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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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anfangen?«
    Â»Aber nein«, antwortete er, gespielt schockiert. »Ich habe nur was von Abendessen gesagt. Deine Fantasie geht mit dir durch.«
    Sie lächelte, und das machte ihn glücklich. Ohne nachzudenken, strich er ihr die Haare zurück, so dass er die pinkfarbene Strähne sehen konnte. Er hatte sich oft gefragt, warum sie die nach wie vor trug. Bestimmt hatte es mit ihren pink gefärbten Haaren in der Teenagerzeit zu tun. War das ihre Art, sich zu erinnern? Oder die Ermahnung, nie mehr in diese Zeit zurückzuverfallen?
    Ihr Blick wanderte zu seinen Lippen.
    Sie meinte, er wolle sie küssen.
    Und sie floh nicht.
    Das Blut pochte in seinen Ohren. Er beugte sich vor und küsste sie auf den Mund.
    Die Berührung und der Kuss waren genau wie damals. Die Chemie zwischen ihnen stimmte einfach. Sie hatte ihn tatsächlich an sich herangelassen. Ganz ohne Gegenwehr. Auf dem Football-Feld hatte sie sich ihm genauso bereitwillig hingegeben wie jetzt. Er erinnerte sich, dass er damals gedacht hatte: Sie liebt mich.
    Er löste seine Lippen verblüfft von den ihren.
    Â»Ich muss los«, sagte sie hastig, ohne ihm in die Augen zu sehen. »Danke fürs Benzin.« Sie öffnete die Tür zu ihrem Truck und sprang hinein.
    Er blieb noch lange, nachdem sie weg war, am Gehsteigrand stehen.
    Was war das? , fragte er sich.
    Was, zum Teufel, ist da gerade passiert?

ELF
    F rüher war die Gegend um Mullaby Farmland gewesen. Da die Aufzucht von Rindern in jenen harten Zeiten in North Carolina nichts brachte, verlegte man sich auf die von Schweinen. Wie die Bauern vieler kleiner Orte in der Region waren auch die von Mullaby stolz auf ihre Spezialität des langsamen, gründlichen Garens von Schweinefleisch in einer Grube, die schon bald zu einem wichtigen Bestandteil ihrer Identität wurde. Anfangs war es noch ein sonntäglicher Brauch, dann entwickelte sich daraus ein Symbol der Gemeinschaft und schließlich eine für das alte North Carolina typische Kunstform, die aus harter Arbeit entstanden war.
    Doch im Lauf der Jahre verschwanden die kleinen Farmen und der vormals profitable Schweinehandel auf Routen, die sich bis nach Tennessee erstreckten. Plötzlich schossen Wohnviertel und Einkaufszentren aus dem Boden, und die neu angelegte Interstate führte Menschen fort, die sich noch erinnerten, und lockte Leute an, die nichts mehr von der Vergangenheit wussten. Am Ende waren die Ursprünge und die Gründe vergessen. Übrig war nur noch ein kollektives Unbewusstes, eine Tradition ohne Erinnerung, ein Traum, den in Mullaby alle jedes Jahr am selben Tag träumten.
    In den frühen Morgenstunden des Tages, an dem das Mullaby Barbecue Festival stattfand, senkte sich Dunst über den Ort, drang durch die Fenster und in die Träume der Menschen. Beim Aufwachen wirst du dich an nichts mehr erinnern , flüsterte er, aber wisse es jetzt und sei stolz.
    Dies ist deine Geschichte.
    Stella war schon Stunden weg, als Julia endlich das Haus verließ. Stella nutzte das Fest als ihre Chance zur Ausschweifung. Sie fing früh an und kam erst am nächsten Tag zurück. Fast machte Julia sich ihretwegen Sorgen, denn sie kannte niemanden sonst, der sich so sehr bemühte , mit dem glücklich zu sein, was er hatte.
    Die Stella von heute unterschied sich deutlich von der aus der Highschool-Zeit. Damals war Stella ähnlich wie Dulcie Shelby auf Äußerlichkeiten bedacht und eng mit dieser befreundet gewesen. Stella hatte einen glänzenden schwarzen BMW gefahren, der gut zu ihren glänzenden schwarzen Haaren passte. Außerdem hatte Stellas Mutter, eine Innenarchitektin, die in Raleigh lebte, während Stella bei ihrem Vater in Mullaby wohnte, Stellas Zimmer so gestaltet, dass es aussah wie ein Kino, inklusive Kinoleinwand und Popcorn-Maschine. Es war sogar in einem Designmagazin abgebildet gewesen. Bei ihrer Rückkehr hatte Julia überrascht festgestellt, dass Stella nach wie vor in Mullaby lebte. Julia hatte erwartet, dass die reichen Mädchen aus der Schule später ein außergewöhnliches Leben führen würden, denn die Welt stand ihnen offen. Wie konnte man sich da mit weniger zufriedengeben?
    Wie sich herausstellte, hatte Stella sich in den falschen Mann verliebt. Eine uralte Geschichte. Ihr Exmann hatte sie betrogen und das Geld aus ihrem Treuhandvermögen durchgebracht. Diese Erfahrung hatte Stella in eine eigenwillige, selbstkritische Frau

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