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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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Trixie sah die Männer und Frauen an, die sich hinter der Barrikade aufgestellt hatten, und fragte sich, worauf sie wohl horchten. Sie strengte das gesunde Ohr an.
    Da …
    In der Ferne vernahmen sie das Knirschen von Stahl auf Pflasterstein, dann das dumpfe Stampfen der Kolben, die lauten Befehle, die durch die scharfe kristallklare Luft des Nachmittags bis zu ihnen hallten.
    Ein Junge von zwölf oder dreizehn kam um die Ecke gelaufen und schrie: »Die Anglos rücken durch Southgate vor. Zehn Minuten von hier.«
    »Soldaten von Warschau, haltet euch bereit«, rief Trixie.
    Jetzt konnten sie nur noch abwarten, und da wurde Trixie plötzlich bewusst, wie einsam man als Kommandant war. Die Frauen und Männer hinter den Barrikaden warteten auf ein Wort von ihr. Trixie ging an der Barrikade auf und ab und rief den blassen Soldaten zu: »Eröffnet das Feuer erst, wenn die Anglos auf fünfzig Meter herangekommen sind. Verschwendet keine Munition. Wenn jemand fällt, übernimmt sein Partner, der kein Gewehr hatte, dessen Waffe. Niemand weicht zurück, niemand ergibt sich. Ich werde jeden erschießen, der die Barrikade verlässt. Jetzt ist eure Zeit gekommen, Bewohner von Warschau, eure Zeit zum Töten ist gekommen.«
    Fünf Minuten später holperte der erste Dampfwagen um die Ecke. Die SS hatte die Gummireifen durch Spikes ersetzt, und die Räder rissen ganze Pflastersteine aus der Straße. In Stahl und Dampf gehüllt bahnte sich das schwere Gefährt ächzend und stöhnend einen Weg durch die Straße, langsam, unaufhaltsam auf die Barrikaden zu. Als der Panzerwagen genau gegenüber von ihnen war, blieb er stehen wie ein feuerspeiender Drache, der aus den Tiefen der Terror Incognita ausgebrochen war. Dann setzte er sich mit einem Ruck in Bewegung und nahm Fahrt auf. Offensichtlich hatte er vor, die Barrikade zu durchbrechen. Im Schutze des Ungetüms rückten auch die schwarz uniformierten SS -Sturmtruppen vor. Dann eröffneten zwei auf dem Dach des Panzwerwagens angebrachte Gatling-Kanonen das Feuer. Instinktiv warf sich Trixie zu Boden. Die Kugeln schlugen in einem Haus links von ihr ein. Fenster barsten, Glassplitter regneten auf die Straße. Irgendwo rechts hörte sie einen Schrei. Der Panzerwagen wurde schneller. Er schien unaufhaltsam zu sein, ein Klumpen Stahl, der auf sie zuraste.
    »Kommt nur, ihr verdammten Hundesöhne!«, schrie Trixie und errötete. Wie konnte man sich mit ihrer Herkunft und ihrem Rang derart vulgär ausdrücken. Daran war bestimmt dieser Feldwebel Wysochi schuld. Doch als sie sah, welche Wirkung die Worte auf ihre Männer hatte – sie lachten –, sah sie sich ermutigt fortzufahren. »Seht euch sie nur an … diese Ärsche sind so zahlreich, dass selbst ihr Nichtsnutze sie nicht verfehlen könnt.«
    Schallendes Gelächter.
    Die SS kam immer näher. Achtzig Meter … siebzig Meter … sechzig … fünfzig.
    »Feuer!«
    Die Soldaten der FAW feuerten aus allen Rohren ihrer veralteten Martini-Henry-Gewehre. Ein Kugelhagel prasselte auf die vorrückende SS nieder. In Handumdrehen stieg eine erstickende Korditwolke in den kalten klaren Winterhimmel auf.
    »Rührt euch nicht vom Fleck!«, rief Trixie, als der Panzerwagen gegen die Barrikade prallte. Einen Augenblick fürchtete sie, dass sie nachgeben würde, doch die Tonnen von Erde, Holz und Schutt hielten dem Angriff stand. Jetzt begannen Korporal Zawadzski und seine Männer, auf die SS -Leute zu schießen, die sich hinter dem steckengebliebenen Panzerwagen verschanzten. Einer der Verteidiger fiel mit einem Treffer im Gesicht zu Boden. Trixie riss ihre Pistole instinktiv hoch, zielte auf die vorrückenden SS -Männer und drückte ab. Der Rückstoß der Pistole war gewaltig, Trixie spürte erneut einen durchdringenden Schmerz in dem verletzten Arm, doch sie feuerte mit der Waffe immer wieder auf die vorrückende schwarze Masse, bis das Magazin leer war und sie nur noch ein leeres Klicken hörte.
    Es schien aussichtslos zu sein. Die Waffen- SS rollte wie eine riesige schwarze Welle auf sie zu und nahm die Barrikaden mit ihren automatischen Gewehren unter schweren Beschuss. Doch genau in diesem Augenblick warfen der junge Korporal Michalski und seine Männer die Brandbomben herunter und verwandelten den eleganten, von Bäumen gesäumten Ujazdow-Boulevard in ein flammendes Inferno.
    »Jetzt!«, schrie sie zwei Jungen etwas zu – in Wirklichkeit waren es noch Kinder, keine zehn Jahre alt –, woraufhin diese todesmutig auf die Barrikade kletterten, um

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