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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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krachten laut, wenn
der Wind in sie hineinfuhr, und das Boot bewegte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit
vorwärts. Immer noch wies der Mann zum See, und das Boot hielt unverwandt
seinen Kurs, als müsse es, gemeinsam mit dem Wind, den Wünschen des Mannes
gehorchen.
    Schon kamen sie am Deich
vorbei. Merkwürdig, erst gestern bin ich dort oben entlanggeradelt, ohne zu
ahnen, was noch alles geschehen würde, sagte sich Pidge. Er hielt Brigit fest
im Arm. Er dachte, sie hat wohl zu große Angst, um etwas zu sagen.
    Das Blitzen hörte auf, und eine
fürchterliche Schwärze umgab sie, durch die sie überhaupt nichts mehr erkennen
konnten. Brigit klammerte sich an ihn, und er drückte sie an sich, so fest er
konnte, um sie zu trösten. Regen strömte herab und durchnäßte die Segel.
    «Dunkelheit und Licht sind alte
Gefährten, die zwei Seiten eines Ganzen. Sie sind Teil des großen natürlichen
Gleichgewichts. Das eine hätte nicht einmal einen Namen, wenn es das andere
nicht gäbe. Fürchtet die Dunkelheit nicht», sagte der Mann schlicht und
sachlich. Der Ton, in dem er sprach, machte deutlich, daß er sich wenig oder
gar nichts aus dieser seltsamen, undurchdringlichen Dunkelheit machte.
    Doch sie dauerte noch eine
Weile an, und sie war dicht und furchtbar und schwer auszuhalten. Es war
unheimlich, draußen in so einem kleinen Boot zu sitzen und nicht zu wissen,
wohin die Reise ging. Wenn nur irgend etwas zu sehen gewesen wäre, wenigstens
die Oberfläche des Wassers!
    Wieder blitzte es, und das
schien, aller Vernunft zum Trotz, besser, weil es das Gefühl milderte, erdrückt
zu werden und eingeschlossen zu sein. Sie näherten sich jetzt dem Friar’s Cut,
einem schmalen Kanal, der zum See führte und auf dem man ihn schneller als auf
dem Fluß erreichte.
    Das bedeutet, daß wir schon am
Menlo-Schloß vorbei sind, dachte Pidge.
    Sie waren schon einige Ellen
auf dem Kanal gefahren, als der Blitz wie eine Schlange in beide Ufer schlug
und plötzlich zwei Feuermauern zu beiden Seiten des Kanals tobten. Pidge zog
Brigit auf den Boden des Bootes und deckte sie schützend mit seinem Körper.
    Der Mann zeigte weiter den Weg
an, und das kleine Boot gehorchte und segelte durch die Flammenmauern hindurch.
Nach einer scheinbar unendlich langen Zeit ließ das Boot sie hinter sich, und
seine Segel waren nicht nur getrocknet, sondern versengt. Jetzt segelten sie
auf der freien Fläche des Sees.
    Die Blitze peitschten weiter
über Himmel und Erde, und in ihrem Licht sahen die Kinder, daß der große,
dunkle Mann ein edles und schönes Gesicht hatte und daß er fließende Gewänder
trug und langes Haar unter einem merkwürdigen Kopfputz.
    In der Hand hielt er einen Stab
aus Eichenholz, an dem noch Blätter grünten und um den ein Mistelzweig gewunden
war, und unter seinem Gürtel schimmerte eine goldene Sichel.
    «Oh, Ihr seid ja ein Druide!»
rief Pidge.

 
     
     
     
     
     
    er
Wind schnappte ihm die Worte vom Mund und trug sie vor ihnen her ans Ufer eines
stillen Flüßchens in der Grafschaft Mayo, an dem hoffnungsvoll ein Angler
stand, der in jeder Hinsicht gering von sich dachte.
    «Oh! Ihr seid ja ein Druide»,
sagte der Wind ihm ins Ohr, und im selben Augenblick hing der größte Lachs, den
er je gefangen hatte, an seiner Angel.
    «Oh! Das bin ich! Das bin ich!
Das muß ich sein!» rief er und hatte von da an eine andere Meinung von
sich. Und das half ihm sehr.
    Der große, dunkle Mann im Boot
hatte die Worte vernommen, noch ehe der Wind sie davontrug.
    «Ich bin Cathbad», sagte er,
und nun war Pidge sich sicher. Er hatte von Cathbad, dem weisesten aller
Druiden, gelesen.
    Der Boden des kleinen Bootes
kratzte auf Kies, und Cathbad gab ihnen mit einer Geste seiner Hand zu
verstehen, daß sie hier landen würden.
    Sie kletterten hinaus auf den
trockenen Erdboden, beide erstaunt, daß alles, auch sie selbst, nach solch
einem Regen nicht naß war, und sie fragten sich, wo sie eigentlich an Land
gegangen waren.
    Sie befanden sich jetzt auf der
Westseite des Lough Corrib, doch der See war so groß und hatte so lange Ufer,
daß sie überall sein konnten.
    Schwere Wolken überzogen einen
dunklen Himmel; das Gewitter hatte sich immer noch nicht ausgetobt. In der
Ferne ging noch Regen nieder, und als Pidge sich umsah, meinte er, zu seiner
Rechten durch den Dunst hindurch die Umrisse von Bergen zu erkennen. Wenn das
Norden ist, müßten es die Maamturks sein, und wir sind unterhalb von ihnen an
Land gegangen. Wenn ich im Westen

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