Die Mondjägerin - Arthur, K: Mondjägerin - Full Moon Rising
an. Ich schloss die Augen und wollte nicht an die anderen Wächter denken. Ich wollte nicht darüber nachdenken, dass Kelly womöglich inzwischen auch dazugehörte.
Verdammt, das durfte einfach nicht sein. Ich schloss nicht so schnell mit jemand Freundschaft. Sicher war das Schicksal nicht so grausam, mir meine einzige echte Freundin wegzunehmen.
»Wir müssen dem ein Ende setzen«, erklärte Jack nachdrücklich.
»Riley ist noch nicht einmal Wächterin!« Rhoan sprang mit geballten Fäusten auf und war außer sich. »Wie zum Teufel kannst du annehmen, dass sie etwas überlebt, was die anderen nicht überlebt haben?«
»Weil sie eine Überlebenskünstlerin ist«, erwiderte Jack bissig. »Weil sie genau wie ihr Bruder ein WerVampir ist. Das ist mehr wert, als ihr beide wahrhaben wollt.«
»Diese Riley sitzt übrigens ebenfalls hier in diesem verdammten Raum«, unterbrach ich die beiden. »Rhoan, beruhige dich, und setz dich hin. Jack, gib mir nur die verfluchte Chance, meinen Kaffee auszutrinken und Luft zu schnappen, okay?«
Mit dem Kaffee in der Hand stand ich auf und trat hinaus auf den Balkon. Die Nachtluft war eisig kalt, und ich atmete tief ein. Meine Angst konnte ich dadurch allerdings
nicht vertreiben. Meine Aufgabe machte mir keine Angst, aber ich hatte Angst, wie ich wohl werden würde.
Ich lehnte an dem schmiedeeisernen Balkongitter und genoss den köstlichen Haselnusskaffee. Der Wind raschelte in den Bäumen, fuhr mir wie eine Geisterhand über den Nacken, und meine Nackenhaare richteten sich auf.
Ich schloss die Augen und versuchte, mich von der nächtlichen Kälte und den hellen Sternen beruhigen zu lassen.
Ich hörte kein Geräusch, doch auf einmal überdeckte der intensive Geruch von Sandelholz den von Haselnuss und sagte mir, dass ich nicht länger allein war. Er lehnte ein kleines Stück neben mir ebenfalls an der Balustrade, nah genug, dass seine Hitze auf meiner Haut brannte.
»Ist es der Mond?«, fragte er sanft.
»Teilweise. Jack scheint vergessen zu haben, dass sich Rhoan, Liander und ich morgen Nacht in Wölfe verwandeln.«
»Bis dahin ist es sicher vorbei.«
Ich öffnete die Augen. Die Sterne schienen sich in seinen dunklen Augen zu spiegeln. »Du bist aber nicht hier herausgekommen, um mich davon abzuhalten, oder?«
Er lächelte bittersüß. »Welches Recht hätte ich dazu?«
»Welches Recht du hast oder nicht hast, hat vor ein paar Minuten doch auch keine Rolle gespielt.«
Er zuckte mit den Schultern. »Jacks Vorschlag hat mich überrascht.«
»Aber jetzt, wo du etwas Zeit zum Nachdenken hattest, ist dir klar geworden, dass es der schnellste Weg sein könnte, deinen Freund zu finden.«
Er hielt meinem Blick stand. »Ja.«
Ich sah zur Seite und trank einen Schluck von meinem
Kaffee. »Ich gehe ein ziemliches Risiko ein, und Talon ist kein Idiot.«
»Jack auch nicht. Vertrau ihm.«
»Ich misstraue Talon.« Ich blickte nach oben zum Himmel. »Er hat mir den Chip in den Arm gepflanzt. Wenn er mich zu fassen kriegt, wird er ihn als Erstes entfernen.«
»Aber er rechnet nicht damit, dass ich auch einen trage.« Ich musterte ihn scharf. Sein Lächeln erreichte nicht seine Augen. »Du gehst da nicht allein rein.«
»Wenn mich irgendjemand begleitet, dann Rhoan. Er ist dafür ausgebildet.«
»Ich habe Jahrhunderte auf dem Buckel. Das Leben und die Zeit sind eine weitaus bessere Ausbildung, als deine Abteilung sie jemals bieten könnte.«
»Das wird Jack nicht erlauben.«
»Jack kann mich nicht aufhalten.«
»Aber wenn du bei mir bist, will Talon mich eventuell gar nicht entführen.«
»Oh, ich glaube schon. Erstens habe ich ihm die Nase gebrochen, als ich dich gerettet habe, und ich bin sicher, dass er darauf brennt, es mir heimzuzahlen. Zweitens habe ich einen Haufen seiner wertvollen Klone umgebracht.«
Ich musste zugeben, dass ich mich deutlich wohler in meiner Rolle als Lockvogel fühlte, wenn Quinn bei mir war. Vielleicht war ich nicht viel sicherer, aber zumindest war ich nicht allein.
»Danke«, sagte ich leise.
Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Meine Gründe sind vollkommen egoistisch, also interpretiere nicht zu viel hinein.«
»Das heißt, wenn du die Wahl hast zwischen mir und deinem Freund, rettest du deinen Freund?«
Alle Wärme war aus seinem Gesicht verschwunden, und er wirkte völlig gefühllos. »Ja.«
Na gut. Er kannte seinen Freund bereits seit mehreren Jahrhunderten. Mit mir hatte er nur ein paarmal geschlafen. Wahrscheinlich hätte ich
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