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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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da klopfte
es an der Tür.
    «Wer ist das?» fragte Breda
überrascht.
    «Psst, horch!» flüsterte
Melody.
    Draußen sagte eine Stimme:
    «Es gibt also tatsächlich ein
Glashaus — genau an der angegebenen Stelle — soweit stimmt’s immerhin.»
    «Mach die Tür auf», sagte
Melody leise.
    Vor der Tür des Glashauses
stand der Wachtmeister.
    «Es ist ein edler Wilder»,
sagte Breda, die an der Tür stand, zu Melody gewandt.
    Der Wachtmeister sah sich
suchend um, wen sie meinen könnte. Als er merkte, daß niemand hinter ihm stand,
wurde ihm klar, daß sie von ihm sprach.
    «Ich bin kein edler Wilder,
Madam», erklärte er.
    «Er ist ein unedler Wilder»,
informierte Breda Melody.
    «Ich bin überhaupt kein Wilder,
gute Frau. Ich bin ein Wachtmeister!» wurde ihr mit fester Stimme versichert.
    «Es ist ein
Polizeiwachtmeister», berichtete Breda.
    «Jeder kann sich mal irren»,
sagte der Wachtmeister galant.
    Melody betrachtete ihn durch
einen Feldstecher.
    «Ich hätte es mir denken
können!» rief sie. «Sieh dir diese schönen Schultern an, die Kopf und Kragen
tragen, und die kräftigen Muskeln, die seine Hosennähte sprengen. Wirklich ein
Bild von einem Mann!»
    «Jetzt, wo du es sagst», meinte
Breda, während sie ihn durch ein Vergrößerungsglas beäugte, «muß ich auch
feststellen, was für ein Musterkörper das ist! Diese männlichen Kinnbacken!
Diese stählernen Augen! Die herrlichen Brauen! Die mächtige Nase, die wie eine
Galionsfigur aus seinem Gesicht ragt! Ein stubenreines Vollblut! Le dernier
cri!»
    «Sonst noch was?» fragte
Melody.
    «Das ist alles», antwortete
Breda.
    Melody lächelte den
Wachtmeister strahlend an.
    «Wurden Sie als Kind mit
gehacktem Riementang ernährt? Was ist das Geheimnis Ihres wunderbaren Körpers?»
fragte sie mit affektiertem Lächeln.
    «Die Buttermilch hat’s
gebracht», gestand der Wachtmeister schamhaft erfreut. Die offene Bewunderung
der Damen hatte ihn vollständig entwaffnet.
    «Was Sie nicht sagen», äußerte
Melody interessiert. «So, so, so!»
    «Lächeln Sie mal freundlich,
bevor Sie gehen, bitte schön. Ich mache immer so gern einen Schnappschuß von
allen Berühmtheiten, Ausstellungsstücken, Raritäten und Antiquitäten, die mir
über den Weg laufen», sagte Breda, während sie einen Fotoapparat hervorholte
und auf ihn richtete.
    Der Wachtmeister lächelte
töricht. Es war ihm bewußt, aber er konnte es nicht verhindern.
    «Es zieht fürchterlich»,
zwitscherte Melody von drinnen. «Könntest du bitte die Türe schließen?»
    «Sie sehen ja, lieber
Wachtmeister...», sagte Breda entschuldigend.
    «Ja, natürlich», sagte der
Wachtmeister, ohne zu wissen, was er eigentlich sehen sollte.
    «Also dann, tschüs und ade»,
sagte Breda und schloß rasch die Tür.
    Der Wachtmeister stand einen
Augenblick verdattert da. Er merkte, daß irgend etwas schiefgelaufen war.
Irgendwas war vergessen worden! Natürlich! Er selbst war ja vergessen
worden, wo er doch erwartet hatte, hineingebeten zu werden, bevor die Tür
geschlossen wurde. Das war es wohl. Es war alles so schnell gegangen, daß er
sich hatte überrumpeln lassen. Dabei waren sie so höflich — die beiden
charmanten und vernünftigen Damen mußten sich geirrt haben.
    Während er darüber nachdachte,
ging er langsam weg und rieb sich dabei vor Verwirrung mit dem Finger die Nase.
    Als er ein paar Meter weit
gekommen war, blieb er stehen. Du meine Güte! sagte er zu sich selbst. Ich war
ja ganz verblendet und habe meine Pflicht vergessen. Das war’s, was ihm so
komisch vorgekommen war!
    Er ging wieder zum Glashaus zurück
und klopfte an die Tür.
    Diesmal öffnete Melody. Der
Wachtmeister war in zuversichtlicher Erwartung, herzlich, ja überschwenglich
empfangen zu werden.
    «Wer ist da?» fragte Breda von
drinnen.
    «Es ist dieser Idiot mit dem
Gesicht wie ein zerquetschter Holzapfel», sagte Melody.
    «Was?» sagte der Wachtmeister,
der glaubte, er hätte sich verhört. «Polizisten kriegen solche Gesichter, wenn
sie verbotenen Alkohol trinken, nachdem sie ihn bei hart arbeitenden
Schwarzbrennern konfisziert haben. So geht’s, wenn man illegalen Whiskey
säuft!» sagte Breda.
    «Beweisstücke sollte man eben
nicht trinken», sagte Melody streng und hob drohend den Finger vor sein
Gesicht.
    Der Wachtmeister wurde rot vor
Wut und Scham. Woher wissen die das? dachte er. Stimmt das denn mit meinem
Gesicht? Heute morgen, als ich in den Spiegel sah, war’s noch ganz in Ordnung.
Sie haben es einfach so

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