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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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gemein! Das ist
gemein!»
    Curu beobachtete sie
verwundert, aber Pidge wartete ein paar Minuten und sagte dann:
    «Komm Brigit, setz dich zu uns.
Wir überlegen uns was.»
    «Probierst du eine andere Nuß?»
    «Ja. Aber setz dich erst hin.»
    Während Brigit noch eine Weile
ihren mächtigen Zorn austobte, hob Pidge den Deckel von einem dampfenden
Steinguttopf, um zu sehen, was darin war. Er war mit heißer Suppe gefüllt
    «Möchtest du was davon, Curu?»
fragte er.
    Curu schüttelte den Kopf
    Pidge deckte den Topf wieder
zu. Er machte sich nicht die Mühe, in die anderen dampfenden Schüsseln zu
schauen, denn auch ihm war keineswegs nach Essen zumute.
    «Weißt du», begann Curu, der
seinen Gedanken nachhing, «es ist hellichter Tag, und ich hätte Todesangst in
einer Stadt Ich bin nur ein gewöhnlicher Fuchs. Es mag ja sein, daß ich einen
Schritt aus der gewöhnlichen Welt gemacht habe und mich in Tír-na-nÓg
wiederfand — aber woher weiß ich, daß nicht das Gegenteil geschieht und ich
mich im nächsten Augenblick in unserer eigenen Welt wiederfinde? Dann wäre ich
mitten unter meinen Feinden und ganz ausgeliefert; die Hunde auf den Straßen würden
mich töten und in Stücke reißen.»
    «Ich versteh’ dich schon»,
sagte Pidge freundlich.
    Brigit stand mit hochrotem Kopf
vor ihnen.
    «Hast du dich wieder beruhigt,
Brigit?»
    «Ja», sagte sie barsch und
setzte sich wieder neben Curu.
    Die zweite Nuß öffnete sich
nicht. Sie warteten eine ganze Weile; schließlich steckte Pidge sie wieder in
das Säckchen und verstaute es gut in seiner Hosentasche.
    «Ich glaube nicht, daß es die
falsche Nuß war. Die erste ist die richtige», sagte er.
    Plötzlich erstarrte Curu.
    «Es kommt jemand», flüsterte
er, und leise wie seine Worte war er hinter dem Felsbrocken verschwunden, um
sich zu verstecken.
    Die Kinder beobachteten den
Teil des Weges, der hinter dem Fuß des nächsten Hügels verschwand, neugierig
auf das, was dort auftauchen würde.
    Gleich darauf erschien eine
Gestalt; eine sehr merkwürdige Frau kam auf dem Weg heran. Sie war grobknochig
und ziemlich groß, und sie hätte noch größer gewirkt, wenn sie nicht ihren Kopf
nach vorne hätte fallen lassen, so daß er auf ihrem knochigen Brustkasten lag.
Ihr gelbes Haar war wild und verfilzt, ihr grünes Kleid schmuddelig und
zerrissen, und es flatterte ihr in Fetzen um die Waden. Ein langer Dorn hielt
ihr schäbiges Umhängetuch auf der Brust zusammen, und sie ging barfuß.
    Wie sie so daherkam, sah sie
aus wie ein Geschöpf, das zwischen zwei starken Gefühlen hin- und hergerissen
wird. Einen Augenblick lang schien sie von Zorn beherrscht zu sein — wie Brigit
— , dann schlug sie mit ihrem Stock Funken aus den Felsen und hieb wütend auf
Büsche ein; und im nächsten Augenblick schwankte sie unter einer schrecklichen
Sorgenlast und torkelte von einer Seite des Weges zur anderen.
    Brigit starrte sie entgeistert
an. Dann sagte sie sich, die Frau müsse betrunken sein, und rückte näher an
Pidge heran, um sich in Sicherheit zu bringen.
    Nun sahen sie, daß es auf die
Frau regnete.
    Das war das Allerseltsamste,
denn es schien den Kindern, als falle der Regen nur auf sie herab und spritze
dann auf die kleine Schar Enten und Gänse hinunter, die ihr folgten, dabei in
ihrer eigenen Sprache miteinander schwatzten und sich über die Regentropfen
freuten, die von der Frau auf sie herabfielen. Auch wenn sie noch so zornig
wurde, hörte der Regen nicht auf, und das lag daran, daß ihr Kummer größer war
als ihr Zorn.
    Die Kinder standen auf, preßten
sich gegen den Felsen und sahen mit angstvollen Augen, wie sie sich näherte.

 
     
     
     
     
     
    ie
Frau schien weder die Enten und Gänse noch ihre Umgebung oder sonst irgend
etwas auf der Welt wahrzunehmen, wie sie so ihres Weges ging; aber sie sprach
die ganze Zeit mit sich selbst Als sie näher kam, hatte gerade ihre traurige
Seite die Oberhand, und Pidge und Brigit hörten sie sagen;
    «...und Falleri-Falleras gibt’s
überhaupt nicht in meinem Leben; nichts zum Verwöhnen, wie ein Paar Stiefel.
Na, ich hab’ einfach nichts zu wählen, so ist es nun mal. Schaust mich ja kaum
an, und ich so leicht, wo mir soviel fehlt, du könntest mich von der Hand
pusten. Der Wind wühlt mir mit harten Fingern in den Kleidern, und der Regen
prasselt auf mich runter; wenn ich bloß einen Bissen Warmes kriegen könnt’,
dann wär’s mir egal, daß ich nur die nackte Erde unter den Füßen hab’ oder daß
ich naß

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