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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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er nicht.
    «Wieder so ein scheußlicher
Ort! Er ist mir zuwider», sagte Brigit schließlich.
    Aber Pidge schwieg.
    Denn ihm wurde nun klar: Nach
allem, was sie hinter sich gebracht hatten, waren sie jetzt an einer Stelle, an
der es wirklich nicht weiterging. Aus dem grauen Stein gab es keinen Ausweg.
    Das war ein vernichtender
Schlag.
    Er bat Brigit zu warten und,
wenn möglich, nicht zuviel Angst zu haben; dann ging er in die Hocke und
schnellte sich die Wand hinauf. Obwohl er mit der einen Hand den Kieselstein
umklammert hielt, gelang es ihm, sich oben an der Mauer festzuhalten, mit
seinen Zehen irgendwo Halt zu finden und hinaufzuklettern. Er schwang ein Bein
hinüber und saß nun auf dem Felsen; die Hand schützend gegen den Wind über die
Augen gelegt, schaute er in die Runde, um zu sehen, wo sie eigentlich waren.
    Das Herz blieb ihm beinahe
stehen. Er sah Steinwall hinter Steinwall in düsteren Ringen um den Platz
liegen, den sie erreicht hatten. Sein betäubter Blick wanderte über die Wälle
hin, und es waren so viele, daß es schien, als blicke er über die gefrorenen
Wellenkämme eines schmutziggrauen Meeres, die in einem riesigen Wirbel zu einer
Stelle in der Mitte liefen, und er erkannte, daß er und Brigit im leblosen
Mittelpunkt dieses steinernen Meeres saßen. Der Mut verließ ihn, und
Verzweiflung erfüllte ihn, als er merkte, daß es keinen Ausweg gab. Wenn nur
der tückische Wind aufhören wollte, dann würde er vielleicht einen Weg
entdecken. Sein Kopf glühte, und er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Er
starrte noch eine Weile über die Felswälle, als ihn plötzlich mit aller Wucht
die Erkenntnis traf
    «O nein!» rief er in tiefer
Verzweiflung.
    «Was ist? Was ist?» rief Brigit
erschrocken hinauf
    «Wir sind in einem Irrgarten»,
antwortete er kläglich.

 
     
     
     
     
     
    omm
runter, komm runter, Pidge!» schrie Brigit, und er sprang hinunter und starrte
sie an. Er war wie betäubt. Wenn sie ihn nicht gerufen hätte, wäre er
vielleicht weiter nutzlos da oben sitzen geblieben. Er war zu keiner Überlegung
fähig. Wie irr schweiften seine Gedanken zu Curu, und er fragte sich, ob er
jetzt irgendwo tot daläge. Ganz plötzlich überkam ihn der Impuls, den schauderhaften
Stein wegzuwerfen; ihn über diese wahnwitzigen Mauern zu schleudern, so weit er
nur konnte. Es war einfach zuviel für ihn gewesen. Wenn er ihn wegwarf, dann
würde alles das vorbei sein, dachte er zutiefst niedergeschlagen und ohne einen
Funken Hoffnung. Der Dagda würde dann natürlich den Kampf verlieren, aber müßte
er uns nicht helfen? dachte er unglücklich. Warum hilft er uns nur nicht?
    Im selben Augenblick fiel ihm
ein:
    Natürlich! Die Haselnüsse! Ich
muß es mit einer Haselnuß versuchen!
    Er war jetzt wieder bei Sinnen,
und seine Hand nestelte fieberhaft an dem Beutel in seiner Hosentasche. Er fand
eine Nuß und holte sie mit Daumen und Zeigefinger hervor. Sie sprang auf, bevor
er sie auf seine Handfläche legen konnte, und eine Hälfte fiel zu Boden. Sofort
zeigte sich in der zurückbleibenden Hälfte etwas Sanftgraues, Wunderschönes,
und darin eine Mischung irisierender Farben. Eine halbe Sekunde später saß ein
rundlicher Tauberich auf seinem Zeigefinger, der in aller Ruhe sein Gefieder
schüttelte und mit den Augen zwinkerte.
    «Ich bin Radairc», sagte er.
«Brieftaube erster Klasse. Zu euren Diensten. Laßt mir einen Moment Zeit, die
Gegend zu erkunden.»
    Es sah eindrucksvoll aus, wie
er auf Pidges Finger zum Flug ansetzte und sich dann in die Luft schwang. Seine
klatschenden Flügelschläge schallten in ihren Ohren.
    Er schien für immer
verschwunden zu sein, aber in Wirklichkeit kam er nach wenigen Sekunden zurück,
und wieder ließ er sich mit heftigen Flügelschlägen auf Pidges Finger nieder.
    «Es ist nicht so schlimm wie es
aussieht», sagte er beruhigend. «Ein paar Mauern sind zerbrochen, und ich kann
euch hinausführen. Das ganze ist ein Trick der Mórrígan, aber wenn ihr tut, was
ich sage, kann es sein, daß er nicht so gut funktioniert, wie sie hofft.»
    «Was hofft sie denn?» fragte
Pidge voller Angst.
    «Sie hat das alles
hergezaubert, um euch aufzuhalten, so daß sie in der Nähe ist und zuschlagen
kann, wenn der Große Aal euch am See erwartet. Es ist nicht, um euch
einzufangen, ihr sollt nur nicht so schnell vorwärtskommen, damit sie aufholen
kann. Versteht ihr?»
    «Ja», sagte er grimmig.
    «Aber was hat das alles zu
bedeuten?» fragte Brigit mit ängstlicher Stimme.
    «Wir

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