Die Mitternachtsrose
war angenehm. Sorry, ich höre mich an wie ein verzogenes Kind. Mir ging’s in den letzten Tagen einfach nicht so gut. «
» Und was ist mit dem geheimnisvollen Lord Astbury? Er hat doch nicht versucht, sich an dich ranzumachen, oder? «
» Gütiger Himmel, nein!« Rebecca verdrehte die Augen. »Ich hab das Gefühl, dass er sich nicht sonderlich für Frauen interessiert – und auch nicht für Männer oder überhaupt für Beziehungen. «
» Ich weiß nicht so genau, was ich von ihm halten soll « , pflichtete James ihr bei. » Er lebt seit Jahren allein in dem riesigen Haus, ohne Internet und all die anderen modernen Annehmlichkeiten – er ist schon ein komischer Kauz. «
» Ich mag ihn irgendwie. Zugegeben, er ist ein bisschen seltsam und hat etwas Trauriges. Manchmal würde ich ihn gern trösten und in den Arm nehmen « , gestand Rebecca.
» Du bist also tatsächlich dabei, dich in ihn zu vergucken? «
» Aber nein! Ich habe nur das Gefühl, ihn beschützen zu müssen. Es ist, als würde er die heutige Welt nicht so richtig begreifen. O Gott, jetzt klinge ich schon wie Mrs Trevathan! « , stöhnte sie.
» Es ist doch ein Segen, dass er Mrs Trevathan hat, die sich hingebungsvoll um ihn kümmert « , meinte James.
» Allmählich beginne ich mich zu fragen, ob sie nicht Teil des Problems ist. Selbst wenn er jemanden kennenlernen würde, bestünde keine Chance, dass etwas draus wird, weil sie ihn nicht aus den Augen lässt. «
» Klingt ganz, als wäre sie in ihn verliebt. Vielleicht teilen sie seit Jahren heimlich das Bett. Ich stelle mir gerade Rendezvous im Wäscheschrank oder hinter dem Schuppen vor. «
» Bitte hör auf! « , bat sie, weil sie bei dem Gedanken eine Gänsehaut bekam. » Es geht mich auch nichts an. «
» Nein, aber es ist immer interessant, sich das Leben anderer Leute vorzustellen. Wir sind Schauspieler. Die Analyse menschlichen Verhaltens gehört zu unserem Job. «
» Außerdem erzählt Anthony mir ständig, wie ähnlich ich seiner Großmutter Violet sehe. Ich finde das gruselig. «
» Und stimmt das? « , erkundigte sich James.
» Er hat mir ihr Porträt gezeigt. Ja, besonders seit meine Haare blond gefärbt sind. «
» Es wird immer merkwürdiger. Du bist nicht zufällig mit dieser Violet verwandt? «
» Nein. Meine Familie hat bestimmt keine Verbindung zum englischen Adel. « Rebecca nahm einen Schluck Wein.
» So wie sich das anhört, wäre das, was sich in Astbury Hall abspielt, ein spannenderer Stoff als der von unserem Film. «
» Wenn ich das Kostüm trage, habe ich manchmal das seltsame Gefühl, tatsächlich Violet zu sein, die Frau, der ich ähnlich sehe, und in ihr Leben in Astbury in den zwanziger Jahren einzutauchen. Es ist alles irgendwie surreal. «
» Man sollte Fantasie und Realität nicht verwechseln. Wenn du jemanden brauchst, der dich in die Realität zurückholt, bin ich der geeignete Mann. Wollen wir bestellen? «
Da trat eine Frau mittleren Alters an ihren Tisch. » Entschuldigen Sie die Störung, aber sind Sie nicht James Waugh? … Und du lieber Himmel! Rebecca Bradley? Blond hab ich Sie gar nicht erkannt. «
» Volltreffer « , antwortete James der Frau lächelnd. » Was können wir für Sie tun? «
» Wenn es Ihnen nichts ausmacht, hätte ich gern ein Autogramm und ein Foto von Ihnen beiden. «
» Gern. « James nahm Serviette und Stift, die sie ihm hinhielt, und setzte seine Unterschrift darauf. Er reichte die Serviette gerade Rebecca, als ein Blitz aufleuchtete.
» Herzlichen Dank. Noch mal Entschuldigung für die Störung. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in England, Miss Bradley. «
Als die Frau weggegangen war, sah Rebecca James entsetzt an. » Wieso hast du ihr erlaubt, ein Bild von uns zu machen? Bei mir dürfen das Fans nur, wenn sie mir schriftlich geben, dass das Bild für ihr privates Fotoalbum ist! «
» Beruhige dich, Rebecca. Ich bezweifle sehr, dass sie den Schnappschuss postwendend an die örtliche Boulevardzeitung schickt. «
» Genau das passiert aber normalerweise, wenn jemand ein Foto von mir macht « , konterte Rebecca mit einem flauen Gefühl im Magen.
» Dann bist du vermutlich sehr viel interessanter für die Presse als ich.« James zuckte mit den Achseln. » Wollen wir hoffen, dass sie es nicht tut. «
Danach kamen immer mehr Leute aus der Gegend an ihren Tisch, um sich ein Autogramm geben zu lassen.
» Schätze, es wird Zeit, dass wir hier verschwinden. Tut mir leid, Rebecca « , sagte James, als er
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