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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Gestalt durch die rauchgeschwängerte Kneipe zu ihm herüber. Der schlanke Körper mit den schmalen Schultern war ihm ebenso geblieben wie die unsteten dunklen Augen, doch seine Kleidung hatte sich gleichwohl geändert. Jetzt zierten Knopflöcher mit Borten und breite bestickte Manschetten seine Jacke, dazu trug er ein cremefarbenes Halstuch und eine schwarzgraue Perücke unter seinem auffälligen breitkrempigen Hut, der ihn nicht nur als Gentleman, sondern als gut betuchten Freund der Mode auswies.
    »Billy, ich kann dir gar nicht sagen, wie schön es ist, dich zu sehen!«, rief er und klopfte Spandrel auf die Schulter, um sich dann neben ihn zu setzen. »Wie lange ist es her, sag?«
    »Sieben Jahre.«
    »Sieben Jahre, die dir gut getan haben, so wie du aussiehst. Neue Kleider?«
    »Nicht so neu wie deine.«
    »Ach, das?« Surtees knickte seine Manschetten um. »Naja, man muss doch ein bisschen Theater spielen, oder?«
    »Nicht vor alten Freunden.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.« Einen Moment lang wirkte Surtees beinahe verlegen. »Ich habe deinen Brief bekommen.«
    »Ich war überrascht, als mir Sam von deiner Verlobung erzählt hat.«
    »Ach, das! Ja. Hm, kann ich verstehen.«
    »Wie ist es dazu gekommen?«
    »Manchmal wundere ich mich selbst.« Surtees erwischte einen Kellner am Ärmel und bestellte Brandy. »Ja, doch, manchmal komme ich ins Staunen.«
    »Mein Vater ist tot.«
    »Ich weiß. Das tut mir Leid.«
    »Wie hast du es erfahren?«
    »Als ich letzten Herbst nach London zurückgekommen bin, habe ich mir gedacht, ich statte dir mal einen Besuch ab. Wegen der guten alten Zeit. Aber dann hieß es in einer Meldung, dein Vater hätte sich in Schulden gestürzt und säße im Fleet Street Prison. Und da...« Surtees zuckte die Schultern. »Tut mir Leid.«
    »War in dieser... Meldung... auch die Rede von mir?«
    »O ja. Es hieß, du seist ins Ausland geflohen.«
    »Ich bin nicht geflohen.«
    »Du schuldest mir keine Rechenschaft, Billy.«
    »Ich würde dir aber gerne alles erklären. Wenn du mir deine Geschichte erzählst, Dick.«
    »Ich? Ich hab's gut getroffen. So einfach ist das.«
    »Im Ausland?«
    »Ja. Paris. Hast du von der, äh« - Surtees senkte die Stimme - »Mississippi Company gehört?«
    »Ich dachte, die wäre bankrott gegangen, wie die South Sea.«
    »Ja ja, das ist sie. Aber ich habe eben im richtigen Moment verkauft. Acheter lafumee, vendre lafumee. Es ist ein Spiel, und man muss die Regeln kennen.«
    »Ein Spiel, bei dem man Rauch kauft und verkauft.«
    Surtees klappte der Mund von Überraschung auf. »Du... äh... parlez le francais, Billy?«
    »Ich habe selbst eine Zeit lang dort verbracht.«
    »In Paris?«
    »Nein, Rennes. Dort habe ich es auch gut getroffen - mit etwas, das solider ist als Rauch. Und ich bin heimgekommen, in der Hoffnung, ich könnte noch...«
    »Marias Herz erobern?«
    »Ja, Dick, genau.«
    Surtees Brandyflasche wurde gebracht. Er schenkte ihnen beiden ein. »Tut mir Leid«, sagte er dann und hob das Glas.
    »Aber jetzt sehe ich, dass du ihr Herz erobert hast.«
    »Ja. Na ja, sie ist ein reizendes Mädchen. Aber wem sage ich das?«
    »Richtig.«
    »Ich werde sie glücklich machen. Darauf hast du mein Wort.«
    »Wie hast du sie kennen gelernt?«
    »Das... habe ich dir zu verdanken.«
    »Mir?«
    »Ich hatte noch in Erinnerung, dass du gesagt hast, was für ein Schatz sie ist. Obwohl sie damals gerade erst fünfzehn war. Als ich dann hörte, dass du London verlassen hattest, habe ich einfach mein Glück versucht.«
    »Es scheint dich wirklich zu mögen - das Glück.«
    »Wohl mehr, als ich verdiene. Der Vater und die Tochter waren von mir angetan.«
    »Die Mutter doch auch, nehme ich an.«
    »Da du es erwähnst...« Surtees grinste ihn nervös an. »Ja.«
    »Und im Sommer feiert ihr Hochzeit?«
    »Am dreißigsten Juni.«
    »Dann sollte ich dir eigentlich gratulieren.«
    »Du hast keinen Grund zu Sarkasmus. Es hat so kommen müssen.«
    »Ach, wirklich?«
    »Du warst seit Monaten spurlos verschwunden. Und niemand rechnete damit, dich noch mal zu sehen. Ich dachte, du hättest sie vergessen. Und sie glaubte das auch.«
    »Bestimmt hast du sie darin bestätigt.«
    »Nimm doch Vernunft an, Billy. Wie hätte ich ahnen können, dass du plötzlich zurückkommst.«
    Spandrel sah seinem früheren Freund lange in die Augen, ehe er schließlich einräumte: »Wahrscheinlich hast du Recht.«
    »Das ist ein verdammtes Pech für dich...« Surtees schnitt eine Grimasse. »Aber so ist es nun

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