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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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Ausschnitt, der ihn ziemlich aus der Fassung brachte. Doch als sie dann antwortete, nahm sie zu Vankas Staunen den Pseudoakzent einer WhooDoo-Priesterin an. »So isses, Eure Heiligkeit, ich bin die WhoDoo-Königin Marie Laveau, mächtigste Mambo von ganz NoirVille. Ich kann mit Papa Legba reden, Gott der Kreuzwege, Wächter des Tores, das die Bewohner der Demi-Monde von denen der Loa trennt, den Geistern meiner Leute. Papa Legba hat mir die Gabe der Hellseherei verliehn.«
    Vanka hielt das, was er gerade hörte, für horrenden Blödsinn, doch auf Crowley machte Ella offensichtlich einen tiefen Eindruck. Er lehnte sich zurück, und der obszöne Ausdruck in seinem Gesicht wich respektvoller Vorsicht. Irgendetwas hatte den Nerv Seiner Heiligkeit getroffen. Trotzdem schien er noch nicht gänzlich überzeugt zu sein. Erneut wandte er sich Vanka zu. »Ich gebe Ihnen eine letzte Chance zu gestehen, dass Sie Morris mit einen Trick entlarvt haben. Geben Sie zu, dass Sie Morris mit unlauteren Mitteln und Taschenspielerei überführt haben statt mit okkulter Magie, und ich werde Nachsicht walten lassen.«
    Wer’s glaubt, wird selig.
    »Es gab keine Tricks, Eure Heiligkeit. Miss Laveau besitzt tatsächlich die Gabe, die Gedanken derjenigen Menschen zu lesen, die sie berührt. Ihr Untergebener, Tomlinson, kann es Ihnen jederzeit bezeugen. Er war bei der Séance dabei.«
    »Ich habe bereits mit Tomlinson gesprochen, er wurde eingehend befragt.«
    Armes Schwein.
    Crowley strich sich abwesend über den Rand seines fauligen Gebisses, während er mit sich kämpfte. »Ich möchte, dass Sie mir eine Kostprobe Ihrer Fähigkeiten gibt. Sie soll mich von Ihren Talenten als Seherin überzeugen.«
    Das dürfte interessant werden.
    »Dann muss ich Sie darauf hinweisen, Eure Heiligkeit, dass Mambo Laveau denjenigen, mit dessen Geist sie kommunizieren will, berühren muss.«
    Vanka sah, wie Crowleys Augen bei der Vorstellung, von der schönen Ella berührt zu werden, funkelten, trotzdem zögerte er. Und so war es Ella, die die Sache im wahrsten Sinne des Wortes in die Hand nahm. Sie strich sich eine Haarlocke aus dem Gesicht und begann, ihre Lederhandschuhe abzustreifen. Langsam, unendlich langsam entblößte sie einen Finger nach dem anderen. Es war einer der erotischsten Anblicke, die Vanka je erlebt hatte, und die Wirkung auf die Männer in der Kneipe war elektrisierend. Aller Augen waren auf sie gerichtet. Diese junge Frau war ein geborener Star.
    Als sie damit fertig war, streckte sie Crowley die nackten Hände entgegen und forderte ihn auf, sie zu ergreifen. Wie in Trance tat er, was sie von ihm verlangte. Daraufhin stand Vanka auf, stellte sich hinter Ella und legte ihr die Hände auf beide Seiten des Kopfes, wobei sich die Fingerspitzen auf der Stirn berührten. Dann stöhnte sie leicht. »Oh, oh, ich hab Verbindung aufgenomm zu einer sehr mächtigen Seele. Hm, hm, Eure Heiligkeit, Sir, Sie sind ein starker, ein sehr starker Mann, voller Vitalität und Manneskraft. Uhhh-iiiiie … Sie lassen mein Herz höher schlagen.«
    Großartig.
    »Mambo Laveau«, rief Vanka. »Ich befehle dir, ans andere Ufer zu reisen, um mit der Spirituellen Welt Verbindung aufzunehmen. Bist du bereit?«
    »Jaaaa!«
    Langsam begann Ella, den Kopf hin und her zu werfen. Dann wurden die Bewegungen unmerklich schneller, und das tiefe Stöhnen schwoll an. Plötzlich sackte sie auf ihrem Stuhl zusammen und begann, am ganzen Körper zu zittern, auf eine unglaublich aufreizende Art. Vanka wandte seine Augen von den bebenden Brüsten des Mädchens ab und konzentrierte sich auf seine Rolle.
    »Ich bin da.«
    Selbst Vanka schreckte zusammen, als er die Stimme hörte, die Ella irgendwo in ihrem Innern gefunden hatte. Der Pseudoakzent aus NoirVille war verschwunden. Jetzt sprach sie perfektes Anglo in einer erstaunlich tiefen Stimmlage. Jedenfalls nicht die Art von Stimme, die man von einer Frau erwartete, selbst wenn sie so groß war wie Ella. Auch die SS -Leute schnappten verblüfft nach Luft. Aus den Augenwinkeln beobachtete Vanka, wie Clement die schmutzige Hand hob und über der Brust das Schutzzeichen des Valknut machte.
    »Wer ruft mich von jenseits des Abgrunds?«, ächzte Ella. »Wer wagt es, Aiwaz’ Friede und Ruhe zu stören?«
    Aus seiner langjährigen Erfahrung mit derartigen Sitzungen wusste Vanka, dass es für den Seher lebenswichtig war, Ruhe zu bewahren und seine Zuversicht zu behalten, ganz gleich, was passierte, wie verwirrend die Ereignisse waren und

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