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Die Mission des Wanderchirurgen

Die Mission des Wanderchirurgen

Titel: Die Mission des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Aposteln! Lässt diese Zecke Hornstaple denn niemals locker? Ich habe dem Blutsauger doch schon einmal Nachhilfestunden gegeben und ihm gesagt, dass für den Eigentümer gehalten wird, wer besitzt, und zwar, bis das Gegenteil bewiesen wird!
Dominus habetur qui possidet, donec probetur contrarium!
«
    Der kleine Gelehrte blinzelte heftig. Dann fuhr er fort: »Und besitzen, das tust zweifellos du, denn du wohntest ja bis zu unserer Abreise auf dem Schloss. Wahrscheinlich will der Blutegel nur deine Abwesenheit nutzen, um sich alles einzuverleiben. Aber das soll ihm nicht gelingen! Ich wette, er hat keinen einzigen Beweis. Und dieser Leinenwebergeselle namens Warwick Throat aus Worthing mag ja dein leiblicher Vater sein, aber der Sachverhalt würde an deinem Besitzanspruch nichts ändern. Was mag dieser Vampir Hornstaple bloß im Schilde führen?«
    »Ich habe keine Ahnung«, murmelte Vitus tonlos.
    Edgehill meldete sich zu Wort: »Ich weiß nichts von diesen ganzen Hintergründen, Sir, ich weiß nur, dass Ihr Euch noch in dieser Stunde mit mir auf den Rückweg machen müsst. Befehl der Königin.«
    Bevor Vitus antworten konnte, setzte der Magister seine Rede fort: »Hornstaple ist Geschmeiß, ich habe es schon immer gesagt! Als Mann der Gerechtigkeit schäme ich mich für ihn. Mit ihm hat man wirklich den Bock zum Gärtner gemacht!
Ovem committere lupo!
Natürlich werde ich dich nach England begleiten, altes Unkraut, nur für den Fall, dass du juristischen Rat brauchst.«
    »Nein, das werdet Ihr nicht, Sir.« Edgehills Stimme klang sehr entschieden. »Ich werde meinen Auftrag so erfüllen, wie er mir erteilt wurde, und er lautet unmissverständlich: den Cirurgicus Vitus von Campodios zur Königin bringen. Umgehend. Und niemanden sonst.«
    Der kleine Gelehrte protestierte. »Aber warum denn so verbissen, mein Freund? Auf einen Mann mehr oder weniger wird es doch wohl nicht ankommen?«
    »Doch, das tut es. Denn je mehr Männer zusammen reiten, desto geringer die Tagesstrecke.«
    Nun versuchte es Abt Gaudeck. »Mein lieber Morton of Edgehill«, hob er an, »es ist bald Mittag, im Refektorium wartet eine gute Speise auf Euch, denn gottlob ist die Fastenzeit vorbei. Es gibt Schweinernes in einer deftigen Pilzsoße, dazu Wildpastete mit scharfem Pfeffer, selbst gefertigte Blutwürste aus der ersten Schlachtung und vieles mehr. Ihr seid herzlich eingeladen mitzuhalten.«
    Vitus fiel ein: »Ja, esst mit uns, Morton of Edgehill, stärkt Euch und haltet anschließend einen ausgiebigen Verdauungsschlaf. Ihr habt ihn Euch gewiss verdient. Und außerdem: Morgen ist auch ein schöner Reisetag.« Während er das sagte, musste er ständig an Nina denken. Es konnte doch nicht sein, dass er sie jetzt, wo sie endlich sein war, gleich wieder verlassen musste! Was würde sie denken, wenn sie erfuhr, dass er einfach abgereist war?
    Doch Edgehill blieb eisern. »Tut mir wirklich Leid, Sir, aber es geht nicht. Im Hof des Klosters warten vier Pferde auf uns. Wir werden sie im täglichen Wechsel reiten, damit zwei von ihnen immer frisch sind. Ich beabsichtige, in spätestens sechs Wochen London zu erreichen. Mit Euch.«
    »Ja, gut.« Vitus straffte sich. »Doch so eilig, dass ich nicht wenigstens noch eine Botschaft niederschreiben kann, werdet Ihr es wohl nicht haben.« Er wandte sich an Gaudeck: »Wenn Ihr nichts dagegen habt, Ehrwürdiger Vater, benutze ich Euer Schreibpult.«
    Natürlich war der Abt einverstanden, und Vitus schrieb eine Nachricht für Nina, in der er die Umstände in aller Kürze schilderte. Am Ende versicherte er ihr, dass er sie unverbrüchlich liebe …
    Nachdem er das Blatt zusammengefaltet hatte, reichte er es dem Magister. »Du weist schon, wem du es geben musst«, sagte er leise.
    »Natürlich. Wirst mir fehlen, altes Unkraut.«
    Edgehill war während der ganzen Zeit im Raum auf und ab gelaufen. »Wir müssen jetzt wirklich los, Sir!«, rief er vorwurfsvoll.
    »Gemach, kann ich nicht wenigstens noch …«
    »Wollt Ihr Euch dem Befehl Eurer Königin widersetzen?«
    Vitus resignierte. »Nein. Gehen wir.«
     
    In den folgenden Tagen erwies Edgehill sich als ziemlich einsilbiger Begleiter, dessen einziges Sinnen und Streben es war, möglichst rasch ans Ziel zu kommen. So ritten er und Vitus wortlos nebeneinander her, vom ersten Hahnenschrei am Morgen bis zum Einbruch der Dämmerung, und nur wenn die Pferde Anzeichen ernsthafter Erschöpfung zeigten, gestattete der Kurier eine Rast außer der Reihe.
    »Ich bin keiner,

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