Die Mönche vom Sirius
Inneren der STERNENFAUST, die wie ein Klangkörper wirkte.
»Sektion abgeschottet. Keine Verluste«, konnte Majevsky schließlich melden.
Leslie hob die Augenbrauen. »Ihre taktische Analyse, Mister Barus?«
»Wir werden das überleben«, sagte dieser.
»Wie viel haben wir an Munition etwa verloren?«, hakte Leslie nach, dem die Sache nicht geheuer war.
»Gut zwanzig Prozent. Das schränkt uns in unserer Gefechtsbereitschaft nicht weiter ein«, versuchte Barus seinen Captain zu beruhigen. »Ich darf Sie daran erinnern, dass wir selbst nach schweren und langwierigen Gefechtseinsätzen selten unter eine Bestückung von weniger als dreißig Prozent gekommen sind, was die Gauss-Munition angeht. Mit den Raketen sieht es natürlich anders aus – aber für deren Verlust sind wir selbst verantwortlich.«
»Meinen Sie nicht, dass die Dinger dazu da sind, sie auch einzusetzen?«, erwiderte Richard Leslie.
Barus grinste. »Sicher, Sir. Was ich insgesamt nur feststellen wollte, ist, dass uns der Verlust dieser Munitionsmenge nur unwesentlich in unseren taktischen Möglichkeiten beschränkt.«
»Das ist gut zu wissen, Lieutenant.« Auf der Übersicht war zu sehen, dass mehrere der aus den Silos abgesetzten Raketen vom Abwehrfeuer der Kridan ausgeschaltet worden waren. Es wurden kleinere Explosionen angezeigt. Manchmal verschwand auch einfach nur die Positionsanzeige der betreffenden Rakete vom Schirm und das Ortungssystem meldete sie dann zunächst als verschollen. Aber aus Erfahrung wusste Richard Leslie, dass die allermeisten dieser Lenkwaffen danach nicht wieder auftauchten.
»Waffen! Schicken Sie noch zwei weitere Salven von Raketen auf den Weg.«
»Aye, Captain.«
Lieutenant Catherine Black meldete sich vom Maschinentrakt aus.
»Captain, es gibt den Verdacht einer Fehlfunktion des Bergstrom-Aggregats. Ich wurde gerade durch Bruder Patrick darüber informiert, dass es zum Auftreten von Bergstrom-Fata Morganen gekommen ist.«
Leslie runzelte die Stirn. Auf der Star Corps Akademie hatte man das Thema auf ähnliche Weise behandelt wie den Schwarzen Tod oder Atomwaffen. Dinge, die man für überwunden hielt und die als Symbole einer technisch unzulänglicheren Zeit galten. Es wäre Leslie nie in den Sinn gekommen, sich damit noch einmal ernsthaft beschäftigen zu müssen. Jedenfalls nicht, wenn man einen Leitenden Ingenieur an Bord hatte, der sich einigermaßen mit dem Bergstrom-Aggregat auskannte und die Kalibrierung vernünftig hinbekam.
»Haben Sie den Fehler schon gefunden?«, fragte Leslie.
»Nein, Sir«, gab Black zurück. »Aber wir arbeiten daran. Bis jetzt ist die Überprüfung ohne Ergebnis. Ich fürchte, dass man dem Fehler nur durch eine vollständige Rekalibrierung auf die Spur kommen könnte …«
»Das bedeutet, dass uns zwölf Stunden lang der Bergstromantrieb nicht zur Verfügung steht«, schloss Soldo.
»Dann warten Sie damit«, befahl Leslie. Acht Stunden brauchte die STERNENFAUST ohnehin, wenn sie die zum Eintritt in den Bergstrom-Raum notwendige Geschwindigkeit von 0,4 LG erreichen wollte – und das bei maximaler Beschleunigung. In den nächsten acht Stunden würden wir das Bergstrom-Aggregat also in keinem Fall benutzen , ging es Leslie durch den Kopf. Es ging also um eine Differenz von vier Stunden.
Vier Stunden, in denen man nicht in den Zwischenraum entschwinden konnte.
Das konnte für die STERNENFAUST in der gegenwärtigen Situation entscheidend sein. Schließlich war noch nicht einmal ansatzweise entschieden, welchen Verlauf das Gefecht nehmen würde.
Diese vier Stunden bedeuteten ein zu großes Risiko.
»Captain, allerdings würde ich eine Rückkehr in den Bergstromraum vor einer Rekalibrierung nicht empfehlen«, beharrte Catherine Black.
»Was sollte im schlimmsten Fall passieren?«, fragte Leslie. »Einige von uns sehen ein paar Gespenster aus unbekannten Tiefen des Universums. Das ist alles.«
»Sie wissen, dass es vereinzelte Fälle dauerhafter Geisteskrankheit nach sehr starkem Auftreten von Bergstrom-Fata Morganen gegeben hat?«, gab die Leitende Ingenieurin der STERNENFAUST zurück.
Die ehrgeizige Musterschülerin Catherine Black! , dachte Leslie. Offenbar hat sie noch gut in Erinnerung, was man ihr zu diesem Thema auf der Akademie beigebracht hat.
»Ich danke Ihnen für Ihren Hinweis, L.I.«, sagte Leslie. »Aber das Risiko werden wir eingehen müssen.«
»Ja, Sir.«
»Nehmen Sie mit dem L.I. der PLUTO Kontakt auf und informieren Sie Captain van Deyk.
Weitere Kostenlose Bücher