Die Monster-Strige
sagte ich stöhnend, »dann wollen wir mal hören, was er uns zu berichten hat.«
»Er und der Monster-Vogel«, sagte Suko, als er den ersten Schritte ging.
»Ob das gutgeht?«
»Es kommt darauf an, wie die beiden zueinander stehen?«
»Was denkst du?«
»Ich denke überhaupt nichts. Ich mache meinen Kopf völlig leer oder versuche es zumindest. Ich will einfach herausfinden, weshalb er gekommen ist.«
»Er wird mit uns reden wollen. Es ist lange her, seit wir ihn getroffen haben. Wenn er sich so offen zeigt, dann muß es Probleme geben.«
»Mit einer Strige.«
»Womit sonst?«
Der Eiserne Engel war nicht mehr zu sehen.
Er hatte sich tiefer in das schmale Bachbett zurückgezogen. Außerdem gab ihm die Konstruktion der Brücke einen gewissen Sichtschutz.
Auf der Straße fuhren nur wenige Wagen. Zwei Männer radelten an uns vorbei. Sie unterhielten sich und hatten für uns keinen Blick übrig. Dann war die Straße wieder leer, wir benutzten sie, gingen schneller, schauten uns um, als wir die Holzbrücke erreicht hatten, betraten sie aber nicht, sondern glitten am linken Straßenrand in das Bachbett hinein, wobei wir uns davor hüteten, ins Wasser zu treten. Es gab noch Platz neben dem schnell fließenden Bach und ebenfalls unter der Brücke, wo der Eiserne Engel wartete und sich gegen einen der beiden hölzernen Pfeiler gelehnt hatte.
Wir rutschten in seine Nähe, und ich bekam doch einen nassen Fuß, als ich zur Seite glitt und ins Wasser hinein.
Suko war bereits stehengeblieben und hatte dem Eisernen seine Hand entgegengestreckt. Nach dem Druck schuf er mir Platz, damit auch ich den Freund begrüßen konnte.
»Eine Überraschung war es sicherlich nicht für dich - oder?«
»Nein.«
»Für uns auch nicht ganz, denn es ist noch nicht lange her, da haben wir die Umgebung der Flammenden Steine mit den eigenen Augen gesehen. Nur für einen Moment, aber er reichte aus, um das Ziel genau erkennen zu können.«
»Das war auch wichtig«, gab er zu.
Womit er uns klargemacht hatte, daß er mehr wußte, und wir jetzt von ihm einiges erfahren würden. »Ist es so etwas wie eine Botschaft für uns gewesen?« erkundigte sich Suko. »Wolltest du, daß wir kommen? Geht es dir auch um die Monster-Strige.«
»Sie ist wichtig.«
»Nur für dich?« fragte ich.
»Wie meinst du das?«
»Du bist allein. Eigentlich vermissen wir zwei Personen. Kara und auch Myxin…«
»Sie haben diesmal mit der Sache nichts zu tun. Es stimmt, ich bin allein, und es geht nur mich etwas an. Die Strige ist wirklich sehr wichtig.«
»Dann kennst du sie?«
»Ja.«
»Woher?«
»Seit meiner Zeit!«
Suko und ich schafften es, gemeinsam zu staunen. Wir starrten ihn so stark an, daß er lachen mußte, dann aber den Kopf schüttelte. Ich fand als erster meine Sprache zurück. »Meine Güte, redest du von einer Strige, einem Wesen, das hier im Norden seine Heimat hat?«
»Von wem sonst?«
Suko schüttelte den Kopf. Er war noch immer konsterniert. »Das will ich nicht begreifen, die Strigen und Atlantis, was haben sie miteinander zu tun?«
»Viel und auch nichts. Zumindest diese eine Strige, die ihr meint, hat sich bereits in Atlantis gezeigt.«
»Dann hat sie auch überlebt.«
»Stimmt, Suko.«
»Noch mal«, sagte ich. »Wie ist das möglich gewesen, daß eine Strige in Atlantis…?«
Der Eiserne stoppte mich mit einer knappen Handbewegung. »Ich bin ja nicht grundlos hergekommen und möchte euch sagen, wie alles gekommen ist. Wir müssen wirklich in großen Zusammenhängen denken und können uns erst dann Gedanken über eine Lösung machen.« Er schaute zum Himmel, als wollte er dort die Zeit ablesen. »Noch sind wir in Front«, murmelte er und nickte vor sich hin. »Ich möchte euch bitten, mir genau zuzuhören, dann werden sich die Rätsel von allein lösen.«
»Fang an!« forderte ich ihn auf.
Der Eiserne Engel ließ sich nicht mehr lange bitten.
Was wir dann von ihm erfuhren, war wirklich unglaublich, und wir lernten ihn von einer ganz anderen Seite her kennen…
***
Ken Finlay wollte nicht gerade sagen, daß er sich frustriert fühlte, aber etwas geknickt war er schon, denn es war ihm leider nicht gelungen, eine Spur dieses verdammten Vogels zu finden. Der schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Er mußte wirklich ein ideales Versteck besitzen, am Himmel zeigte er sich nicht.
Ken gab trotzdem nicht auf. Da er in Sundhaden sehr bekannt war, redete er auch mit zahlreichen Leuten, wobei er das Thema nie direkt anschnitt,
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