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Die Mission des Wanderchirurgen

Die Mission des Wanderchirurgen

Titel: Die Mission des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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edelste Metall nach Gold und Elektron.
    Enano hielt daraufhin seinen Trinkkelch hoch und fistelte: » Sì, sì, Schaubenmann! Doch ein loller Funkel drin is alleweil besser.« Sprach’s und trank einen kräftigen Schluck seines Roten.
    Wir lachten, die Ablenkung tat uns gut. Fortan drehte sich das Gespräch nur noch um Chioggia und Venedig. Montella beabsichtigt, die Unzahl an gelben Pantoffeln zunächst in einem Lagerhaus auf der Laguneninsel Sant’Erasmo zu verwahren, da er anderswo keinen Platz hat. Er bat uns, ein Auge auf die Ware zu haben, was ich ihm gerne versprach. Wir haben keine besondere Eile, und außerdem fühle ich mich in Montellas Schuld.
    »Ich bin Euch wirklich sehr dankbar, Cirurgicus, dass Ihr mit den Euren für eine Weile auf Sant’Erasmo bleiben und auf meine gelben Pantoffeln aufpassen wollt. Ich versichere Euch, ich tue alles, damit sie schnell Abnehmer finden. Lasst es Euch so lange gut ergehen.« Giancarlo Montella stand auf dem Deich über dem Anleger und streckte die Hand aus. »Wie Ihr seht, ist die Insel flach wie ein Fladenbrot, wenn auch eines von sattem Grün. Der Grund sind die ausgedehnten Felder, auf denen die wenigen Familien, die hier wohnen, Obst anbauen und Gemüse ziehen. Dort links seht Ihr den Lagerschuppen und rechts daneben einen kleinen Holzbau. Er ist regendicht und beheizbar und wird Euch als Behausung dienen. Paolo, mein Lagermeister, wohnte darin, bis der Schlagfluss ihn traf.«
    »Ich danke Euch ebenfalls, Signore«, sagte Vitus stellvertretend für seine Gefährten. »Wir werden uns schon einrichten.«
    »Gewiss, gewiss,
amico mio
. Dennoch werde ich mit dem alten Giovanni reden. Er lebt mit seiner Frau Carla und seinen Söhnen nur dreihundert Schritt von hier entfernt. Carla wird für Euch kochen, selbstverständlich auf meine Kosten. Ihr werdet merken, die Nahrung ist außerordentlich leicht und gesund. Dazu ein hübscher Roter von der Nachbarinsel Vignole … Ich wette, die Zeit wird Euch wie im Fluge vergehen. Falls nichts Unvorhergesehenes geschieht, bin ich in einer Woche wieder da.
Ciao
, meine Freunde,
ciao!
«
    Er umarmte Vitus und die anderen kurz und heftig, küsste sie nach italienischer Sitte schmatzend auf beide Wangen und stapfte zurück zu dem Ruderboot, das sie von Venedig herübergebracht hatte.
    »Allein mit tausend gelben Pantoffeln«, brummte der Magister und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich schlage vor, wir umrunden unser neues Reich einmal, lange kann es ja nicht dauern, und ich weiß immer gern ein wenig mehr über den Ort, an dem ich mich aufhalte.«
    »
Sì, sì
«, fistelte der Zwerg.
    Alb gurgelte etwas. Es war nicht zu verstehen, aber seiner Miene nach schien ihm die Insel gut zu gefallen.
    »Dann wollen wir mal«, sagte Vitus.
    »
Per pedes apostolorum,
wie weiland in der Wüste«, sagte der kleine Gelehrte blinzelnd. »Nur dass es hier gottlob nicht ganz so heiß ist.«
    Sie steuerten nach rechts und wanderten auf dem Deich entlang. Die Aussicht war bemerkenswert. Rechterhand die große Lagune mit den einzelnen Inseln, davor die Türme und Kuppeln der
Serenissima
, zur Linken Sant’Erasmo, ein Eiland, so verwunschen wie der Garten Eden. Betörende Düfte nach Obst und Gemüse wehten heran. Niedrige Büsche, wilde Gräser und bunte Blumen bestimmten überall da das Bild, wo Menschenhand keine Felder angelegt hatte. Fliegen summten, und Zikaden zirpten. Als sie die Insel umrundet hatten und wieder in die Nähe des Anlegers kamen, sahen sie, wie ein dickbauchiges, flach gehendes Boot herangerudert wurde. Vier Männer befanden sich darin, die ihre Arbeit im Stehen verrichteten. Schnell und geschickt vertäuten sie den Kahn und sprangen an Land. Der Älteste unter ihnen, ein Graukopf mit dem Gesicht eines Apostels, trat auf Vitus zu, deutete eine Verbeugung an und sagte: »Seid Ihr der Cirurgicus?«
    »Der bin ich. Und das sind meine Freunde: der Magister, der Zwerg Enano und Alb, der Stumme.«
    Der Alte nickte, wobei sein Blick auf Alb verweilte. »Ich bin Giovanni, der Fährmann, und die Burschen hier sind meine Söhne: Carlo, Franco und Giovanni junior. Messer Montella traf mich in der Stadt und hat mir alles über Euch und Eure Getreuen erzählt, Cirurgicus.
Benvenuto
auf Sant’Erasmo! Ich hoffe, die Zeit hier wird Euch nicht langweilig.«
    »Nein, nein«, erwiderte der Magister. »Wir haben turbulente Tage hinter uns, da kommt ein wenig Ruhe gerade recht.«
    »Das freut mich. Wenn die Sonne untergeht, wird Carla,

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