Die Mission des Wanderchirurgen
dich: Mit diesen letzten Worten der Logik hast du die Pest besiegt. Niemand muss von nun an mehr an der Seuche sterben. Niemand!«
Vitus und der Professor schauten einander belustigt an. Dann sagte Vitus: »Wenn überhaupt, dann habe ich sie mit eurer Hilfe besiegt. Und das auch nur, weil es uns gelungen ist, die geheime Botschaft des Francesco Petrarca zu entschlüsseln.«
Häklein schaute gütig drein und bemerkte: »Natürlich haben wir alle unser Scherflein zu den Erkenntnissen beigetragen, aber ich schließe mich der Meinung des Magisters an: Der Lorbeer gebührt Euch, Cirurgicus. Ihr wart es, der darauf gekommen ist, es könnte sich auf dem Petrarca-Dokument noch eine geheime Botschaft befinden, Ihr wart es, der sie sichtbar gemacht hat, und Ihr wart es auch, der durch seine Schlüsse die Lösung des Problems immer wieder vorantrieb. Eine hervorragende Leistung!« Der Professor klang, als lobe er einen Studenten, und endete: »In jedem Fall ist es so, dass niemand mehr auf dieser Welt, der sich richtig verhält, von der Pestis dahingerafft werden kann.«
»Und das muss gefeiert werden!«, rief der Magister.
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Der Riese Enano
»Da hinten, ihr Gacken, ich späh ein Pupperl, ’ne Trawallerin,
’ne Schickse, kommt aus’m Gesprüss, das dicke Suppengrün!«
D er Zwerg stand vor seinen schnarchenden Freunden und hüstelte mehrmals vernehmlich. »He, ihr Gacken, ’s is bald Mittentach, un ihr lullt immer noch!«
Als keiner der beiden sich rührte, begann er sie nacheinander zu rütteln und verzog dabei das Näschen. »Pfui, potztausend! So ’nen Stank nach Stöff hab ich mein Lebtach nich gepüffert.«
Endlich schlug Vitus die Augen auf – um sie sogleich wieder zu schließen. Auch der Magister rührte sich, hob leicht den Kopf, blinzelte und ließ sich stöhnend zurücksinken.
Enano zerrte erneut an den Freunden. »Ihr Ofenhänger! Auf, auf, was strömt?«
Der kleine Gelehrte krächzte: »Es ist etwas später geworden gestern Abend.«
»Wui, wui,
sì, sì
. Na un?«
Vitus setzte sich vorsichtig auf. »Wir hatten etwas zu feiern. Sind gleich von der Universität aus losgezogen in die Schänken dieser Stadt. Ich glaube, wir haben keine einzige ausgelassen, keine Osteria, keine Bettola, keine Taverna. Es war wohl doch etwas zu viel Wein und Bier und Tresterschnaps, den der gute Professor und wir uns gegönnt haben.«
»Wiewo?« Der Zwerg verstand kein Wort. Doch nach beharrlichem Fragen bequemten die beiden sich, schließlich zu antworten – allein schon, um nicht länger belästigt zu werden. So erfuhr Enano von den erstaunlichen Erkenntnissen über die Ursache der Pest, und sein Mündchen machte ständig »Aaah!« und »Oh!«, während er gebannt lauschte. Denn als jemand, der ebenfalls den Umgang mit Säften und Arzneien gewöhnt war, begriff er sofort die ganze Tragweite der Schlussfolgerungen und fistelte irgendwann begeistert: »Simpel, simpel, ihr Gimpel! Der schwarze Husar is also schuld an der Pestilenzia. Der molle Winzling: hoppt vom Knagerling auf’n Michel un vom Michel auf’n Michel un zwickt un beißt un macht alle Welt kappore!
Sì, sì
, man musses nur holmen, dann isses ganz leicht. Wiewo habt ihr mir’s nich gleich gestochen? Wär gern mit euch gewalzt.«
Der Magister fuhr sich mit den Händen durch die strubbeligen Haare und setzte die Berylle auf. »Wie gesagt, Zwerg, wir haben direkt die heiligen Hallen der Universität gegen die weniger heiligen in der Altstadt vertauscht. Oh, mein armer Kopf! Außerdem warst du wie immer bei deinen Radbauern. Was du da verloren hast, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben.«
Vitus hatte unterdessen den Kopf tief in eine Waschschüssel gesteckt und kam prustend wieder hoch. »Das tut gut! Das solltest du auch machen, Magister.«
Enano rief dazwischen: »Hab trafackt bei Romano un Massimo, das is alles.«
Vitus ging nicht darauf ein. Er wandte sich erneut an den kleinen Gelehrten. »Ich glaube, als wir alle noch halbwegs nüchtern waren, hat der Professor zu mir gesagt, ich müsse unbedingt unsere Erkenntnisse publik machen. Ich solle sie niederschreiben, Punkt für Punkt, und er wolle dafür sorgen, dass sie gedruckt würden. Stimmt das?«
»Das stimmt, ich erinnere mich schwach. Und du hast noch hinzugefügt, dass du das sehr gern machen würdest, denn genau diese Erkenntnisse seien es ja gewesen, um deretwillen du mit uns die ganze Reise unternommen hättest. Oh, mein armer Kopf!«
Vitus fuhr in seine Kleider und begann damit,
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