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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Dreck zu besudeln, dann bringe ich dich mit meinen bloßen Händen um.«
    Ich blickte ruhig zu ihm auf. Dann löste ich langsam seine Hände von meinem Kragen. »Mord verstößt hier in Jersey genauso gegen das Gesetz wie in New York.« Er sah mich einen Moment schweigend an.
    »Sieh mal, Jerry«, sagte ich, »ich will deinen Vater nicht gefährden. Ich versuche nur, dir klarzumachen, was die Leute möglicherweise sagen könnten. Und man kann ihnen nicht den Mund stopfen. Das weiß ich aus Erfahrung. Sie reden über mich einen Haufen Unsinn, und ich kann gar nichts dabei machen.« Ich lächelte ihn an. »Setz dich wieder hin und iß weiter. Wenn du den Rest meines Planes hörst, bist du vielleicht doch einverstanden.«
    Mit schweren Schritten ging er wieder zu seinem Stuhl und setzte sich. Während der ganzen Mahlzeit war er schweigsam, nippte nur an den Speisen und hörte mir zu.
    Als wir dann jedoch wieder zu seinem Wagen fuhren, war er bereit, das zu tun, worum ich ihn gebeten hatte.
    Ich stieg aus und begleitete ihn zu seinem Wagen. Dort stellte ich meinen Fuß auf das Trittbrett. Ich gab ihm die Möglichkeit, ein wenig sein Gesicht zu wahren.
    »Jerry«, sagte ich leise und ernst, »du führst schließlich den Auftrag aus, den sie dir gegeben haben. Du sprengst das Unternehmen. Wie du das machst, ist doch nicht so wichtig. Die Hauptsache ist, du schaffst es.«
    Er lächelte matt. Er war so entmutigt, daß ihm auch diese Aufmunterung nicht half.
    Seine Stimme klang bedrückt und teilnahmslos, als er sagte: »Hoffen wir's.«
    »Das brauchst du nicht zu hoffen«, erklärte ich entschieden, »das weißt du. Du selbst hast mir früher einmal diesen Vorschlag gemacht. Und letzten Endes kommt es auf das Resultat an.«
    Er ließ den Motor an. Plötzlich wandte er sich noch einmal zu mir, »Frank«, sagte er.
    »Ja, Jerry?«
    »Du hast dich seit deiner Kindheit kein bißchen verändert. Aber glaube mir: immer kommst du nicht damit durch. Das Leben sorgt oft auf seltsame Weise für ausgleichende Gerechtigkeit.«
    Ich nahm meinen Fuß vom Trittbrett und zuckte die Achseln. Sein Wagen setzte sich langsam in Bewegung. Ich ging ein Stück nebenher. »Wer weiß«, sagte ich, »vielleicht habe ich Glück.«
    Er trat auf den Gashebel und fuhr davon. Ich kehrte langsam
    zu meinem Wagen zurück. Als ich einstieg, lachte ich leise vor mich hin. Vielleicht habe ich Glück, hatte ich gesagt. Aber Glück allein genügte nicht - man mußte auch schlau sein.
    Am nächsten Morgen gegen elf bekam ich einen Anruf von Carson. Zum erstenmal seit Wochen klang seine Stimme zuversichtlich. »Frank«, sagte er, »die Anwaltskammer hat heute ihre Anschuldigungen gegen mich zurückgezogen.«
    Das stimmte. Es war einer der Punkte, die ich mit Jerry abgesprochen hatte. Aber ich tat sehr überrascht. »Das ist ja großartig!« sagte ich. »Kommen Sie her. Darauf wollen wir einen trinken.«
    Ich legte den Hörer auf und ließ Flix kommen. Als nächstes wollte ich, daß Fennelli in mein Büro kam. Ich wußte, daß er nicht auf eine bloße Einladung hin erscheinen würde. Daher ließ ich ihn durch Flix holen.
    Alex Carson kam eine halbe Stunde nach seinem Anruf zu mir. Ich stand auf und schüttelte ihm die Hand. »Herzlichen Glückwunsch!« sagte ich. »Ich wußte ja, daß Sie sich aus der Affäre ziehen würden.«
    Er grinste. »Die Burschen haben mir doch allerlei Kummer gemacht. Ich begreife immer noch nicht, warum sie die Anklage zurückgezogen haben.«
    »Setzen Sie sich. Ich will Ihnen sagen, warum.«
    Wir setzten uns, und ich erklärte ihm die ganze Sachlage. Als ich fertig war, stieß er einen langen, leisen Pfiff aus.
    »Glauben Sie, daß Ihnen das gelingt, Frank?« fragte er.
    Ich nickte. »Mit Ihrer Hilfe werde ich es schaffen.«
    Er stand auf. »Auf mich können Sie rechnen.«
    »Ausgezeichnet! Bleiben Sie in der Nähe. Ich möchte, daß Sie dabei sind, wenn Silk auftaucht.«
    Flix brachte Silk gegen drei Uhr ins Büro. Silk warf seinen
    Hut auf meinen Schreibtisch. »Du brauchtest mich nicht durch diesen Lümmel holen zu lassen, Frank«, sagte er ruhig. Es gelang ihm sogar, seiner Stimme einen leicht vorwurfsvollen Ton zu geben. »Ein Anruf hätte genügt.«
    Ich lächelte. »Du weißt ja, wie das ist, Silk. Ich wollte dir dieselbe Ehre erweisen wie du mir.«
    Über diesen Hieb ging er hinweg und kam direkt zur Sache. »Also, was willst du von mir?«
    Einen Augenblick sah ich ihn abwägend an. Diese Sache war ungeheuer wichtig. Wenn er

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