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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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Burlesque, sollten nicht vergessen, dass alles, was wir über Sie wissen, Sie an den Galgen bringen kann. Stellen Sie sich nur mal vor, welche interessante Neuigkeiten wir als Gegenleistung für eine Strafmilderung hätten, wenn Miss Thomas oder ich Besuch von der Checkya bekämen.«
    Seinem Gesichtsausdruck nach war das das Letzte, was Burlesque sich vorstellen wollte.
    »Dasselbe gilt für den Fall, dass Sie mit Ihrem Kumpel, dem Hexenjäger, über Dinge reden, die ihn nichts angehen«, warnte Ella.
    Burlesque sah immer finsterer drein.
    »Deshalb ist es wirklich ein Glück, dass wir so gute Freunde sind«, fügte Vanka lächelnd hinzu. »Wo ist übrigens das Geld, das Sie uns schulden?«
    »Was für’n Geld?«
    »Na, das für die Séance und unsere Spesen.«
    »Was für Spesen, verdammt?«
    »Ich muss doch sehr bitten. Jedenfalls kämen Sie so billiger davon, als wenn ich Kurt Vanglers Vater erzähle, wo er die Leiche seines Sohnes ausbuddeln kann.«
    »Verdammte Kacke! Wie viel?«
    »Für die Vorstellung heute Abend? Zehn Guineen plus weitere zehn für unsere Ausgaben.«
    Burlesque hasste es, sich von seinem sauer verdienten Geld zu trennen, doch das entschiedene Funkeln in Vankas Blick war Grund genug, klein beizugeben und seine Schulden zu bezahlen. Langsam und widerstrebend zählte er neunzehn Guineen ab.
    »Es waren zwanzig abgemacht«, bemerkte Vanka.
    »Eine musste ich abziehen für den Vorhang, den Ihre verehrte Freundin als Kostüm missbraucht hat.«
    »Ich weiß übrigens auch, wohin Sie sonntagnachmittags verschwinden, wenn Ihre Frau glaubt, Sie würden die Bestände im Lager zählen«, erklärte Ella leise.
    Rasch warf Burlesque noch eine Goldguinee auf den Haufen, der vor Vanka lag. »Wissen’se was, Wanker«, sinnierte er träge, »sobald sich herumgesprochen hat, wie talentiert die junge Dame is, wern’Se – wern wir – ’n Vermögen für ’ne Eintrittskarte zu Ihren Sorrys verlangen können. Wissen’Se, was Sie brauchen?«
    »Eine bessere Bezahlung, um in diesem Loch aufzutreten?«, sinnierte Vanka.
    »Nee, was Sie brauchen, is’n Manager.«
    Ella schwante mit Grauen, wen Burlesque als idealen Kandidaten für den Job empfehlen würde.

21
    Demi-Monde:
52. Tag im Winter des Jahres 1004
    Bevor die Demi-Monde eingegrenzt wurde, kam eine Frau namens Lilith dorthin – angeblich eine Shade –, die die schwarze Kunst der Vanir-Magie beherrschte, Seidr. Lilith benutzte ihre Macht, um die entlegensten Winkel von Yggdrasil aufzusuchen (auch Baum der Erkenntnis genannt) und sich jene okkulten Kräfte anzueignen, die dem UrVolk von ABBA verwehrt worden waren. Dort – am äußersten Rand von Raum und Zeit – begegnete Lilith Loki (auch Satan oder Schwindler genannt), den sie mit ihren weiblichen Reizen so betörte, dass er ihr die Geheimnisse der Lebenden verriet. Nach ihrer Rückkehr in die Demi-Monde benutzte Lilith ihre neu erworbenen Kenntnisse, um die elementaren Leidenschaften des UrVolks anzustacheln, bis es jeden Sinn für völkischen Anstand verlor und sich schamlos der Sünde der Rassenmischung hingab. Indem Lilith den Samen des UrVolks mit dem der UnterWesen vermischte, setzte sie ihre okkulte Macht ein, um das Volk der Demi-Monde umzuformen, und beschleunigte so seinen Untergang.
    – Vortrag von Professor Michel de Nostredame, Sitzungsprotokoll des Zehnten Jährlichen Kongresses über die Mythen und mündlichen Überlieferungen aus der Zeit vor der Begrenzung der Demi-Monde, 1003
    Trotz aller Anstrengungen fand Ella nicht den kleinsten Hinweis auf Norma Williams’ Aufenthaltsort. Allmählich kam es ihr vor, als hätte sie sich auf ein völlig aussichtsloses Unternehmen eingelassen. Doch am Ende war es Norma Williams, die auf allerlei Umwegen Ella fand.
    An diesem Tag, zwei Tage nach ihrer ersten Séance, saß Ella zur Mittagszeit im Prancing Pig und genoss – wenn man diesen Ausdruck benutzen will – das zweifelhafte Essen dort. Das Pig war nicht gerade eine feine Adresse, aber sehr beliebt bei den Matrosen der Boote und den Shades – sie hasste es, den Jargon der Rookeries zu übernehmen –, die die Themse auf und ab fuhren. Ihre eigene Hautfarbe war doch nicht so selten. Trotzdem trug sie nach wie vor ihre Lederhandschuhe, eine Haube mit breiter Krempe und einen – glücklicherweise – sehr modischen Schleier, der ihr Gesicht völlig bedeckte. Mit dem Schleier ein Würstchen zu verspeisen war der reinste Albtraum, aber immer noch besser, als von der Checkya entdeckt zu

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