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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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ja schon», sagte
sie frech. «Ich hab’ Sie springen sehen wie einen Hasen.»
    «Und wohin wollt ihr an so ‘nem
schönen Tag?»
    «Wir sind einfach unterwegs»,
sagte Pidge rasch.
    «Geht ihr in dieselbe Richtung
wie wir?»
    «Woher sollen sie das wissen,
Pa? Sie wissen doch überhaupt nicht, wohin wir gehen», sagte der Jüngere.
    «Sei nicht so siebengescheit»,
sagte sein Vater.
    «Wir gehen dieser Fahrspur nach
bis zu der Straße, die da vorn draufstößt. Dann gehn wir ein Weilchen nach
links und dann mitten durch eine dichte Baumhecke runter ins Verborgene Tal»,
erklärte der Jüngere und fügte hinzu: «Ich heiße Finn Zaubermann, und das ist
mein Vater. Alle nennen ihn Geißenschinder, weil er so eklig ist.»
    «Stimmt ja gar nicht! Sie
nennen mich Daire, weil ich so heiße: Daire Zaubermann. Hört nicht auf den
Frechdachs.»
    Während Brigit ihnen ihre Namen
sagte, war Pidge im Zweifel, was er tun solle. Als er noch überlegte, hörte man
einen Schrei von oben, und er sah zwei Wildgänse fliegen; sie flogen geradeaus;
dann wandten sie sich eine Zeitlang nach links und dann nach rechts, bevor sie
in der Ferne den Blicken entschwanden. Es war wie eine Landkarte am Himmel, die
den Weg nachzeichnete, den Finn beschrieben hatte. Es war also in Ordnung.
    «Wir gehen mit euch», sagte er
glücklich.
    «Hüh!» sagte Finn zu dem Esel,
der dastand und geduldig wartete, und dann gingen sie wieder los.
    « Ich wollte hüh sagen»,
beklagte sich Daire.
    «Und warum hast du’s nicht
gesagt?»
    «Bin ja nicht dazu gekommen.»
    Brigit ging neben dem Esel her
und sah ihn sich genau an. Er war nicht Serena, aber er hatte ein hübsches,
lustiges Gesicht.
    «Brr!» rief der alte Daire. Der
Esel blieb stehen.
    «Zum Donnerwetter», stöhnte
Finn, «wieso bringst du denn jetzt den Esel zum Stehen?»
    «Damit ich ihn antreiben kann.
Hüh!» rief der alte Mann rasch.
    Der Esel trottete wieder los.
    «Nimm’s dem alten Kerl nicht
übel», sagte Finn.
    «Alter Kerl? Du nennst mich
‘nen alten Kerl?»
    «Du bist immerhin
siebenundsiebzig, Pa.»
    «Na, und wenn schon!»
    «Das ist nicht gerade jung.»
    «Ich bin in den
fortgeschrittenen mittleren Jahren», sagte Daire mit hochherrschaftlicher
Würde, «merk dir das, mein lieber Sprößling!»
    «So ist er immer, bevor er
gefrühstückt hat, und solche Plänkeleien mit mir machen ihn munter», erklärte
Finn.
    «Das stimmt», pflichtete der
alte Daire bei. Der Esel blieb wie angewurzelt stehen und stieß einen Schrei
aus vor Erstaunen darüber, daß sie sich einmal einig waren. Der Schrei endete
in einem glucksenden Laut
    «Weißt du was», sagte Finn,
«ich möchte schwören, daß der Esel eben gelacht hat.»
    «Nur Esel verstehen die
Eselsprache», antwortete sein Vater trocken, und weiter ging es auf dem Fahrweg
in Richtung Straße.
    «Ich könnte ‘ne ganze
Stechpalmenhecke aufessen und danach noch ‘n Eimer voll Brennesseln, so einen
Hunger hab’ ich», erklärte der alte Daire.
    «Bist selber dran schuld.
Willst ja nichts andres als raus aus dem Bett und los, um dich vor deiner
Familie, den Gesetzlosen, zu brüsten, und vor deinen Bekannten, den Mächtigen,
wie toll du bist, daß du aus dem Bett kommst!»
    In diesem Augenblick heulte
irgendwo weit hinter ihnen ein Hund, und Pidge blieb stehen, um zu lauschen;
dabei merkte er gar nicht, daß die beiden Männer, die ebenfalls stehengeblieben
waren, nicht minder aufmerksam lauschten als er selbst. Brigit brachte den Esel
zum Stehen und streichelte ihm den Kopf
    Ein zweites, weiter entferntes
Aufheulen antwortete und wurde sogleich von einem dritten Heulen gefolgt, das
aus noch weiterer Ferne kam.
    Pidge spürte, wie ihm eine Hand
tröstlich auf die Schulter klopfte; er schaute in das Gesicht des alten Daire
empor und begegnete einem freundlichen Lächeln. Finn ging zu Brigit und setzte
sie auf den Rücken des Esels, vor die Tragkörbe.
    «Gehen wir weiter», sagte er.
    Das Heulen der Hunde wurde mit
keinem Wort erwähnt.
    Der alte Daire nahm den Kampf
sogleich wieder auf.
    «Wegen der Kartoffeln und der
Zwiebeln —» fing er an.
    «Ach, Pa — hör doch auf damit.»
    «Ich sag’ dir schon die ganze
Zeit, daß du sie falsch rum reinsteckst.»
    Pidge und Brigit hatten
inzwischen gemerkt, daß der Streit nur eine Art Spiel war, das sie zum Spaß
trieben. Pidge war froh, daß die Männer sie gerade jetzt begleiteten und daß
sie noch dazu die ganze Zeit redeten. Es ließ die Hunde weniger bedrohlich
erscheinen.
    Finn

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