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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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deine Eröffnungen vorbereiten?«
    Â»Den Kuchen habe ich dir gebacken, weil ich weiß, dass du ihn magst.«
    Er deutete auf die Tür. »Komm mit rein«, lud er sie ein, erfreut, sie bei sich zu haben.
    Doch sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Auf der Fahrt zu dir ist mir das Benzin ausgegangen.«
    Â»Ach, deshalb steht dein Wagen so weit weg.«
    Sie nickte. »Ich hab auf dich gewartet, damit ich dir den Kuchen geben kann. Jetzt muss ich zur Tankstelle.«
    Â»Ich bring dich hin.«
    Â»Ich komme schon zurecht.« Sie wollte nicht in seiner Schuld stehen. »Ich backe tatsächlich deinetwegen Kuchen. Jedenfalls war’s am Anfang so. Das wollte ich dir sagen.«
    Ihr Geständnis überraschte ihn.
    Sie schob die Hände in die Hosentaschen. »Weil du damals gesagt hast, du hättest immer gewusst, wann deine Mutter Kuchen gebacken hat. Das hat mir gefallen. Ich habe im Internat mit dem Backen begonnen. In einer schwierigen Zeit hast du mir etwas Schönes gegeben. Etwas, woran ich mich festhalten konnte. Sobald ich wieder in Baltimore bin, möchte ich eine eigene Bäckerei aufmachen. Dieses Ziel habe ich dir zu verdanken.«
    Ihre Großzügigkeit gab ihm das Gefühl, sehr klein zu sein. »Ich hab dir nur Kummer gemacht. Wie kannst du dich bei mir bedanken?«
    Â»Ich habe gelernt, mich an den guten Seiten des Lebens zu orientieren.«
    Es dauerte eine Weile, bis er sagte: »Das ist aber nicht das, was du mir erklären wolltest?«
    Â»Nein.«
    Sawyer klappte die Kuchenschachtel auf. Er liebte Kolibrikuchen. Am liebsten hätte er mit bloßen Händen hineingegriffen. Als er klein war, hatte seine Mutter versucht, ihre Kuchen vor ihm zu verstecken, doch er hatte sie stets gefunden. Damals hatte er noch nicht die Kraft besessen, der Verlockung zu widerstehen. Den sechsten Sinn für Süßes hatte er von seinem Großvater geerbt. Deswegen fühlte er sich ihm näher als irgendjemandem sonst in seiner Familie. Sein Großvater war es auch gewesen, der ihm beigebracht hatte, dieses Verlangen zu zügeln, nachdem er sich wieder einmal den Magen verdorben hatte. Und er hatte Sawyer begreiflich gemacht, dass nicht alle seinen Instinkt besaßen und er nicht jedem davon erzählen konnte. Inzwischen ignorierte Sawyer für gewöhnlich sein Gespür für Süßes, es sei denn, er war abgelenkt oder müde; denn dann sah er unwillkürlich das silberne Glitzern, das sich aus Fenstern herauskräuselte, oder das Funkeln aus der Lunchbox eines Kindes. Nur an Donnerstagabenden, wenn Julia buk, schaltete er seinen sechsten Sinn bewusst ein. Auch wenn sie sich nicht in seiner Nähe befand, sah er sie backen. Sie besaß eine Gabe. Und er hatte sie darauf gebracht. Was für eine Freude!
    Â»Du bist der einzige Mensch, dem ich je von meinem Gespür für Süßes erzählt habe«, gestand er ihr. Nicht einmal seine Exfrau wusste Bescheid.
    Â»Tja, jetzt ist es kein Geheimnis mehr.«
    Er schloss die Schachtel, bevor die Versuchung zu groß wurde, und schüttelte den Kopf. »Gib dir keine Mühe, mich zu verunsichern. Du kannst so hart und sarkastisch sein, wie du willst, aber wir wissen beide, dass du eine Schwäche für mich hast. Das hast du gerade selber zugegeben.«
    Â»Wenn du das irgendjemandem verrätst, streite ich es ab.«
    Â»Komm«, sagte er. »Ich begleite dich zu deinem Truck. Kann sein, dass ich sogar noch einen vollen Ersatzkanister Benzin in der Garage habe.«
    Â»Nein, ich …«
    Doch er ging bereits die Stufen hinunter, legte Kuchen und Aktentasche auf den Rücksitz seines Wagens und stellte den Benzinkanister in den Kofferraum. Als er ihr die Tür auf der Beifahrerseite aufhielt, stieg sie seufzend ein.
    Sawyer beobachtete schmunzelnd, wie sie an seinem Navigationssystem herumspielte und es versehentlich auf Frank’s Toilet World am Highway programmierte.
    Wenige Minuten später erreichten sie ihren Truck, wo sie ausstiegen und er das Benzin aus dem Kanister in ihren Tank füllte. Sie bedankte sich bei ihm. Bevor sie einsteigen konnte, fragte er, einem plötzlichen Impuls folgend: »Darf ich dich heute Abend zum Essen einladen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist keine gute Idee.«
    Â»Komm schon. Du hast noch sechs Monate hier. Gönn dir ein bisschen Spaß.«
    Sie schnaubte verächtlich. »Möchtest du ernsthaft was mit mir

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