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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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nichts.»
    Und dann waren sie durch die
Sperre hindurch und in der Stadt, ohne daß ein amtliches Wort gefallen wäre.
    Während sie den Bahnhof hinter
sich ließen, plapperte Brigit weiter über die Dampflok und wie gut sie ihr
gefallen habe.
    Der Mann ging auf die andere
Straßenseite, bog in die Förster Street ein und folgte der leichten Steigung.
    Zur Linken lag der Eyre-Platz.
    Pidge hielt den Blick fest auf
die dunkle Gestalt vor ihnen geheftet
    «Sie haben Geländer um den
ganzen Platz gemacht», bemerkte Brigit
    «Wirklich?»
    Pidge überflog den Platz mit
einem Blick und sah eine niedrige Granitmauer als Begrenzung mit
schmiedeeisernen Geländern darüber.
    «Neulich waren sie noch nicht
da; die müssen ungeheuer schnell gearbeitet haben», sagte er.
    Und die Bäume — innerhalb der
Geländer stand eine Reihe Bäume. Kinder hatten aus Seilen Schaukeln an ihnen
befestigt
    «Was machen wir, wenn er ein
Bier trinken geht?» fragte Brigit.
    «Wir gehen mit ihm ins Lokal
und bestellen uns einen Orangensaft.»
    «Ich will aber ein Glas
Champagner», machte sich Brigit wichtig. «Und eine Packung Kekse.»
    «Das sieht dir ähnlich», sagte
Pidge lächelnd.
    Als er an dem großen freien
Gelände vor dem Eyre-Platz angekommen war, schaute der Mann aufmerksam in alle
Richtungen, bevor er nach links hinüber und an den beiden großen Kanonen
vorbeiging, die gewaltig und bedrohlich dastanden und (anmaßend, wie Pidge
fand) über den Platz auf die Bank von England zeigten.
    Sie folgten ihm, vorbei am
Browne Doorway und der Statue von Pádraig O’Conaire, die mitten auf dem
Eyre-Platz thronte. Die Statue sah irgendwie neuer aus, aber die neuen Geländer
machten seltsamerweise gar keinen neuen Eindruck, obwohl sie frisch mit grüner
Farbe gestrichen waren. An manchen Stellen zeigte sich deutlich, daß das Eisen
darunter rostig war. Brigit entdeckte einen Trinkbrunnen, der in eine Wand beim
Browne Doorway eingelassen war. Er bestand aus einer Art steinerner Schale, und
daneben hing ein schwerer Kupferbecher an einer Kette.
    Sie wollte stehenbleiben und
das Wasser probieren, aber Pidge hielt sie zurück.
    Der Mann ging die
Williamsgate-Straße hinunter.
    Pidge sah sich um und glaubte
einen Augenblick, daß der Platz samt allem, was darauf stand, verschwunden sei
und daß nur noch ein freies Gelände da war, das von Menschen in groben
Gewändern wimmelte, als finde dort ein Jahrmarkt oder Volksfest statt. Aber es
dauerte nicht lange. Sekunden später schaute er durch ein riesiges Tor in einer
hohen steinernen Mauer mit einem Turm, und alle Leute waren irgendwohin
verschwunden. Er wußte, er hätte sie durch das offene Tor sehen können, wenn
sie noch dagewesen wären.
    Der Mann bog bei Dillons
Schmuckgeschäft um die Ecke und setzte seinen Weg durch die Stadt fort. Sie
beeilten sich, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren.
    Pidge bemerkte jetzt, daß unter
den Leuten auf der Straße einige so arm waren, wie er es noch nie gesehen
hatte, mit Augen wie dunklen Löchern in den bleichen, hageren Gesichtern.
Andere Leute in der Menge trugen ganz seltsame Kleider, und ein paar Herren
ritten in stolzer Haltung auf edlen Pferden.
    Sie gingen weiter, an den Four
Corners und auch an der Kathedrale des Heiligen Nikolaus von Myra vorbei. Im
Gedränge verloren sie den Mann mit den Eichenblättern aus den Augen und wußten
nicht, wohin sie sich wenden sollten — über die O’Brien-Brücke oder nach links,
in die High Street
    In einem raschen Entschluß
packte Pidge Brigit am Arm und rannte so schnell er konnte die High Street
entlang; dabei schaute er die Cross Street nach beiden Seiten hinunter und
weiter bis zu den Kais.
    Hier wurden die Straßen
breiter, und es war mehr Platz und weniger Gedränge. Gegenüber, wo eigentlich
der Claddagh hätte sein sollen, standen Dutzende strohgedeckter weißer Häuser,
kunterbunt über das Gelände verstreut Manchmal ist es Galway und manchmal
nicht, dachte Pidge. Und dann war es ihm plötzlich klar. Die Zeit! Ich glaube,
wir sehen verschiedene Zeiten ; es ist immer Galway, aber nicht immer das
Galway von heute.
    Sie gingen wieder hinauf, bogen
links in die Cross Street ein, und dann wieder links und waren nach ein paar
Minuten bei der O’Brien-Brücke. Der Fluß schoß wild und weißschäumend unter der
Brücke hindurch auf das Meer zu und schien höher zu sein als sonst selbst bei
starkem Regen. Menschen gingen über die Brücke, und es schien Pidge, als seien
sie selbst ein Fluß, der

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