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Die Mission des Wanderchirurgen

Die Mission des Wanderchirurgen

Titel: Die Mission des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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regelmäßig Lektionen. Wenn Ihr wollt, können wir die Unterhaltung gern in der Sprache der Wissenschaft fortführen.«
    »Nun, äh …« Das wollte der Zugmeister offenbar nicht. Vielleicht, weil er lediglich ein paar lateinische Floskeln beherrschte, wenige Brocken, die aber beim einfachen Volk mächtig Eindruck machten. »Ich wiederhole meine Frage: Ihr habt Massimo nicht zufällig gesehen?«
    Der Magister rückte seine Berylle zurecht. »Natürlich haben wir ihn gesehen, mein Freund. Wie sollten wir auch nicht! Er geißelte sich wie alle anderen, während Ihr von dem armen Edoardo drei Ferkel verlangtet.«
    Arnulf hatte Mühe, seinen Ärger zu verbergen. »Das meinte ich nicht, und das wisst Ihr auch. Wer seid Ihr überhaupt?«
    Der Zwerg antwortete für den Magister: »Willst gneißen, wer zu dir truscht, Kuttengeier? So will ich’s dir stecken: ’s is der berühmte Ramiro García, Magister der Rechte aus La Coruña im Spanischen – studiert, gelehrt und hochverehrt! Ich selbst bin Enano aus dem Askunesischen, erfahren in allen Balsamen und Arkanen.«
    Wieder war der Zugmeister bemüht, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen. Diesmal war es die Vorahnung, dass die Unterhaltung für ihn erfolglos enden könnte. »Ich suche unseren Bruder Massimo, der mir Gefolgschaft schwor, und je länger dieses Gespräch andauert, desto sicherer werde ich, dass er sich in der Herberge versteckt hat.«
    »Oh, nein, das hat er nicht«, rief der Magister.
    »Das will ich mit eigenen Augen sehen.« Arnulf hob seine Kutte an, um nicht über die Stufe am Eingang zu stolpern, wurde aber von Vitus zurückgehalten.
    Der Zugmeister schnaubte. »Bei Jesus und der gebenedeiten Jungfrau, Ihr wagt es, mir den Weg zu versperren?«
    »Oh, das ist kein großes Wagnis, Meister Arnulf. Ich weiß ja, dass Ihr nicht einfach so hineingehen würdet.«
    »Wie? Was? Was wollt Ihr damit sagen?« Der Zugmeister legte den Kopf schief wie ein Kampfhahn.
    Vitus lächelte. »Wenn ich mich recht erinnere, ist es bei euch Geißlern ungeschriebenes Gesetz, niemals unaufgefordert ein Haus zu betreten.«
    »Nun, äh, das ist richtig«, räumte der Zugmeister ein, fing sich jedoch gleich wieder und sagte: »Doch genauso richtig ist, dass niemand uns vor der Tür stehen lässt, man bittet uns selbstverständlich hinein.«
    Der Magister grinste. »Und genau das tun wir selbstverständlich nicht. Ich betone nochmals: Euer Bruder Massimo hat sich nicht in der Herberge versteckt. Das könnt Ihr gern
expressis verbis
nehmen. Wie heißt es doch so schön bei Johannes: ›Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!‹«
    »Das ist unerhört! Das ist Blasphemie!« Arnulfs Augen schossen Blitze. »Gott der Allmächtige wird wissen, wie er mit euch Sündern zu verfahren hat. Ich jedenfalls werde nicht für euch beten und mich schon gar nicht für euch geißeln. Möget ihr allesamt in der Hölle schmoren.« Wutschnaubend lief er davon.
    »Puh, das war knapp«, sagte der kleine Gelehrte.
    »Ja«, entgegnete Vitus. »Wieso hast du Arnulf eigentlich angelogen? Natürlich hat Massimo sich drinnen versteckt.«
    »Nein, du Unkraut, das hat er nicht. Wir waren es, die ihn versteckt haben, und das ist ein Unterschied. Was kann ich dafür, wenn der Herr Zugmeister sich nicht präzise auszudrücken vermag? Ja, wenn er gesagt hätte: ›Ich bin sicher, dass er sich in der Herberge versteckt
hält
‹, wäre es etwas anderes gewesen. Aber so …«
    Vitus musste lachen. »Gut, du Wortspalter, dann wollen wir mal nach Massimo sehen.«
    Der Jüngling, der jedes Wort mitgehört hatte, zitterte noch immer am ganzen Körper, als die drei Freunde in die Herberge traten und nach ihm sahen.
    »Es ist vorbei«, sagte Vitus beruhigend. »Arnulf ist abgezogen, und wenn mich nicht alles täuscht, wird er auch so schnell nicht wieder auftauchen. Nun komm nach draußen und iss mit uns. Du siehst aus, als hättest du die letzten Tage wenig zu beißen gehabt.«
    »Ja, so war’s«, nickte Massimo, noch immer zitternd. »Uns Geißlern ist das Betteln verwehrt. Da heißt es oft, den Gürtel enger schnallen.«
    »Na, na«, hielt der Magister dagegen, »Meister Arnulf hat aber geradezu aufdringlich um die Ferkel gebettelt.«
    »Das stimmt, aber das tat er aus Not. Wir alle hatten seit Tagen nichts mehr gegessen. Glaubt mir, er ist ein guter Mann, der nur so hart wirkt. Es war sein Recht, nach mir zu suchen, denn ich schwor aus freien Stücken, bei ihm zu bleiben.«
    »Darüber kannst du uns

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