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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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das Steuer übernahm, und diese Reise bot sich als Probelauf an.
    Vielleicht, überlegte Ari, sollte er Lali bitten, ihn zu begleiten. Obwohl er nicht viel Zeit für sie haben würde, hätte sie bestimmt Spaß daran, sich die Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Ja, das würde er ihr vorschlagen, wenn sie nach Hause kam.
    Um halb zwölf schaltete Ari die Lichter im Wohnbereich aus und ging nach unten ins Schlafzimmer. Es war ausgesprochen ungewöhnlich, dass Lali so lange wegblieb, noch dazu, ohne ihm mitzuteilen, wo sie sich aufhielt. Ein Muskel in Aris Schläfe begann zu zucken. Als er ihre Handynummer wählte, meldete sich ihre Mailbox. Vermutlich schmollte sie, dachte er. Sie hatte ihm schon mehrmals gedroht, ihn zu verlassen, doch mit ein wenig Überredungskunst war es ihm immer wieder gelungen, sie umzustimmen. Das würde er auch diesmal schaffen.
    Als Ari um acht Uhr morgens vor dem Aufbruch ins Büro hastig einen Kaffee trank, hörte er, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und Lali, die ohne Make-up wie ein kleines müdes Kind wirkte, mit blassem Gesicht die Küche betrat.
    » Darf ich fragen, wo du heute Nacht gewesen bist? « , begrüßte Ari sie.
    » Bei meinen Eltern. «
    » Ach. Ich dachte, mit denen redest du nicht mehr. «
    » Habe ich auch bis jetzt nicht, weil ich weiß, dass du sie nicht magst. «
    » Haben sie dir nach deinem Entschluss, zu mir zu ziehen, nicht gesagt, du wärst nicht mehr bei ihnen willkommen? Und ich hatte den Eindruck, dass du ihnen nicht nachtrauerst. «
    Sie sah ihn mit tränennassen Augen an. » Sie sind meine Eltern, Ari. Ich hatte die ganze Zeit über ein schlechtes Gewissen, weil ich sie enttäuscht habe. «
    » Enttäuscht? « , fragte Ari verwirrt. » Was soll das heißen? Du hast eine Entscheidung getroffen, die ihnen nicht gefiel, das ist alles. «
    » Ich… « , sie schüttelte seufzend den Kopf, » Ari, du bist so anders als ich. «
    » Wie meinst du das? «
    » Egal. « Sie zuckte traurig mit den Achseln. » Ich will nicht streiten. «
    » Lali, was soll das alles? Raus mit der Sprache. «
    Sie holte tief Luft. » Ich gehe wieder zu meinen Eltern, Ari, und bin nur gekommen, um meine Sachen zu holen. «
    » Wie lange? Heute Nacht? Einen Monat? Oder für immer? «
    » Für immer. Tut mir leid. «
    » Das heißt, du verlässt mich? «
    » Ja. Ich will keinen Streit und keine Diskussionen, sondern nur meine Siebensachen holen und gehen. «
    Ari, der sah, dass sie vor Erregung zitterte, nickte. » Okay. Bist du sicher, dass du nicht darüber reden möchtest? «
    » Ja. Es ist alles gesagt. Ich packe jetzt. «
    Er schaute ihr nach. Allzu besorgt war er nicht; an diesem Punkt hatten sie sich schon öfter befunden. Doch der Gedanke, dass sie wieder zu ihren Eltern zog– die ihn nicht mochten–, gefiel ihm nicht. Er stand vom Tisch auf und folgte ihr ins Schlafzimmer.
    » Lali, pyari, ich sehe, dass du ziemlich aus der Fassung bist, aber ich finde wirklich, wir sollten reden. Außerdem wollte ich dir vorschlagen, mich nach Europa zu begleiten. Du hast recht, wir brauchen mehr Zeit füreinander. «
    » Dort wirst du wieder keine Zeit haben, die hast du nie. Du wirst die Tage in Besprechungen verbringen, und ich werde im Hotel auf dich warten. Und wenn du dann endlich kommst, bist du so müde, dass du nur noch schlafen willst. « Lali hob einen Koffer aus dem unteren Teil des Schranks, legte ihn aufs Bett, trat an die Kommode und begann zu packen.
    » Lali. « Ari trat einen Schritt auf sie zu. » Ich… «
    » Fass mich nicht an! « , rief sie aus, duckte sich weg und ging zum Schrank, um ihre Kleider von den Bügeln zu nehmen.
    » Lali, was hat dich so aus der Fassung gebracht? Bitte sag es mir. Ich liebe dich, das weißt du, pyari. Du darfst nicht gehen. «
    Endlich sah sie ihn traurig an. » Das glaube ich dir. Aber ich muss das jetzt durchziehen, für mich. « Lali senkte den Blick, und wieder wurden ihre Augen feucht.
    » Warum? In letzter Zeit ist es doch gut gelaufen. Ich… «
    » Ich weiß, dass für dich alles in Ordnung ist « , sagte sie, als sie den Koffer schloss und eine Reisetasche holte, um ihre Schminksachen von der Frisierkommode darin zu verstauen. » Ari, du kannst nichts dafür. Es ist, wie es ist. «
    » Du sprichst in Rätseln, Schatz, ich verstehe nicht, was du mir sagen möchtest. Wenn ich nicht schuld bin, wer dann? «
    Lali stieß einen tiefen Seufzer aus und richtete den Blick in die Ferne. » Wir erwarten unterschiedliche Dinge vom Leben.

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