Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mission des Wanderchirurgen

Die Mission des Wanderchirurgen

Titel: Die Mission des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
Vom Netzwerk:
gemeinsam zu haben scheint. Ich habe beschlossen, darüber nachzudenken.
    Vielleicht war es nur Zufall, dass Arlette zum fraglichen Zeitpunkt von Flohbissen geplagt war – ebenso wie der Tremor im Lid des Doktor Sangio aus beliebigem Grund entstanden sein mag. Beides muss nichts mit der Pest zu tun haben.
    Und wenn es nun doch so wäre?
    Der Magister jedenfalls hat neue Beryllen und ist mehr als tatendurstig. Gleiches gilt für Enano.
    Padua, wir kommen.

[home]
    Der Zugmeister Arnulf von Hohe
    »Ich suche unseren Bruder Massimo, der mir
Gefolgschaft schwor, und je länger dieses Gespräch andauert,
desto sicherer werde ich, dass er sich
in der Herberge versteckt hat.«
    E s war wirklich hochanständig von Edoardo, uns mitfahren zu lassen«, sagte der Magister. Er saß mit Vitus und dem Zwerg auf einem Ochsenkarren inmitten von Ferkeln, die auf dem nächsten Wochenmarkt feilgeboten werden sollten. »Schade, dass es in meiner Geldkatze so ebbt, ich hätte ihm gern einen Obolus entrichtet.«
    Enano richtete sich empört auf. »Gickgack! Auch noch zastern für ’ne Schockelei unter Quiekern!«
    »Beruhige dich, Zwerg. Wenn Edoardo nicht gewesen wäre, müsstest du jetzt tippeln, und bis Padua ist es noch weit. Jede Meile, die wir nicht auf Schusters Rappen zurücklegen müssen, ist eine gute Meile, nicht wahr, Edoardo?«
    »
Sì, sì!«,
antwortete der Bauer, der vorn auf dem Bock saß. Er hatte zwar nicht mitbekommen, worum sich die Unterhaltung drehte, aber er war von freundlicher Gesinnung. »Geht es euch gut?«
    »Natürlich!«, versicherte der kleine Gelehrte. »Sehr gut sogar, angesichts des schönen Wetters und der erträglichen Temperaturen.« Übergangslos stimmte er eine galizische Weise an, ein munteres Liedchen, das von einer Bauersfrau erzählte, der es mit List und Tücke – und über siebzehn Strophen hinweg – immer wieder gelang, ihren eifersüchtigen Mann mit dem Knecht zu betrügen. Als er geendet hatte, rief er nach vorne: »Hast du das verstanden, Edoardo?«
    »
No, no,
nicht alles, Magister, aber es klang lustig!«
    »Das ist die Hauptsache. Komm, Zwerg, gib auch einmal etwas zum Besten. Bist doch sonst mit dem Maul immer vorneweg!«
    »Wui, wui, Blinzler, warum nich?« Enano begann mit seinem Fistelstimmchen einen Ländler aus dem Askunesischen vorzutragen. Danach war Vitus an der Reihe, aber dieser hob entschuldigend die Hände und rief: »Freunde, verschont mich! Ich könnte höchstens mit einem gregorianischen Gesang aufwarten, und der klänge zu traurig an diesem schönen Tag.«
    »Was, du willst dich wohl drücken?« Der Magister stieß seinem Gefährten den Zeigefinger gegen die Brust. »Das hast du schon einmal versucht, du Unkraut. Letztes Jahr war es, als wir allesamt in der Überlandkutsche saßen, kurz vor der Ankunft in Greenvale Castle. Und du … oh, verflixt, ich Hornochse, ich hatte ganz vergessen, dass Arlette ja mit dabei war, und der Gedanke daran muss für dich … tut mir Leid, tut mir Leid!«
    Bevor Vitus antworten konnte, ging ein kräftiger Ruck durch den Karren. Er war zum Stillstand gekommen. »Was hat das nun wieder zu bedeuten?«, fragte der kleine Gelehrte und blickte nach vorne, am Kutschbock vorbei auf die staubige Straße. Seine neu erworbenen Berylle machten es ihm möglich, genau zu erkennen, was los war: Ein großer, knochiger Mann stand da, eingehüllt in eine abgetragene Mönchskutte. Er war einer von rund dreißig weiteren Männern, alle ähnlich gekleidet, die in ordentlicher Zweierreihe hinter ihm verharrten. Der Knochige hatte die Hand erhoben und sagte: »Verzeih, Bauer, dass wir dich aufhalten, aber hättest du etwas Wegzehrung für uns? Gott der Allmächtige, in dessen Auftrag wir unterwegs sind, wird es dir lohnen.«
    »Wer bist du?«, fragte Edoardo, und Furcht schwang in seiner Stimme mit.
    »Hab keine Angst, mein Sohn. Wie ist dein Name?«
    »E … Edoardo.«
    »Der meine lautet Arnulf von Hohe, doch tut die Abstammung nichts zur Sache. Ich höre einfach auf Arnulf.« Er deutete mit großer Geste auf die anderen Männer. »Das sind Gleichgesinnte, Gläubige in Christo, die mich zum Meister unseres Zuges erwählt haben, unterwegs, um die Kinder Gottes in diesem Land vor der nächsten Pestilenz zu bewahren. Im Volksmund werden wir Geißler genannt. Hast du nun ein wenig zu essen für uns?«
    Edoardo bekreuzigte sich hastig. Von der Ansprache Arnulfs war nur das Schreckenswort »Pestilenz« bei ihm haften geblieben. »Die … die … wo? Bei

Weitere Kostenlose Bücher