Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
Vom Netzwerk:
zum Gruß, und die Kinder winkten zurück.
Pidge war nun besonders wachsam, für den Fall, daß auch sie etwas mit der Mórrígan
zu tun hätten, und er fand es merkwürdig, daß sie jetzt, wo man sie hören
konnte, nicht mit ihrem Gezänk aufhörten. Ganz im Gegenteil; der Streit wurde
lebhafter und angesichts der Zuhörer noch heftiger.
    Der jüngere Mann sagte:
    «Hör auf, mir Vorschriften über
Kartoffeln und Zwiebeln zu machen! Und hör auf zu bestimmen, was mit Rüben und
Kohl passiert! Ich bin’s, der die Arbeit macht, und ich bin jetzt Herr über den
Garten. Und wenn wir in das Tal unserer Verwandten und Freunde kommen, dann
putz mich bloß nicht vor den anderen Männern herunter mit deinem Gerede!»
    «Wer bist du eigentlich, daß du
so mit mir sprichst? Glaubst du, du bist der König der Azteken mit deinem
Geschwätz über Gärten und wer der Herr ist? Herr über den Garten, wo hast du
denn das her?» antwortete der ältere Mann feurig.
    «Keiner hat’s mir gesagt. Es
war allmählich Zeit, und ich bin schon längst erwachsen.»
    Der alte Mann gab drastisch zu
verstehen, daß ihn das umwerfe.
    «Oh, haltet mich fest!» sagte
er und tat so, als ginge er in die Knie.
    «Siehst du?» sagte der Jüngere
und machte sich diese Schauspielerei gleich zunutze. «Deine Beine könnten ja
nicht mal das Gewicht von ‘nem Zaunkönig tragen. Schade, daß sie nicht die
gleiche Bärenstärke haben wie dein olles Mundwerk!»
    «Ich bin stark wie keiner! Ich
bin noch alle Tage viel besser als du.» Hierauf machte der ältere Mann rasch
hintereinander ein paar hohe Sprünge und rief dabei fröhlich:
    «Hier bin ich, wie ich leib’
und lebe! Das bin ich; ich bin der Mann. Der wahre McCoy, mit Haut und Haar, in
Wort und Tat! Aus einer Familie mit einem Stammbaum bis vor die Sintflut und
stark genug, die Welt mit meiner Faust zu packen und sie über die Sonne zu
schmeißen!»
    «Hör auf mit diesen Mätzchen,
Pa. Bei dir weiß man ja nicht mehr, wo einem der Kopf steht, und du machst
sogar noch das Gras unter deinen Füßen fertig, daß nichts mehr wächst.»
    «Halt den Mund, du verdammter
Normanne!»
    «Ich bin kein Normanne, Pa.»
    Sie waren jetzt näher gekommen,
und Pidge betrachtete sie genau.
    Sie waren ungefähr gleich groß,
und auch ihre Gesichter ähnelten sich, nur daß der eine wirklich alt war.
Jetzt, wo er ihn besser sehen konnte, merkte Pidge, daß der Jüngere gar nicht
mehr jung, sondern vermutlich schon um die fünfzig war. Er trug einen groben
Arbeitskittel von einer Art Rostfarbe, und sein Vater trug die gleiche Art
Kittel, jedoch in Dunkelblau. Beide hatten sie handgewebte ärmellose Westen an
und ausgebeulte Hosen aus dem gleichen Stoff. Ihre Gesichter waren braun wie
gegerbtes Leder von der Arbeit im Freien bei jedem Wetter, wodurch das Weiße in
ihren Augen besonders weiß und das Blaue besonders blau aussah. Nach einem
Blick auf ihre schweren Schuhe kam Pidge zu dem Schluß, daß sie einfache Leute
vom Lande seien; ein bißchen wie Leute von den Aran-Inseln in ihrer Tracht, das
war alles. Der ältere Mann trug eine Mütze.
    Brigit stand da, den Daumen im
Mund, und wußte nicht, was sie von ihnen halten sollte, weil sie miteinander
stritten.
    «Ich hab’ euch vor mir gesehen
und gepfiffen, um euch in so ‘ner einsamen Gegend nicht zu erschrecken», sagte
der Jüngere.
    «Oh, vielen Dank», antwortete
Pidge.
    «Schöner Tag heute», sagte der
Alte zu Brigit «Was macht die Gesundheit?»
    Sie nahm den Daumen aus dem
Mund und sah die Männer mit ernstem Gesicht an. Von den vielen Dingen, die ihr
einfielen und die alle nicht stimmten, wählte sie eines aus:
    «Ich spreche nie mit Fremden»,
sagte sie.
    Pidge mußte ein Lächeln
unterdrücken, das sich in sein Gesicht stehlen wollte. Er wußte nur zu gut, daß
Brigit mit größter Wonne mit Fremden sprach, sooft sie nur Gelegenheit dazu
hatte. Er war gespannt, wie die beiden Männer auf diese Antwort reagieren
würden, und sah zu seiner Verblüffung, daß auch sie mit einem Lächeln zu
kämpfen hatten. Man könnte meinen, sie kennen sie so gut wie ich, dachte er.
    «Und wer hat dir diese Weisheit
beigebracht?» fragte der ältere Mann und beugte sich zu ihr hinunter.
    «Ich bin schon so geboren»,
antwortete sie würdevoll und verlor die neugewonnene Weisheit im selben
Augenblick.
    «Wenn ich so ‘ne wackere,
schlaue Freundin hätt’ wie dich, würd’ ich vor Freude durchs ganze Land
hüpfen», sagte der alte Mann, und Brigit strahlte.
    «Das tun Sie

Weitere Kostenlose Bücher