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Die Mission des Wanderchirurgen

Die Mission des Wanderchirurgen

Titel: Die Mission des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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allgemein zur Huttracht der hiesigen Männer. Dann hätte meine Beobachtung überhaupt nichts zu bedeuten.« Vitus flößte dem Verletzten eine Portion der Arzneimixtur ein.
    »Meinst du? Und wenn es nun ganz einfach so ist, dass die Seuche sich totgelaufen hat?«
    »Darauf würde ich mich lieber nicht verlassen.« Vitus stellte den Albarello auf den Boden. Dann sprach er den Schwerverletzten wieder an: »Du wirst in wenigen Augenblicken keine Schmerzen mehr haben, Ladino. Vorher hätte ich allerdings gerne gewusst, ob in eurer Bande vor einiger Zeit die Pest umging. War es so?«
    Ladino öffnete und schloss den Mund, doch es kam kein Ton hervor.
    »Seid ihr es, die uns schon einmal überfallen haben? Sprich! Es ist sehr wichtig.«
    »I … ich weiß … n … nicht.« Die Stimme des Räubers war kaum zu verstehen.
    Vitus stellte noch eine Reihe weiterer Fragen, bekam aber nur noch Unverständliches zur Antwort. Schließlich, als Ladino eingeschlafen war, gab er es auf.
    »Es sieht gut aus«, sagte der Magister.
    »Wie? Was?« Vitus hatte gar nicht bemerkt, dass der kleine Mann kurz fort gewesen war.
    »Der zweite Halunke hat ebenfalls nicht die Seuche. Ich habe ihn gerade von Kopf bis Fuß inspiziert. Keine Beulen, nirgendwo.«
    »Gott sei Dank!«
    »Ich schlage vor, du legst dich jetzt aufs Ohr. Muss sowieso gleich die Wache übernehmen, da kann ich dich auch jetzt ablösen.«
    Vitus schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bleibe bei dem Verletzten. Leg du dich wieder hin. Heute Nacht passiert sowieso nichts mehr.«
    Der Magister seufzte. »Du Unkraut! Geht es zwischen uns jetzt wieder darum, wer der Edelmütigere ist? Hau dich hin, du hast es verdient.«
    Wer die beiden Freunde kannte, der wusste, dass ihr Geplänkel noch eine Weile so weitergehen konnte, doch diesmal war es anders, denn sie wurden durch einen Schreckensruf Fabios unterbrochen.
    »Was ist denn nun schon wieder los?«, knurrte der kleine Gelehrte.
    Da kam der Überlandfahrer auch schon händeringend herbeigestürzt. »
Dio mio
, meine Pferde sind weg! Das Gesindel hat sie mitgehen lassen! Ich weiß es genau, denn bei Sonnenuntergang grasten sie noch ganz in der Nähe, und so weit können sie sich nicht entfernt haben.« Tränen schossen dem Riesen in die Augen. »Fort, fort, alle sind fort! Fabio hat niemanden mehr, keine Miabella, keine Bambini, keine Bussola, keine Pferde. Oh, Herr, welche Strafen willst du mir noch auferlegen?«
    Er jammerte noch eine Zeit lang so weiter, bis es Vitus endlich gelang, den Strom seiner Tränen zu unterbrechen: »Geh«, sagte er, »koch uns was Schönes für morgen.«
    Im Feuerring,
Donnerstag, 17. Tag des Monats Dezember, A. D. 1579
    Seit langer Zeit greife ich wieder zur Feder. Turbulente Tage liegen hinter uns. Dass wir noch immer leben, können wir selbst kaum glauben. Wieder wurden wir nächtens angegriffen, und wieder konnten wir die Halunken in die Flucht schlagen. Es handelte sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Bande, die uns schon einmal überfiel. Zwei Männer streckten wir im Kampfe nieder, der eine war sofort tot, der andere lebte noch zwei Tage. Ein Forkenstich ins Gekröse war letztlich die Todesursache. Ich weiß nicht, wie viele Sünden dieser Mann auf sich geladen hatte, aber er war ein Mensch, und als einen solchen habe ich ihn behandelt.
    Die toten Räuber wurden von uns christlich begraben. Sie liegen neben Antonella, allerdings mit einigem Abstand.
    Bei dem Überfall wurden Fabio seine zwei Zugpferde gestohlen, worüber er schier zu verzweifeln drohte, doch der Himmel gab es, dass eines davon am nächsten Nachmittag wieder auftauchte. Selten habe ich bei einem Mann eine so ungehemmte Wiedersehensfreude gesehen. Er war wie entfesselt vor Glück.
    Der erwähnte Überfall geschah in der Nacht zum Dreizehnten, einem Sonntag, und nur drei Tage später hatte Fabio erneut Grund zur Freude: Bussola, seine Schöne, seine Holde, war zurückgekehrt. Diesmal hatte sie keine Nachricht für mich dabei. Ich weiß nicht, warum, vielleicht hatte Professor Girolamo einfach keine Zeit zum Schreiben. Dafür scheint in Padua alles seinen gewohnten Gang zu gehen, jedenfalls, was Fabios Familie betrifft. Über die Pest war nichts Neues zu erfahren. Wir alle beten täglich, sie möge sich bald erschöpft haben.
    Der Zwerg Enano umsorgt die kleine Nella weiter, als wäre sie von seinem eigenen Fleisch. Vor ein paar Tagen bat er darum, im Frauenzelt eine Feuerstelle einrichten zu dürfen. Er hatte Sorge, die Kleine

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