Die Mitternachtsprinzessin
gefiel ihr die Vorstellung nicht, möglicherweise bei einem anderen zu landen. Sie wollte nur Gabriel - und was sollte sie da tun?
Der Prinz bemerkte ihr gedankenverlorenes Lächeln, und mit einer eleganten Bewegung seiner juwelengeschmückten Hand winkte er einem Diener.
Aber als er von dem Tablett des Herbeigerufenen ein Glas Champagner nahm und es Sophia anbot, lehnte sie mit einem bedauernden Kopfschütteln ab. „Es tut mir leid, Hoheit“, meinte sie. „Mein Sicherheitschef hat angeordnet, dass ich nur Gläser annehmen darf, die von jenem Mann dort gebracht werden, und von sonst niemandem.
Sehen Sie?“ Sie deutete auf einen der britischen Soldaten aus der Garnison. Er war verantwortlich für die Flaschen, aus denen ihr von einem besonderen Vorrat serviert wurde, und für jedes Glas, das ihre Lippen berührte.
Wenn es jemandem gelang, sie in dieser Nacht zu vergiften, dann würde dieser erfahrene und auserwählte Soldat hängen, weil er seine Pflichten vernachlässigt hatte.
„Ah, die alte Bedrohung durch Gift“, sagte der zukünftige König mit einem matten Lächeln. „Glauben Sie mir, meine Liebe. Ich weiß, wie Sie sich fühlen. So zu leben kann solch eine Last sein. Ich werde für Sie vorkosten.“
„Tun Sie das nicht!“, sagte sie warnend.
Der Kronprinz tat es dennoch. Er nippte an dem Glas und reichte es ihr dann, zufrieden, sie mit seiner Höflichkeit beeindruckt zu haben.
Sophia nahm es erst, als sie sah, dass er nicht tot zu Boden sank.
Seine Hoheit beobachtete sie amüsiert, aber sie hielt das Glas nur in der Hand.
Sie trank nicht davon. Das zu tun, wäre ihr wie Untreue gegenüber ihrem Leibwächter erschienen. Wenn, so sagte sie sich, Colonel Knight schon sein Leben für mich riskiert, so ist das Mindeste, was ich tun kann, mich an das verdammte Protokoll zu halten.
Der Prinz betrachtete ihr antikes Kostüm. „Sollen wir tanzen, meine schöne Göttin?“
So plötzlich abgelenkt von ihrer Suche nach Gabriel sah sie ihn überrascht an.
Kronprinz Christian Frederick stand auf und bot ihr seinne Hand.
Sie dachte an Kavros, an ihr Volk, an Gabriels stoische Weigerung vor ein paar Tagen, mit ihr den Walzer zu tanzen - eine so schlichte Bitte, doch er wollte sie nicht erfüllen. Warum litt sie so wegen eines Mannes, der derart fest entschlossen war, sie von sich fernzuhalten?
Sie lächelte den Kronprinzen strahlend an, obwohl sie sich innerlich elend fühlte. „Es wäre mir eine Ehre, Hoheit.“ Sie legte ihre Hand in seine und erhob sich eben falls.
Fasziniert beobachtete er sie, als sie ihm erlaubte, sie au die Tanzfläche zu begleiten.
13. Kapitel
Schon beim Betreten des überfüllen Ballsaals bemerkte Gabriel, dass die Musik sich verändert hatte. Die griechischen Musiker mit ihren lebhaften Volksstücken waren von einem eleganten Orchester ersetzt worden.
Der Tanz hatte begonnen. Ausgezeichnet, dachte er, und suchte entschlossen nach Sophia. Doch der erste bekannte Mensch, den er sah, war seine Schwester Georgiana.
„Mein Bruder! “ Sie stand gleich am Eingang, zusammen mit ihrem Mann, Lord Griffith, und seinem engsten Freund seit Kindertagen, dem erstgeborenen Cousin Robert, Duke of Hawkscliffe, dem Oberhaupt des Knight-Clans.
Gabriel begrüßte sie alle mit einem Lächeln. Seine Schwester umarmte ihn in ihrer üblichen liebevollen Art. Langsam wurde ihre Schwangerschaft sichtbar, und sie bewegte sich vorsichtiger.
Ganz der besorgte Bruder, war er nicht damit einverstanden gewesen, dass sie über die holperige Straße hierher zum Schloss reiste. Aber da ihr Mann darin keinen Grund zur Beunruhigung sah, hatte er schwerlich etwas dagegen einwenden können. Außerdem hatte ein Leben als ihr Bruder ihn gelehrt, dass es völlig unmöglich war, George von etwas abzubringen, wenn sie es sich einmal in den Kopf gesetzt hatte.
Bei ihrem leidenschaftlichen Engagement für die Rechte der Frau nahm er an, dass seine Schwester kaum geneigt war, sich die Gelegenheit entgehen zu lassen, eine Frau kennenzulernen, die bald allein über ein Land herrschen würde, wie klein und arm es auch sein mochte.
„Sie ist brillant“, erklärte Georgie. „Ich liebe sie! Ian hat uns gerade miteinander bekannt gemacht.“
„Sie ist sehr schön“, bemerkte Robert respektvoll. „Und nach allem, was ich hörte, besitzt sie auch einen scharfen Verstand. “
„Außerdem kann sie sehr geschickt mit einem Messer umgehen“, erklärte Gabriel mit einem etwas schiefen Lächeln.
„Auch das
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