Die Mission
Palladium.«
Burlesque verfiel in einen lukrativen Tagtraum und überließ Ella dem missmutigen Vanka. »Es ist die Gelegenheit, Vanka. Wir müssen es tun. Ich brauche Ihre geschickte Selbstdarstellung und Ihre Erfahrung. Sie müssen das Publikum bearbeiten.«
Doch Vanka schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht, Ella. Es könnten gewisse Leute anwesend sein, denen ich nicht über den Weg laufen möchte.«
Plötzlich fiel der Groschen, und Ella verstand Vankas Abneigung. »Um Himmels … um ABBA s willen«, berichtigte sie sich schnell. »Und Leute, denen auch ich lieber nicht begegnen will.« War das nicht die Wahrheit? Die Aussicht, mit Reinhard Heydrich in einem Raum zu sein, war nicht gerade erheiternd. »Aber das ist kein Problem, Vanka. Ich habe darüber nachgedacht, wie wir unseren Auftritt aufpäppeln könnten, und bin zu dem Schluss gekommen, dass wir ein bisschen dicker auftragen sollten. Sie kennt man bereits unter dem Namen Mephisto, also wird niemand Ihren richtigen Namen erfahren, und wenn wir obendrein Masken auf der Bühne tragen …«
»Masken?«, fragte Vanka ungläubig. »Wie die im Quartier Chaud etwa?«
»Ja, so kann uns niemand wiedererkennen.«
»Die Idee, alles ’n Zacken reißerischer aufzuziehn, is nich schlecht«, sinnierte Burlesque. »Wir könnten ein paar gut bestückte Miezen durch den Saal laufen lassen …«
»Jetzt seien Sie endlich mal still, Burlesque«, fuhr Ella ihn an, und zu ihrer großen Verwunderung hielt er den Mund. »Ich brauche Sie, Vanka. Sie müssen mir helfen, einen so ausgeklügelten Trick zu erfinden, dass kein Mensch darauf kommt, dass es einer sein könnte.« Plötzlich wurde Ella klar, dass Burlesque an ihren Lippen hing. »Sie müssen mir helfen, den Tempel zu entwerfen, den hounfo .«
»Was iss’n das jetz wieder?«, platzte Burlesque nervös dazwischen. »Kostet es etwa Geld?«
Eine Stunde später, nachdem sie den halb verärgerten und zugleich überglücklichen Burlesque im Pig zurückgelassen hatten, wo er seinen Rausch ausschlief, saßen Ella und Vanka wieder in Vankas Wohnung.
Vanka schwieg verdrießlich, als wüsste er, was er zu tun hatte, könnte sich aber nicht dazu durchringen, es tatsächlich zu tun. Es bedurfte einer halben Flasche Lösung und fast einer weiteren Stunde, bis er seine miese Laune endlich überwunden hatte. »Ist die Dämonin, von der Crowley gesprochen hat, diejenige, die Sie nach NoirVille schaffen wollen?«, fragte er schließlich.
Es hatte keinen Zweck zu lügen. »Ja, so viel habe ich aus Crowley herauskriegen können. Es war nicht leicht, er hat sich ganz schön gewehrt, mir Einblick in seine Psyche zu gewähren, trotzdem konnte ich die Sache mit der Dämonin und sogar ein paar weitere Dinge herausfinden, die uns nützlich sein werden. Aber die Hauptsache ist, dass Crowley mir die Dämonin sozusagen auf dem Silbertablett serviert.«
»Dann klären Sie mich auf. Wieso ist es so wichtig, dass Sie sie retten? Haben Sie mit den Blutsbrüdern zu tun? Stecken die dahinter? Werden Sie von Ihnen erpresst? Wollen die die Dämonin haben, um sie anschließend zu melken?«
Ella seufzte. »Es ist zu kompliziert für eine einfache Erklärung, Vanka. Ich kann Ihnen nur sagen, dass mir nichts anderes übrig bleibt. Ich muss die Dämonin aus Crowleys Fängen befreien und sie nach NoirVille schaffen.«
»Es gefällt mir nicht, Ella. Dieses Melken von Dämonen halte ich nicht für richtig.«
»Vanka … bitte … Sie müssen mir einfach vertrauen. Das alles hat nichts damit zu tun, die Dämonin zur Ader zu lassen. Ich will ihr nichts Böses, nein, genau das Gegenteil ist der Fall. Aber ich brauche Ihre Hilfe, um sie zu retten.«
Vanka schüttelte den Kopf. »Das ist Wahnsinn, wissen Sie? Vor Heydrichs Augen eine Dämonin zu entführen … ist Wahnsinn. Und selbst wenn es Ihnen gelingen sollte, wird die SS Sie jagen, bis sie Sie zur Strecke gebracht hat.«
»Die Demi-Monde ist groß. Wenn ich erst einmal in NoirVille bin, tauche ich einfach unter.«
Stimmt das etwa nicht?
»Schön, aber diejenigen, die Ihnen helfen, werden auch untertauchen müssen. Sie werden neue Namen, neue Identitäten, neue Wohnungen brauchen, ein ganz neues Leben. Um der SS nicht in die Hände zu fallen, braucht man obendrein eine Menge Geld. Ein Vermögen an Schmier- und Schweigegeldern.«
»Wie viel?«
Er zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich eine halbe Million Guineen.«
»Hätten Sie Lust, sich eine Million zu verdienen, Vanka?«, fragte
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