Die Mondrose
aber hielt er inne. »Was für neue Technologien?«
Über das Gesicht des jüngeren Mannes ging ein Leuchten, und der ältere gab für ihn die Antwort: »Andrew schwört auf die Zukunft der Elektrizität«, erklärte Ternan senior blutleer, doch nicht ohne Stolz. »Das ist so, nicht wahr, Andrew?«
Der Sohn, als wäre er nicht gewohnt, dass der Vater ihn ansprach, fuhr zusammen. »Ja, so ist es«, bestätigte er. »An der Hartley Institution machen sie hochinteressante Versuche. Einen Raum von dieser Größe mit Generatoren auszuleuchten ist im Grunde kein Problem mehr.«
»Neumoderner Unsinn«, schnitt ihm Hector das Wort ab und konnte nicht glauben, dass wirklich er das gesagt hatte. War er nicht Anbeter und Diener des Fortschritts gewesen, solange er lebte, war er es nicht noch immer? Wütend betrachtete er Andrew Ternan. Hatte der Kerl überhaupt eine Ahnung, wovon er sprach? Elektrizität war ein komplexes Feld, auf das sich selbst Physiker zumeist nur unzureichend verstanden. Sein Sohn hatte dafür bereits zu Schulzeiten Preise gewonnen, Andrew Ternan hingegen glotzte vor sich hin wie ein Rindvieh. Sein Gesicht – weder hässlich noch schön – war so nichtssagend, dass man es gleich wieder vergaß, und seine Stimme war das reinste Schlafmittel. Jäh überfiel Hector ein Gefühl, das er nicht beim Namen kannte, das aber so stark war, dass er nach seinem Glas griff und den blassen Sherry in einem Zug hinunterstürzte.
Auf dem freien Stuhl neben dem Langweiler Andrew hätte sein Sohn sitzen sollen, eine satanisch schwarze Braue wölben und eine unverschämte, aber ins Schwarze treffende Bemerkung fallenlassen. Glaubst du, ich würde meinen missratenen Sohn tauschen gegen deinen Waschlappen?, hätte er Ternan ins Gesicht werfen mögen.
Ehe die Wucht des Gefühls ihn übermannte, fiel ihm die Gasleitung wieder ein. »Vielleicht könnten wir jetzt zum Geschäftlichen kommen«, wandte er sich an den Senior, als wäre der Junior noch ein Kind und bei dieser Zusammenkunft fehl am Platz. »Wenn Sie die Beleuchtung bis zum Saisonbeginn installiert haben wollen, werden wir uns besser schnell über die Einzelheiten einig, denn derzeit werde ich wieder einmal mit Aufträgen überschüttet.« In Wahrheit ging die Zahl seiner Aufträge zurück, und was sich erhöhte, war nur der Preis für das ewige Wegerecht.
»Ich gratuliere«, sagte Ternan. »Dass es den Unternehmern unserer Stadt wohl ergeht, hört man gern.«
»Ich habe wahrlich keinen Grund zur Klage«, erwiderte Hector bescheiden. »Aber für einen treuen Kunden wie Sie schaufle ich natürlich etwas frei.«
»Danke, doch das ist nicht nötig«, mischte der Sohn sich ein. »Wir begnügen uns vorerst mit dem, was wir haben.«
»Wenn ich die Meinung eines grünen Jungen hören will, frage ich meinen eigenen!«, platzte Hector heraus. Der hat mehr Hirn und mehr Biss als du, verkniff er sich mit Mühe. Und wenn er hundertmal verstockt, unlenkbar und dem Wahnsinn nahe ist.
»Hören Sie, Mr Weaver, es liegt uns fern, Sie verärgern zu wollen.« Ternan senior war aufgestanden. »Aber Sie sehen ja, wir haben uns ordentlich verausgabt. Da ist jetzt erst einmal Sparsamkeit vonnöten, wie Sie verstehen werden …«
»Ach was, die paar Kröten spielt Ihnen Ihr Glaspalast doch im Handumdrehen wieder ein!« Hector sprang ebenfalls auf. »Wozu haben Sie denn nach beiden Seiten erweitert, wenn nicht, um in dieser Saison das Geschäft Ihres Lebens zu machen?«
»Wir hoffen darauf. Aber die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht, Mr Weaver.«
»Konkurrenz, papperlapapp, wer soll denn der Pracht hier Konkurrenz machen? Mount Othrys etwa? Dass ich nicht lache! Es würde mich nicht wundern, wenn es, sobald Ihre Werbung einmal greift, überhaupt kein Mount Othrys mehr gibt.«
»Im Hotelgeschäft regieren eigene Gesetze«, erwiderte Ternan knapp. »Treue zum Beispiel. Da muss man jetzt erst einmal abwarten. Ich bitte, uns zu entschuldigen. Wir haben ein Treffen mit unserem Bauleiter.«
Warf der Kerl ihn etwa hinaus? Hector schnappte nach Luft. »Sie sollten über diese Sache nicht leichtfertig entscheiden«, warf er hastig hin, während Vater und Sohn schon zur Treppe strebten. »Wie wäre es, wenn wir einen neuen Termin ausmachen würden, um in Ruhe über alles zu reden?«
»Meinen Sie, das ist notwendig?«, fragte Ternan nebenher. »Wir sehen uns doch sicher in vier Wochen auf dem Frühlingsball in Mount Othrys. Falls es bis dahin etwas zu besprechen gibt, können wir es ja
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