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Die Mglichkeit einer Insel

Die Mglichkeit einer Insel

Titel: Die Mglichkeit einer Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
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sie am 17. August gegen 20 Uhr an meine Tür klopfte und im Türrahmen auftauchte, begriff ich, daß ich ihre Abreise nicht überleben würde. Sie trug ein kleines durchsichtiges Top, das unter ihren Brüsten verknotet war und deren Rundung erahnen ließ; ihre goldfarbenen Strümpfe, die von Strapsen gehalten wurden, endeten einen Zentimeter unterhalb ihres Rocks — einem superkurzen Minirock, fast nur ein Gürtel, aus goldfarbenem Nylon. Sie trug keine Unterwäsche, und wenn sie sich hinabbeugte, um ihre hohen Stiefel zu schnüren, wurde ihr bloßer Hintern deutlich sichtbar; unwillkürlich streckte ich die Hand aus, um ihn zu streicheln. Sie wandte sich um, nahm mich in die Arme und warf mir einen so mitfühlenden, so zärtlichen Blick zu, daß ich einen Augenblick lang glaubte, sie würde zu mir sagen, sie wolle auf die Reise verzichten und bei mir bleiben, jetzt und für immer. Aber das tat sie nicht, und wir fuhren mit dem Taxi zu Pablos Loft.
    Die ersten Gäste trafen gegen 23 Uhr ein, aber das Fest kam erst nach 3 Uhr morgens richtig in Schwung. Anfangs benahm ich mich noch ziemlich korrekt, ging mit einem Glas in der Hand einigermaßen lässig zwischen den Gästen hindurch; viele kannten mich oder hatten mich im Kino gesehen, was ein paar schlichte Gespräche auslöste, aber die Musik war sowieso viel zu laut, und daher begnügte ich mich ziemlich bald mit einem Kopfnicken. Es waren etwa zweihundert Personen gekommen, und ich war bestimmt der einzige, der über fünfundzwanzig war, aber selbst das konnte mich nicht mehr aus der Fassung bringen, ich war seltsam ruhig. Allerdings hatte die Katastrophe in gewisser Weise bereits stattgefunden. Esther sah bezaubernd aus und küßte die Neuankömmlinge zur Begrüßung mit überschwenglicher Herzlichkeit. Alle wußten inzwischen, daß sie in zwei Wochen nach New York gehen würde, und ich hatte anfangs befürchtet, mich ein wenig lächerlich zu machen, schließlich fiel mir die Rolle des Heinis zu, der von seiner Tussi fallengelassen wird, aber niemand ließ es mich spüren, die Leute sprachen mit mir, als befände ich mich in einer normalen Situation.
    Gegen 10 Uhr morgens löste Trance die House-Rhythmen ab, ich hatte regelmäßig mein Glas mit Rumcocktail geleert und wieder gefüllt und wurde allmählich etwas müde, es wäre toll, wenn ich es schaffen würde, jetzt zu schlafen, sagte ich mir, aber ich glaubte nicht so recht daran, der Alkohol hatte mir zwar geholfen, die Beklemmung, die in mir aufstieg, im Zaum zu halten, aber ich spürte, daß sie noch immer tief in meinem Inneren lebendig war und nur darauf wartete, mich beim geringsten Anzeichen von Schwäche zu überwältigen. Seit einer Weile hatten sich Paare gebildet, die sich, wie ich bemerkt hatte, in die Schlafzimmer zurückzogen. Ich ging aufs Geratewohl einen Flur entlang und öffnete eine Tür mit einem Poster, das Samenfäden in Großaufnahme darstellte. Ich hatte den Eindruck, als habe hier gerade eine Mini-Orgie stattgefunden; halb bekleidete junge Männer und Frauen lagen quer auf dem Bett. In einer Ecke saß eine ziemlich junge Blondine, die ihr T-Shirt bis über die Brüste hochgezogen hatte und den Männern einen blies; ich näherte mich ihr auf gut Glück, aber sie gab mir durch ein Zeichen zu verstehen, ich solle mich davonmachen. Ich setzte mich auf den Boden und lehnte mich an die Bettkante; nicht weit von mir befand sich eine Dunkelhaarige mit mattem Teint und herrlichen Brüsten, die ihren Rock bis zur Taille hochgezogen hatte. Sie schien fest zu schlafen und reagierte nicht, als ich ihre Schenkel spreizte, doch als ich einen Finger in die Muschi steckte, schob sie meine Hand mechanisch zurück, ohne dabei richtig wach zu werden. Resigniert setzte ich mich wieder ans Fußende des Betts und versank etwa eine halbe Stunde in eine trübe Benommenheit, bis ich plötzlich Esther hereinkommen sah. Sie war lebhaft, richtig in Form und wurde von einem Freund begleitet — einem kleinen hellblonden, hübschen Homo mit kurzem Haar, den ich vom Sehen kannte. Sie hatte Kokain für zwei Trips gekauft und hockte sich hin, um die Linien vorzubereiten, dann legte sie den Pappdeckel, den sie benutzt hatte, auf den Boden; sie hatte meine Anwesenheit nicht bemerkt. Ihr Freund nahm die erste Dosis. Als auch sie sich auf den Boden kniete, rutschte ihr der Rock über den Hintern hoch. Sie schob sich das Pappröhrchen in ein Nasenloch, und in dem Augenblick, als sie mit einer geschickten, sicheren Geste das

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