar; Teile davon
waren bewaldet, und in ferner Höhe stürzte ein glänzender Wasserfall herab. Der
Talgrund dehnte sich lang aus, wurde dann schmal und wand sich um den Ausläufer
eines der sich zu ihrer Linken erhebenden Berge. In der Ferne war er wieder als
enge Schlucht zu sehen, und schließlich verbarg er sich, verdeckt von dem
vorspringenden Fuß einer steil aufragenden Felskanzel, an der das Wasser
herabfiel. Das Ende des Tales konnte man nicht sehen. Was in der Ferne vor
ihren Blicken lag, schimmerte in der Sonnenhitze.
    Sie konnten nicht anders, als
sich hier oben weit ab von der übrigen Welt zu fühlen. Tiefste Stille
herrschte, so intensiv, daß Pidge den Eindruck hatte, er könne sie mit Händen
greifen wie ein festes Ding. Sie gerieten beide in eine träumerische Stimmung.
Wenn einer sprach, hatte der andere das Gefühl, seine Stimme komme von weither,
so wie das sanfte Blöken der Schafe von den Sternen gekommen zu sein schien.
    Die Erde ist still, dachte
Pidge.
    «Ich glaube, ich werde
Bergbesteiger, wenn ich groß bin», sagte Brigit mit schläfriger Stimme.
    Pidge lachte still in sich
hinein. Er machte sich nicht die Mühe, ihr das richtige Wort zu sagen; es war
nicht wichtig.
    «Die Welt ist schön», sagte er.
Es war, als merke er es zum allerersten Mal.
    Kurz darauf begannen sie den
Abstieg. Ganz allmählich, Schritt für Schritt, verlor sich ihr träumerischer
Zustand, und als sie den halben Weg nach unten zurückgelegt hatten, war er ganz
vergangen, und Pidge dachte: Jetzt weiß ich, was es heißt, ‹mit beiden Beinen
fest auf der Erde zu stehen›.
    Sie hielten nur noch einmal
inne und sahen entzückt zu einer großen Schar weißer Vögel auf, die über sie
hinwegflogen und in deren Mitte sie ein Schwanenpaar sahen, das mit einer
Silberkette verbunden war. Sie wußten, daß es dieselben Vögel waren, die sie
verborgen hatten, als sie mit dem Drachen flogen, aber es waren nicht mehr so
viele. Die Vögel flogen hinab ins Tal und verschwanden dann hinter einem der
Berge.
    «Wohin die wohl fliegen?» sagte
Brigit.
    Aber das konnte natürlich
niemand beantworten.
    Schließlich langten sie in der
Talsohle an.
    Nachdem sie lange Zeit gegangen
waren und kurz bevor sie das Ende des Tals erreichten, wo es schmaler wurde,
ließen sie sich neben dem Weg nieder, um zu rasten, und lehnten sich an einen
großen Stein, der warm war von der Sonne. Kurz darauf erhob sich ein leichter
Wind, und sie sahen, daß überall bunte Handzettel oder Flugblätter herumgeweht
wurden.
    Eines davon flatterte

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