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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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lächelte plötzlich. Es war kein besonders herzliches, eher ein respektvolles Lächeln.
    »Sie sind ein harter Bursche«, meinte er.
    »Harte Burschen gibt's in rauhen Mengen«, erwiderte ich.
    »Aber nicht solche wie Sie.«
    Ich blickte ihn prüfend an. Er wollte auf irgend etwas hinaus, und ich überlegte, auf was. Aber ich gab ihm keine Antwort. Wenn er was wollte, sollte er selbst mit der Sprache herausrücken.
    Das tat er auch. »Ich suche nach einer Arbeitsmöglichkeit«, sagte er.
    Ich warf ihm seinen Revolver über den Tisch hinweg zu. Er fing ihn auf und steckte ihn in die Tasche, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    Ich überlegte blitzschnell. Es war eigentlich der Zeitpunkt, wo ich einen solchen Burschen gut gebrauchen konnte. Es liefen jetzt zu viele Dinge über die Bühne, bei denen man verdammt aufpassen mußte. »Ich brauche jemanden, der in schwierigen Lagen nicht gleich den Kopf verliert, jemanden, der sich in seinem Handeln nicht von persönlichen Empfindungen beeinflussen läßt.«
    »Ich tue, was man mir sagt«, erwiderte er, »und ich mache keinen Quatsch. Ich richte mich streng nach den Anweisungen, die ich kriege, das ist mein Betriebskapital.«
    Ich lächelte. Das würde Silk einiges zum Nachdenken geben. »Du hast jetzt einen Job«, sagte ich.
    Für zweihundert Dollar die Woche hatte ich eine Leibwache.
    Am nächsten Morgen rief ich Joe Price an. »Hören Sie zu, Joe«, sagte ich. »Als Sie gestern telefonierten, war ich ziemlich beschäftigt, ich möchte Sie bitten, mir die Sache noch einmal vorzutragen.«
    Er wiederholte den von der Regierung gemachten Vorschlag.
    Die Sache schien in Ordnung zu sein. »Müssen Sie noch eine Weile dortbleiben?« fragte ich.
    »Eigentlich ja«, erwiderte er. »Warum? Ist irgendwas los?«
    »Alles in Ordnung. Aber ich möchte Sie bitten, etwas für mich zu erledigen, und es wäre nett, wenn Sie sofort hierherkommen könnten.«
    »Sonntag bin ich da«, sagte er. Guter Kerl! Hielt sich nicht lange mit Fragen auf.
    »Einverstanden«, sagte ich. »Kommen Sie gleich nach Ihrer Ankunft ins Hotel.« Ich legte den Hörer auf und drückte auf den Summer des Hausapparates. Miss Walsh meldete sich.
    »Schicken Sie Powell zu mir.«
    Bald darauf erschien Flix. Es war das erste Mal, daß er das Büro betrat. Er blickte sich um, und ich konnte sehen, daß er von der Aufmachung beeindruckt war. Ich bot ihm einen Stuhl an.
    »Na, wie fühlen Sie sich?« fragte ich grinsend.
    Sein Gesicht war geschwollen, aber er sagte grinsend. »Es geht so.«
    Er hörte in aller Ruhe zu, während ich ihm auseinandersetzte, was ich von ihm wollte. Von jetzt an sollte jeder, der mich zu sprechen wünschte, sich erst bei Flix vorstellen, im Büro und auch in meinem Hotel. Ich verabredete mit dem Hotel, daß er
    ein Zimmer neben meinem Appartement bekam und daß jeder Besucher erst zu ihm zu schicken sei. Hier sollte er einen Platz in Miss Walshs Büro bekommen, das direkt vor meiner Tür lag.
    Als das erledigt war, schickte ich ihn hinaus. Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück, um einen Augenblick nachzudenken. Wie ich Silk kannte, würde er als nächstes versuchen, mich abknallen zu lassen. Und er würde darauf achten, daß es dieses Mal klappte. Wenn ich überleben wollte, gab es für mich nur zwei Möglichkeiten - entweder mußte ich ihm immer einen Schritt voraus sein oder ihn ins Jenseits befördern. Aber das letztere wollte ich nicht. Ich hatte viel Besseres vor mit dieser Kanaille.
    Ich zog mein Privattelefon zu mir heran und wählte Ruths Nummer. Sie kam an den Apparat. »Hallo.«
    »Hallo, Liebste«, sagte ich. »Ich mußte dich anrufen«, fügte ich rasch hinzu, »ich wollte deine Stimme hören.«
    Ich vernahm ihr leises Lachen. »Ich wollte auch mit dir sprechen. Ich wollte gern noch einmal hören, was du gestern abend gesagt hast. Ich kann es einfach nicht glauben, daß es dein Ernst ist.«
    »Es ist mein voller Ernst, Baby. Ich liebe dich. Hast du meine Blumen bekommen?« Ich hatte ihr heute morgen einen kleinen Strauß Orchideen geschickt.
    »Ja«, sagte sie. »Sie sind bezaubernd.«
    Wir wechselten noch ein paar Worte. Dann legten wir auf. Ich war in prächtiger Laune. Ich summte vor mich hin, während ich mich an die Arbeit machte.
    Am Abend besuchte ich sie in ihrer Wohnung. Flix mußte die Zeit recht lang geworden sein, als er bis zwei Uhr morgens unten im Wagen auf mich wartete. Aber er sagte nichts, als ich endlich auftauchte.
    Sonntag morgen um elf erschien Joe Price. Er

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