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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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sollten uns darüber jetzt
keine Sorgen machen, Brigit. Wollt ihr einfach tun, was ich euch sage?»
    Sie nickte, und Pidge nickte
auch.
    «Gut. Zuerst werdet ihr ein
Stück zurückgehen müssen. Fertig? Dann kommt!»
    Radairc erhob sich wieder in
die Luft. Er flog sehr niedrig und führte sie eine Strecke des Weges zurück;
dann ließ er sich auf einer der Mauern nieder. Sie beeilten sich, ihn
einzuholen, denn sie sahen in ihm ihre einzige verzweifelte Hoffnung.
    «Klettert hinüber», rief er.
«Die Mauer, die im nächsten Durchgang genau gegenüber liegt, ist eingefallen.»
    Pidge kletterte in der
erprobten Weise auf die Mauer, und als er rittlings auf ihr saß und sicheren
Halt hatte, streckte er den Arm hinunter und faßte Brigit mit der einen Hand,
während sie sich am Handgelenk der anderen festhielt, der Hand, die den
Kieselstein umklammerte. Er zog, und sie half strampelnd mit den Füßen nach,
und so gelangte sie hinauf Pidge sprang auf der anderen Seite hinunter und
streckte ihr seine Arme entgegen. Mit wildentschlossener Miene und
zusammengebissenen Zähnen ließ sie sich hinunterfallen.
    «Gut gemacht», sagte Radairc
aufmunternd. «Keine Zeit zu verlieren. Weiter jetzt. Gerade über die Mauerlücke
gegenüber!»
    Sie liefen über den Weg auf die
Lücke zu, und Pidge fühlte sich wieder entmutigt, wenn er daran dachte, wie
endlos viele solcher Wälle aus grauem Stein noch vor ihnen lagen.
    «Hier geht’s weiter!» sagte
Radairc, und wieder flog er vor ihnen einen Weg entlang und hielt an, als eine
Mauer kam, die sie als Abkürzung überklettern konnten.
    «Es gibt keinen einfachen Weg
hier heraus», sagte er, während sie kletterten. «Es wird harte Arbeit sein.
Aber ich habe den kürzesten Weg ausgekundschaftet, mit dem ihr doch in der Nähe
des Lough Corrib herauskommt. Versucht einfach, das Glück im Unglück zu sehen —
jetzt seid ihr unter meiner Obhut, und ich werde euch nach Hause bringen.»
     
    Weit weg in Shancreg stand der
alte Mossie Flynn immer noch in seinem Glashaus.
    Seine Aufmerksamkeit wurde
plötzlich von seiner Katze angezogen. Irgend etwas hinter Mossie fesselte sie,
und sie starrte es wie gebannt an. Mossie drehte sich um und folgte ihrem
Blick.
    Er sah etwas, das er für ein
Spinnennetz hielt, und er ging hin, um es sich anzuschauen und herauszufinden,
was die Katze daran so interessieren mochte. Es war ein sonderbares Ding. Er konnte
keine Halteschnüre aus silbrigen Fäden finden, die es irgendwo befestigten.
Seine Neugier wurde noch lebhafter, und er verdrehte den Kopf, um es von unten
anzuschauen. Dann nahm er es von der Seite in Augenschein, und schließlich ging
er ganz darum herum. — Es schwebte völlig frei in der Luft.
    Mossie schloß, daß er eine
wunderbare naturwissenschaftliche Entdeckung gemacht habe. Die Freischwebende
Spinnwebe von Shancreg, sagte er zu sich.
    Er untersuchte das Ding noch
einmal und bemerkte dabei eine kleine Staubwolke, die darüber herumwirbelte.
    «Ein sehr sonderbares Ding!»
rief er schließlich aus. «Mal sehen, ob es herumsegelt!»
    Er füllte seine Lungen und
blies das Ding an, das er immer noch für ein Spinnennetz hielt.
    Es zitterte nicht unter seinem
Atem, es segelte auch nicht davon, sondern fiel zu seiner Enttäuschung in sich
zusammen und wurde zu Staub.
    Ganz plötzlich, während Pidge
und Brigit gerade über eine weitere Mauer klettern wollten, kam ein warmer
Windstoß, und all die grauen Mauern zerbröckelten mit leisem Gewisper und
zerfielen zu Staub. Der Geruch war verschwunden, und der Staubwind hatte
aufgehört.
    Radairc flog über ihnen und
rief:
    «Großartig! Großartig! Weiter!
Einen tüchtigen Spurt! Ihr könnt es schaffen!»
    Er redet wie ein Sporttrainer,
schoß es Pidge durch den Kopf.
    In größter Eile rannten sie
jetzt nach Osten.
    «Mir nach! Mir nach!» rief
Radairc ununterbrochen.
    Flüchtig dachte Pidge über die
Frage nach, wie die Mórrígan wohl den Irrgarten gemacht habe. Wie gut, daß er
und Brigit nicht wußten, daß sie in ihrem Fingerabdruck herumgeirrt waren, daß
die sonderbaren Blasen ihre Schweißperlen waren und daß das Glitzern auf den
Felsen ein Überzug von derselben süß und eklig riechenden Feuchtigkeit war.
    Er warf einen angsterfüllten
Blick zurück, und in seinem Schrecken war er sicher, daß die Mórrígan und ihre
Hunde näher gekommen sein mußten. Das Entsetzen trieb ihn an, noch schneller zu
laufen, und Brigit an seiner Hand hielt Schritt. Dankbar gehorchten sie allen
Befehlen

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