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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Besser. « Zum ersten Mal blickte er mir in die Augen und streckte die Hände nach mir aus. » Vergib mir, Anni. Das hast du nicht verdient. Leider lässt mich das Gerede nicht kalt. «
    » Das merke ich. «
    » Natürlich hast du ihr geholfen, so gut du konntest, das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Komm. « Er breitete die Arme aus, und ich ließ mich von ihm umarmen, weil ich mich so sehr nach seiner Berührung, seiner Wärme und seinem Vertrauen sehnte. » Vergib mir « , wiederholte er und begann, mich zu küssen. » Ich liebe dich. Mein schlechtes Gewissen… « , seine Hände wanderten über meinen Körper, » …hat mir den Verstand vernebelt. Ich liebe dich, A nni, ich liebe dich, ich liebe dich… «
    Bis dahin hatte ich Donald als sanften und einfühlsamen Liebhaber gekannt. Doch an jenem Abend nahm er mich auf dem Boden des Wohnzimmers, und als er laut meinen Namen rief, spürte ich, wie seine Frustration, seine Schuldgefühle und seine Qualen sich in mich ergossen.
    Als wir hinterher nebeneinander auf dem Boden lagen, entschuldigte er sich. »Ich bin nicht ich selbst.«
    »Das sind wir wohl beide nicht.«
    » Kann ich hierbleiben, Anni? «
    » Natürlich « , antwortete ich leise.
    Als ich in jener Nacht in seinen Armen lag, wollte ich ihm sagen, dass ich Astbury mit dir verlassen würde. Doch meine Kraft reichte nicht dazu, denn ich wusste, er würde versuchen, mich davon abzubringen. Ich beoachtete ihn beim Schlafen, und wieder hörte ich dieses laute Singen. Ich redete mir ein, dass es den Verlust unserer Liebe nach meiner Abreise prophezeite.
    Im Morgengrauen stand er auf und zog sich an, um nach Astbury zurückzukehren, bevor die Bediensteten seine Abwesenheit bemerkten. Ich begleitete ihn zur Haustür. Dort nahm er mich zärtlich in den Arm, und zum letzten Mal spürte ich seinen Herzschlag.
    » Auf Wiedersehen, Donald « , sagte ich und ließ die Finger über sein geliebtes Gesicht wandern.
    » Ich liebe dich, Anni, bitte vergiss das nie. « Er hob mein Kinn ein wenig an.
    Am liebsten wäre ich ihm nachgelaufen. Es brach mir fast das Herz, ihm übers Moor nachzublicken.
    Am folgenden Tag packte ich unsere Kleidung und die wenigen Dinge von Wert, die wir besaßen, in einen Koffer. Ich hatte beschlossen, mit dir nach London zu fahren, wo ich meine Perlenkette in Hatton Garden versetzen und unsere Schiffspassage von Southampton nach Indien organisieren wollte.
    Am Morgen klopfte es laut an der Tür. Als ich sie öffnete, standen zwei Polizisten davor.
    » Sind Sie Mrs Anahita Prasad? «
    » Ja. Was kann ich für Sie tun? «
    » Wir nehmen Sie des Todes von Lady Violet Astbury wegen fest. Sie haben das Recht zu schweigen, aber es könnte zu Ihrem Nachteil sein, wenn Sie bei der Befragung Dinge, die Sie später vor Gericht möglicherweise entlasten, nicht angeben. Alles, was Sie sagen, kann gegen Sie verwendet werden. Wenn Sie uns jetzt bitte zur Polizeiwache begleiten würden. «

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    Ich sah die Beamten an, als hätten sie den Verstand verloren.
    » Kommen Sie, Mrs Prasad « , sagte der eine, packte mich am Arm und zog mich hinaus. » Machen Sie keine Schwierigkeiten. «
    » Mein kleiner Sohn schläft oben. Ich muss ihn holen. «
    » Zerbrechen Sie sich darüber mal nicht den Kopf. Um den kümmert sich später jemand. «
    » Nein! « , rief ich aus und versuchte, mich seinem Griff zu entwinden. » Ich kann ihn nicht allein lassen! «
    Er packte mich fester, und sein Kollege ergriff meinen anderen Arm. Zu zweit zerrten sie mich hinaus, schoben mich auf den Rücksitz des Wagens und brachten mich von dir weg.
    Meine Erinnerungen an das, was danach passierte, sind verschwommen, aber ich glaube, während jener furchtbaren Fahrt durchs Moor Donald auf Glory gesehen zu haben, kurz bevor wir den Ort Astbury erreichten. Ich rief seinen Namen, so laut ich konnte, bis sich eine raue Männerhand über meinen Mund legte.
    Allerdings weiß ich noch gut, dass ich wieder dieses hohe Singen vernahm, das ich jedoch meiner Verzweiflung zuschrieb.
    Nach der förmlichen Anklageerhebung wurde ich ins Londoner Holloway Gefängnis gebracht, einen Ort, schrecklicher als der schlimmste Albtraum. Am deutlichsten erinnere ich mich an die Kälte und das Regenwasser, das durch das Metallgitter in der Wand meiner Zelle eindrang, sowie an die Schreie der seelisch und körperlich gequälten Seelen. In den ersten Tagen dachte ich nur an dich und kreischte immer wieder deinen Namen. Jeden, der meine Zelle betrat, flehte ich an, mir

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