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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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zu sagen, was mit dir geschehen war. Der Gedanke an dich allein im Cottage ließ mir Tag und Nacht keine Ruhe.
    Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis ich zum ersten Mal Besuch bekam.
    Als Selina wie ein Engel der Gnade in den dunklen Besucherraum trat, sank ich schluchzend auf die Knie und umschlang ihre Knöchel mit den Armen.
    » Gott sei Dank bist du da! Mein Sohn … ich weiß nicht, was sie mit Moh gemacht haben! «
    Ein Wachmann zog mich mit Gewalt von ihr weg, setzte mich auf einen Stuhl und drohte mir, meine Arme hinter dem Rücken zu fesseln, falls ich mich wieder bewegte.
    » Ach Anni … « Selina begann ebenfalls zu weinen. » Es tut mir so leid. «
    » Bitte mach dir meinetwegen keine Gedanken. Mir geht es nur um meinen Sohn « , erklärte ich mit bebender Stimme.
    » Anni … «
    » Selina, weißt du, wo er ist? « , fragte ich, der Hysterie nahe. » Möglicherweise noch im Cottage. Ich habe Donald gesehen, als sie mich mit dem Wagen wegbrachten, und ihm etwas zugerufen, aber vielleicht hat er mich nicht gehört. Bitte, Selina, sieh nach, ob Moh noch dort ist. Er wird Hunger haben und Angst … « Ich vergrub schluchzend den Kopf in den Händen.
    » Henri und ich waren in Europa unterwegs und sind erst vor ein paar Tagen in seinem Château in Frankreich angekommen, wo ich zwei Telegramme erhalten habe. Natürlich sind wir sofort nach England aufgebrochen. Ich kann es immer noch nicht fassen. Was für eine grässliche Tragödie … «
    » Bitte glaube mir, Selina: Ich bin nicht für Violets Tod verantwortlich. Niemand hätte sie retten können. Dr. Trefusis war dabei; er kann das bestätigen. Ich habe ihr nichts Schädliches gegeben. «
    » Bestimmt hast du alles in deiner Macht Stehende getan, Anni. «
    » Ja, das habe ich. Und Donald? Wie geht es ihm? «
    » Haben sie dir das nicht gesagt? «
    » Was gesagt? Seit ich an diesem schrecklichen Ort bin, habe ich keinen Kontakt zur Außenwelt mehr. «
    Selina hob die Hand an ihre Schläfe. » Dann bleibt es an mir hängen. Donald ist wohl zum Cottage geritten, um Moh zu holen. Und … Gott im Himmel, wie soll ich dir das nur erklären? Niemand weiß, was genau passiert ist. Man hat Donald und Moh am Bach gefunden. Wir nehmen an, dass Glory sie abgeworfen hat. Als sie entdeckt wurden, lebte Donald nicht mehr. Er ist mit dem Kopf auf einem spitzen Stein gelandet, vermutlich war er sofort tot. Und Moh … « Selina riss sich zusammen. » Wahrscheinlich ist er bei dem Sturz vom Pferd in den Bach gefallen und … ertrunken. «
    » Heißt das, mein Sohn ist tot? Und Donald auch? Bitte sag mir, dass das nicht stimmt, Selina, bitte … «
    » Anni, es tut mir so leid … «
    Ich sah Selinas bestürztes Gesicht, als ich mit einem Aufschrei zu Boden sank. Einer der Wachleute stellte mich auf die Beine, schleifte mich aus dem Raum, den Flur entlang, die Stufen hinunter und stieß mich schließlich in meine Zelle.
    » Du kommst erst wieder raus, wenn du dich beruhigt hast « , sagte er und verriegelte die Tür. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich merkte, dass der hohe Klagelaut, der mir in den Ohren klang, von mir selbst stammte.
    Nach einiger Zeit verwandelte sich meine Hysterie in Apathie. Ich weiß noch, dass ich irgendwann in den Besucherraum gebracht wurde, wo fremde Schattengestalten mir etwas zu erklären versuchten. Ich zog mich ins Nichts zurück, hörte auf zu existieren, weil mich der Schmerz sonst überwältigt hätte. Die Fremden sprachen von der Anklage gegen mich und wie ich mich verteidigen müsse, um nicht am Galgen zu landen. Wenn ich nicht endlich antworte, sagten sie, müssten sie mich bis zur Gerichtsverhandlung in eine Irrenanstalt sperren.
    Mein Sohn, vermutlich hältst du mich nun für schwach, weil ich mich nicht verteidigte. Doch die Nachricht, dass du mit deinem Vater gestorben warst, zerbrach mich. Ich lag in meiner Zelle und betete nur noch um den Tod, damit ich euch bald wiedersehen könnte.
    » Aufstehen! Besuch! « , brüllte einer der Wachleute. Doch ich blieb zusammengerollt auf meiner Pritsche liegen und schüttelte matt den Kopf.
    Er richtete mich auf, tauchte den schmutzigen Lappen, das Einzige, womit ich mich waschen konnte, in eine Schale mit Wasser und wischte mir das Gesicht ab. » Soll keiner behaupten, dass wir uns hier nicht um die Gefangenen kümmern « , sagte er, hievte mich hoch und schleifte mich wie eine leblose Puppe aus dem Raum.
    » Und kreisch nicht wieder so rum vor dem Besuch « , ermahnte er mich.
    Im

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