Die Mistelzweigstrategie
ihm.
Das einzige Problem waren seiner Meinung nach die äußerlichen Beschreibungen der Hauptpersonen. Die blonde Frau war üppig mit großen Brüsten und runden Hüften und auf eine ungeheuer aufregende Weise schamlos. Sie ähnelte Maggie nicht im Geringsten.
Warum zum Teufel sah dann der Held ihm so ähnlich?
Maggie hatte ihm dieselbe Größe gegeben, dieselben Augen, dasselbe dunkle Haar. Sie hatte dem Typen sogar einige von Erics Worten in den Mund gelegt. Und was seine Kleidung betraf … nun, die hing genau so in seinem Schrank.
Der einzige Unterschied war, dass es dem Mann gelang, die Protagonistin nackt in seinem Schlafzimmer zu haben. Himmel, nicht nur das … Er war dank der enthusiastischen Heldin drei Mal gekommen. Eric war sich nicht sicher, ob so etwas möglich war.
Andererseits ging er auch jeden Abend allein ins Bett.
Eric war auf irrationale Weise eifersüchtig und geradezu beleidigt, dass sein fiktiver Charakter sich nahm, was er sich selbst versagte.
War es vielleicht das, was Maggie wirklich wollte?
Eine Mischung aus Aufregung und Verbitterung ließ sein Herz höher schlagen. Ha! Endlich hatte er es begriffen. Sie war nicht annähernd so unerfahren, wie er immer gedacht hatte, denn es war unmöglich, Sexszenen nur aus der Fantasie so realistisch zu beschreiben.
Nun, im Nachhinein betrachtet, musste er gestehen, dass Maggie viel zu sexy und lebendig war, um lange unschuldig geblieben zu sein. Somit hatte er sich mit seiner edlen Rücksicht nur selbst geschadet. Doch damit war es nun vorbei. Sie wollte ihn, sie hatte in ihrem Roman bereits mit ihm geschlafen, und ab sofort würde er nicht länger den galanten Deppen spielen, der ihr alle Zeit der Welt gab.
Wenn Maggie über sexuelle Befriedigung schreiben wollte, dann würde er ihr genau das geben! Sie hatte mit ihrem verdammten Mistelzweig doch sowieso schon damit angefangen. Seine kleine Maggie war tatsächlich eine ziemliche Überraschung!
Es fiel ihm nicht leicht, das Manuskript wieder in die Schublade zu legen, wo jeder es finden könnte. Er musste mal ein Wörtchen mit ihr darüber reden – danach würde er ihr zeigen, dass es in Wirklichkeit kein fiktionaler Charakter mit ihm aufnehmen könne.
Er versteckte die Seiten wieder unter den Büchern und Papieren, so wie sie es getan hatte, und häufte noch ein paar andere Unterlagen darauf, nur für den Fall. Dann sah er auf die Uhr. Es war bereits sieben, und vor acht würde er nicht bei Maggie sein. Aber das war ja nicht besonders spät, und jetzt hatte er auch einen verdammt guten Grund, sie zu besuchen. Er tastete nach dem Mistelzweig in seiner Hosentasche.
Maggie war eine Schriftstellerin. Eine sehr talentierte, sehr erotische Schriftstellerin. Und sie begehrte ihn, das bezweifelte er nun keine Sekunde mehr. Wenn Maggie schon nicht seine Frau werden konnte, dann wollte er sie wenigstens so besitzen, wie sie es beschrieben hatte, auf eine körperliche und elementare Weise, die viel mehr Verbundenheit beinhaltete als eine Eheschließung.
Zum ersten Mal seit sechs Monaten glaubte er, ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
3. KAPITEL
M aggie sprang aus der Dusche, als es an der Tür klingelte. Die Pizza, die sie bestellt hatte, wurde heute offenbar besonders schnell geliefert. Sie zog hastig den alten, dicken Bademantel über. Um das nasse Haar wickelte sie ein Handtuch, ihre nackten Füße hinterließen feuchte Abdrücke auf dem Teppich.
Sie schnappte sich ein paar Münzen Trinkgeld und machte sich auf den Weg zur Tür. Weil sie so oft Pizza bestellte, wurde ihr auf Rechnung geliefert, die sie immer am Ende des Monats beglich.
Gerade als es ein zweites Mal läutete, riss sie die Tür auf. “Entschuldigung, das ging schneller als … ich … dachte …”
Eric stand vor ihr, Schneeflocken schmolzen auf seinem Haar, seine Wangen waren von der Kälte gerötet, und seine Augen glühten. Bei ihrem Anblick kniff er die Augen zusammen und musterte sie langsam von Kopf bis Fuß. Fast fühlte es sich wie eine Berührung an, Haut an Haut. Er ignorierte ihren überraschten Blick, trat einfach ein und warf die Tür hinter sich zu.
Maggie zitterte. Was allerdings nicht an der kalten Winterluft lag, sondern an seinem speziellen Duft, der ihr jedes Mal eine Gänsehaut bereitete.
Er sah so ungeheuer gut aus – und sie stand hier in ihrem ältesten Bademantel! Ungeschminkt, das nasse Haar unter einem Handtuch versteckt.
“Erwartest du jemanden?”
Ein knurrender Unterton lag in seiner
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