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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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…« Bis zu diesem Augenblick war sie überglücklich gewesen. Sie war verliebt und hatte die Vorstellung, ihn verlassen und in die Reale Welt zurückkehren zu müssen, völlig verdrängt. Jetzt wurde sie von der schrecklichen Realität eingeholt, dass sie in Wirklichkeit ganz unterschiedlich waren.
    Vanka drückte ihre Hand, um sie zu trösten. »So ist es am besten, Ella, ich muss wissen, dass du in Sicherheit bist. Konzentrieren wir uns jetzt darauf, eine Blutbank zu finden, damit wir Louverture das Geld überweisen können. Je schneller wir wieder in meiner Wohnung sind, desto besser.«
    Die Berliner Blutbank lag direkt um die Ecke des Resi. Es war ein beeindruckend hohes Gebäude, das alle anderen Bauten, die Ella in der Demi-Monde oder gar in der Realen Welt gesehen hatte, in den Schatten stellte. Der weiße Stein strahlte hell und klar in der klaren kalten Wintersonne. Vermutlich hatten die Programmierer der Demi-Monde das Gebäude einer der großen Zentralbanken in der Realen Welt nachempfunden. Es war mit hohen Säulen geschmückt, prächtige Steinstufen führten zu einem großen Tor, und überall standen majestätische Skulpturen von längst vergessenen Honoratioren. Selbst das Mauerwerk und die aus Stein gemeißelten Säulen waren von bemerkenswerter Vollkommenheit. Nirgendwo war ein Kratzer oder gar ein Riss zu sehen. Es war so perfekt, dass es unnatürlich wirkte.
    »Wie alt ist diese Bank?«, fragte sie lieber Vanka als PINC .
    »Niemand weiß es genau«, antwortete Vanka, während er sich besorgt nach Checkya-Agenten umsah. »Blutbanken gelten als Wunder einer antiken Demi-Monde. Sie sind aus ManteLit gebaut, demselben Stoff wie die Kanalisation, daher funkeln sie auch so grünlich.«
    »Sieht deshalb das Gebäude so … neu aus?«
    »Ja, das liegt am ManteLit, es nutzt sich nicht ab und ist unzerstörbar. Ein Mal pro Woche werden die Gebäude abgespritzt, und schon sehen sie wieder aus wie neu. So unglaublich es klingt, dieses Gebäude wäre – je nachdem, welchem Gelehrten der Urgeschichte man Glauben schenken will – zwischen zehn- und hunderttausend Jahre alt.«
    »Und was glauben diese Historiker, wer hat sie gebaut?«
    »Der UnFunDaMentalismus im ForthRight behauptet, es seien Heydrichs Übermenschen gewesen, das UrVolk.« Vanka lächelte zurückhaltend. »Anscheinend konnten wir Angelslawen solche Gebäude bauen, bevor Menschen wie du uns verführten.«
    Ella lachte. »Tut mir leid.«
    »Braucht es nicht«, entgegnete Vanka. »Nachdem ich dich gestern Abend in diesem Kleid gesehen habe, vergebe ich meinen Ahnen all ihre Indiskretionen. Sie hätten einen eisernen Willen gebraucht, um einer so bezaubernden Frau wie dir zu widerstehen.« Wieder drückte er ihren Arm, und Ella wäre um ein Haar in Tränen ausgebrochen, als eine Welle von Schmerz und Glück über ihr zusammenschlug.
    Als sie die Stufen hinaufgingen, traten plötzlich zwei Checkya-Offiziere aus der Bank. Vanka zog Ella sofort zur Seite. »Halt deinen Schleier schön fest, dann passiert uns nichts. Und wenn sie dich fragen, sagst du, dass du zu Josephine Bakers Tanztruppe gehörst.«
    Ella war über Vankas ungewöhnliche Nervosität beunruhigt und folgte seinem Rat. Doch dann blieb ihr das Herz stehen. Drüben auf der anderen Seite der Stufen lehnte niemand anderes als Professor Septimus Bole lässig an der Fassade der Bank. Sie war sicher, dass er es war. Die hochgewachsene, schmale Gestalt, die riesige Nase und die kleine getönte Brille. Instinktiv ging sie auf ihn zu, wurde aber von der Menschenmenge am Eingang aufgehalten, und als sie sich schließlich einen Weg durch die vielen Menschen gebahnt hatten, war der Professor wie vom Erdboden verschluckt.
    Ella runzelte die Stirn. Warum verfolgte sie der Doppelgänger des Professors? Sie war sicher, dass sie ihn gesehen hatte, als die Checkya ihre Wohnung durchsuchte, und jetzt tauchte er hier auf. Aber warum sprach er sie nicht an?
    Doch sie kam nicht dazu, sich weiter den Kopf zu zerbrechen. Vanka blickte sich erneut nervös um und führte sie dann in die unendliche Weite hinter dem großen Tor.
    Die Vorhalle der Bank war so riesig, dass sie trotz der Tausenden von Menschen, die sich darin befanden, leer wirkte. Sie musste an die sechzig Meter hoch und etwa hundertfünfzig oder zweihundert Meter breit sein. Wie tief sie war, hätte sie nicht einmal raten können. Sie schien sich am Horizont zu verlieren.
    Es war fürchterlich laut, ein seltsam scheppernder Ton hallte durch das

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