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Die Mission des Wanderchirurgen

Die Mission des Wanderchirurgen

Titel: Die Mission des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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sah für einen Moment trotz seines Glücks verzweifelt aus. »Geld, Geld, Geld! Immer nur geht es darum. Trotzdem hast du natürlich Recht. Aber wie sagst du immer?
Tempus ipsum affert consilium.
Heute Abend gehe ich erst einmal zu Orantes. Dann sehen wir weiter.«
    »So sei es. Aber … Augenblick mal, ich höre Schritte, schnelle, schlurfende Schritte. Ob da jemand zu uns will?«
    Kaum hatte der Magister die Frage ausgesprochen, da klopfte es auch schon kräftig an die hölzerne Tür. Einen Wimpernschlag später wurde sie aufgestoßen, und Cullus trat über die Schwelle. »Meine Söhne!«, rief er, »Post und Kunde aus Padua!«
    »Was denn? Aus Padua?« Die Freunde waren im Nu aus den Betten und bestürmten den Dicken nach weiteren Neuigkeiten.
    Der aber winkte ab und schnaufte: »Mehr sage ich nicht, darf ich nicht sagen! Pater Thomas hat mir persönlich das Fegefeuer angedroht, wenn ich es tue. Folgt mir, dann erfahrt ihr alles.«
    Wie sich herausstellte, war Pater Thomas nicht allein in seiner kargen Zelle, Abt Gaudeck persönlich weilte bei ihm, der, genau wie Thomas, an dem einfachen Arbeitstisch saß. Der Tisch war leer – bis auf ein Buch.
    »Guten Morgen, Ehrwürdiger Vater, guten Morgen, Pater«, rief Vitus, »Bruder Cullus erzählte uns, es gebe Kunde aus Padua?«
    »So ist es«, antwortete Thomas. »Und nicht nur Kunde, sondern auch ein Paket. Darin befand sich dieses Buch.« Er deutete auf den Tisch.
    »Ein Buch?«
    »Richtig. Der Titel dürfte dir bekannt vorkommen.« Thomas gestattete sich ein Lächeln. »Er lautet
De Causis Pestis

    »Was?« Vitus sprang einen Schritt vor. Der Magister, ebenso überrascht, tat es ihm gleich.
    »Nimm es nur in die Hand. Professor Girolamo war so freundlich, es mir zu schicken.«
    Das ließ Vitus sich nicht zweimal sagen. Er trat an den Tisch und schlug es auf. Infolge der kurzen Entstehungszeit war es nicht möglich gewesen, es mit Illustrationen zu schmücken, aber das kümmerte ihn nicht. Es war auch so ein großartiges Gefühl, zum ersten Mal das Selbstgeschriebene in gedruckten Lettern vor sich zu sehen.
    Während er blätterte und las, holte Thomas einen Brief hervor. »Hier, Vitus, das ist das Schreiben, welches ich von Girolamo erhielt.«
    Hochwürdiger Pater, hochverehrter Herr Kollege,
    ich hoffe sehr, Ihr seid wohlauf und gesund. Möge es Gott dem Allmächtigen gefallen, Euch weiterhin Eure Schaffenskraft zu erhalten. Wie ich Euch ankündigte, erlaube ich mir hiermit, Euch ein Exemplar des Werkes De Causis Pestis zu übersenden. Drucklegung und Herstellung haben leider doch länger gedauert als ursprünglich geplant, anderenfalls hätte ich Euch gleich drei Exemplare geschickt, zwei davon für Vitus von Campodios und den Herrn Magister.
    So aber nehme ich an, dass beide Herren bei Ankunft dieser Sendung bereits weiter auf dem Weg nach England sind. Hoffentlich mit dem endgültigen Beweis für die Herkunft des Cirurgicus!
    Bitte lasst mich bei Gelegenheit wissen, was Ihr von dem Werk haltet, und gebt mir Eure Anregungen oder Ergänzungen kund. Denn noch vieles bedarf der Erforschung, unter anderem die wichtige Frage der Therapie eines pestbefallenen Körpers.
    Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung bin ich Euer
    Mercurio Girolamo
Professor an der Universität zu Padua
    Padua, 27. Februar, anno Domini 1580
    Vitus reichte den Brief weiter an den Magister, der das Buch zwischenzeitlich in Augenschein genommen hatte. »Nun, Ehrwürdiger Vater«, sagte er, »dass der Professor den Magister und mich schon auf dem Weg nach England wähnt, gibt mir ein gutes Stichwort. Ich denke, wir haben Eure Gastfreundschaft lange genug in Anspruch genommen. Greenvale Castle ruft, denn ein Schloss bedarf auf die Dauer genauso seines Herrn wie ein Kloster seines Abtes. In diesem Zusammenhang möchte ich Euch sagen …«
    »Aber, aber, mein lieber Vitus«, wehrte Gaudeck ab, »das klingt ja fast so, als glaubtest du, du würdest mir und den Brüdern zur Last fallen! Das Gegenteil ist der Fall. Andererseits muss ich einräumen, dass ich deinen Wunsch gut verstehen kann. Dich zieht es zurück zu deinen Wurzeln. Folge mir, mein Sohn, du wirst später noch Gelegenheit haben, in dem von dir verfassten Werk zu blättern.«
    Abt Gaudeck verließ den Raum und bedeutete auch dem Magister, er möge ihn begleiten.
    Wenig später, im eigenen, etwas geräumigeren Studierzimmer angekommen, wies er in eine Ecke, wo eine alte, matt schimmernde Truhe stand. »Die werde ich dir

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