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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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gewesen. Er hatte Vanka nicht ein einziges Mal geschlagen. Und soweit er wusste, war die Behandlung, die die SS Shades zukommen ließ – vor allem jungen hübschen weiblichen Shades wie Ella – viel handgreiflicher als die finsteren Blicke, die Clement und seine Männer ihr jetzt zuwarfen.
    Sie hatten sie nicht einmal durchsucht.
    Im Gegenteil, Ella und er waren fast respektvoll behandelt worden.
    Seltsam.
    Die Erklärung für diese extrem sanfte Behandlung kam wenig später, als Seine Heiligkeit, Kamerad Crowley höchstpersönlich, ins Prancing Pig rauschte.
    Verdammter Mist , dachte Vanka, ausgerechnet dieser Wichser .
    Crowley: der unübertroffene Experte der Demi-Monde für das Okkulte und alles, was mit der Spirituellen Welt zu tun hatte. Crowley: der umjubelte Prophet des UnFunDaMentalismus. Wenn es überhaupt jemanden gab, der einen Betrüger oder eine gefälschte Hellseherlizenz auf Anhieb erkannte, dann Aleister Crowley.
    Vanka nutzte die allgemeine Verwirrung unter der SS , als Crowley eintrat – nie im Leben hatte er so viele katzbuckelnde Schleimer auf einem Haufen gesehen –, um sich vorzubeugen und Ella ins Ohr zu raunen: »Das ist Crowley. Sprechen Sie ihn mit ›Eure Heiligkeit‹ an. Und seien Sie sehr vorsichtig, er kann Shades nicht ausstehen.«
    Crowley sah sich angewidert im Prancing Pig um. Es kam nicht oft vor, dass ein so hochrangiger Vertreter des ForthRight in die Gefilde der Blutarmen hinabstieg. Nur selten verließ er sein dampfbetriebenes, kugelsicheres Crowley-Mobil, wenn er sich unters Volk begab, doch heute konnte er sich mit eigenen Augen davon überzeugen, wie die Habenichtse lebten. Trotz Burlesques Anstrengungen, das Pig ein bisschen aufzumöbeln, war das Hinterzimmer immer noch ein Inbegriff proletarischer Ästhetik.
    Mit einem parfürmierten Taschentuch vor der Nase wechselte Crowley ein paar leise Worte mit Clement, dann blickte er in ihre Richtung, entledigte sich seines goldenen Umhangs und kam quer durch die Kneipe auf sie zu. Vanka sprang augenblicklich auf, vollzog den Parteigruß und rief: »Aus zwei mach eins.«
    Crowley erwies ihm nicht einmal die Ehre, den Gruß zu erwidern. »Sind Sie der Hellseher, der während einer Séance diesen Gauner Morris der illegalen Erteilung von gefälschten parapsychologischen Lizenzen überführt hat?«, fragte er und machte einem der SS -Schergen ein Zeichen, ihm einen Stuhl zu bringen.
    Fast hätte Vanka der Mut verlassen. Dann aber nahm er sich zusammen und antwortete so beiläufig, wie es ihm trotz des verkrampften Magens möglich war. »Der bin ich, Eure Heiligkeit.«
    »Und das ist Ihre Assistentin, Marie Laveau?«
    »Ja, Eure Heiligkeit. Sie war mein Medium bei der Entlarvung von Morris.«
    Zu seiner Verblüffung bemerkte Vanka, dass es Ella gelungen war – wie, wusste nur ABBA –, die oberen Knöpfe ihres Mieders aufzuknöpfen, sodass nun ihr langer, schlanker und überaus verführerischer Hals zu sehen war. Als sie Crowley vorgestellt wurde, rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her wie ein schmachtendes Schulmädchen und räkelte kokett ihren bemerkenswerten Körper. Sie kicherte albern, und hätte Vanka sie nicht gekannt, wäre er sicher gewesen, dass sie mit Seiner Heiligkeit flirtete. Seine Heiligkeit schien derselben Meinung zu sein.
    Was zum Teufel führte sie im Schild?
    »Sagen Sie ihr, dass sie den Schleier abnehmen soll«, befahl Crowley mit fester Stimme.
    Raffiniert befolgte Ella den Befehl und und warf Seiner Heiligkeit mehrere kokette Blicke zu, als ihre Schönheit ans Licht kam. Sie gab sich schüchtern und verführerisch zugleich, klimperte mit ihren riesigen Augen und wirkte unglaublich sexy. Vanka beobachtete die widersprüchlichen Empfindungen, die über Crowleys Gesicht huschten: zum einen Ekel, weil er es mit dem Mitglied einer Rasse zu tun hatte, die der UnFunDaMentalismus kaum besser als Tiere einstufte, zum anderen aber auch Begierde. Shade oder nicht, Ella war eine schöne Frau, und selbst jemand wie Crowley mit seinen rassistischen Vorurteilen wusste Schönheit zu schätzen.
    Die Lust musste über den Ekel gesiegt haben, denn überraschenderweise ließ er sich dazu herab, Ella persönlich anzusprechen. »Wie mir Kamerad Standartenführer Clement mitgeteilt hat, sind Sie auf Berias Einladung ins ForthRight gekommen. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie eine dieser Shade-Hexen sind, die sich in der Kunst des WhoDoo auskennen?«
    Ella nickte und erlaubte Crowley dabei einen Blick in ihren

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