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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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zuzuhören; und während Pidge
seine Erklärung zu Ende brachte, war sie schon dabei, sich zu entfernen.
    «Es hat keinen Sinn, mit ihr zu
reden, sie ist so taub wie ‘n hartgekochtes Ei», sagte Brigit.
    Sie saßen eine Weile da.
    «Auf was warten wir eigentlich,
Pidge?» wollte Brigit schließlich wissen.
    «Ich weiß nicht — vielleicht
auf die Nachtvorstellung — etwas mit Singen und Tanzen und Harfen und so. Und
vielleicht kommt gleich jemand vorbei, der bereit ist, uns zuzuhören, und dann
können wir alles erklären.»
    «Gibt’s vielleicht auch
Gesellschaftstanz? Was ist eigentlich Gesellschaftstanz?»
    «Ich weiß nicht, vielleicht.
Ich kann dir eigentlich auch nicht genau sagen, was Gesellschaftstanz bedeutet»
    «Ich glaube, ich nehme ein Glas
Champagner.»
    «Auf keinen Fall! Du darfst
weder das noch sonst irgendwas bestellen, Brigit, bitte! Wir können die Preise
nicht bezahlen, die sie in einem Schloß vermutlich verlangen. Und dann landen
wir womöglich im Gefängnis.»
    «Oder im Kerker.»
    «Das war doch nur ein Spaß, hat
sie gesagt.»
    «Schon gut. Ich bin gar nicht
hungrig oder durstig. Ich brächte keinen Bissen herunter.»
    «Ich auch nicht, zum Glück.»
    Während sie der Dinge harrten,
die geschehen mochten, sahen sie sich wieder um.
    Der Raum war von vielen dicken
Kerzen erleuchtet, die auf stacheligen Eisenleuchtern standen, und eine Menge
weiterer Kerzen brannten auf Armleuchtern, die überall verteilt waren. Das
hellste Licht kam aus der riesigen Kaminhöhlung, in der viele gewaltige
Holzscheite brannten. An einem Tisch in der Nähe saßen einige Männer in einer
Art Anorak, sonderbarerweise mit hochgezogenen Kapuzen, und tranken Wein aus
dunkelgrünen Flaschen, auf denen «Rot» und «Weiß» stand, und dazu aßen sie
Fleisch von großen Platten. Die Gesichter lagen im Schatten der Kapuzen, aber
Pidge wußte, daß es nicht die Hunde waren, denn sie wirkten alle ziemlich breit
und untersetzt.
    Trotz der vielen Kerzen und des
Scheins vom Kaminfeuer war es nicht leicht, jemanden ganz deutlich zu sehen,
denn die Lichter schienen um einen ungewöhnlich kleinen Kegel besonders tiefe
Schatten zu werfen. Es war alles wie auf einer riesigen, dunklen Bühne, die von
Hunderten heller, aber winziger Strahler beleuchtet war.
    Am anderen Ende der Halle saßen
ein paar Leute, klapperten mit Bechern und warfen Würfel; bei manchen Würfen
brachen ihre lauten Begeisterungsschreie die Stille, und darauf folgten noch lautere
Rufe nach Erfrischungen. Es schien Pidge, als hätten sie nach Knöchelbeinen zum
Saugen und Nagen verlangt, aber er war sich nicht sicher — außer, so sagte er
sich, es waren angeberische Rugbyspieler.
    Er merkte, daß von den
verschiedenen Grüppchen, die aßen, tranken und ab und zu die Köpfe
zusammensteckten, heimliche Blicke zu ihnen herübergeworfen wurden. Und trotz
der gelegentlichen Ausbrüche von Ausgelassenheit bei den Leuten, die würfelten,
lag über dem ganzen Raum eine Atmosphäre rätselhafter Verdrießlichkeit. Das
hatte ich mir nicht vorgestellt, als ich «Stimmungsgesang» und «Tanztruppe» auf
dem Anschlag las, dachte er. Es machte den Eindruck, als sei die Festlichkeit
umgeschlagen; so als wollte man unbedingt ein gutes Beispiel geben, sagte er sich,
und er war sicher, es wäre recht lustig gewesen, wenn sie das nicht versucht
hätten.
    Plötzlich ertönte ein lauter,
hallender Schlag, und beide wandten sich unwillkürlich in die Richtung, aus der
er gekommen war, und fragten sich, was ihn verursacht haben könnte. Da alles
unter seiner Heftigkeit erzittert war, hätte es gut ein Donnerschlag sein
können. Sie merkten aber sehr bald, daß es nur das Tor gewesen war, das man für
die Nacht geschlossen und verriegelt hatte, denn sie sahen einen Mann von
merkwürdiger Gestalt in die Halle treten. Er ging auf die Dame zu, die jetzt
ganz in der Nähe stand, und reichte ihr den riesigen Schlüssel, der noch vorhin
an ihrem Gürtel gebaumelt hatte.
    Einen Augenblick lang hielt sie
den schweren Schlüssel in den Händen.
    Brigit flüsterte, alle sähen
komisch und verrückt aus, und Pidge flüsterte zurück, daß er meine, sie könnten
vielleicht kostümiert sein.
    Sie hörten die Dame sagen, nun
sei alles in Ordnung, die letzten Teilnehmer der Wohltätigkeitswanderung, die
so rechte kleine Nachzügler seien, würden nun ihr Abendessen bekommen und dann
allein in das Bluttürmchen gebracht werden, wenn sie fertig seien, damit die
anderen, die schon in den

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