Die Moralisten
nicht anbiß, war ich erledigt. »Du erinnerst dich ja wohl, mit welcher Idee wir diese Organisation gegründet haben. Wir haben das Übereinkommen getroffen, um Ordnung in das Ganze zu bringen. In letzter Zeit scheinst du andere, eigene Ideen über die Leitung des Geschäfts zu haben. Es wäre ganz einfach für mich, dich auszuschalten - vielleicht noch einfacher, als dich durch Flix hierherbringen zu lassen. Aber das ist nicht meine Methode. Ich habe dieses Unternehmen als regulären Geschäftsbetrieb aufgezogen, und ich will keine Scherereien haben. Daher habe ich beschlossen, dich auszukaufen.«
Er zog die Lippen ein wenig von den weißen, ebenmäßigen Zähnen zurück. »Kannst du mir das näher erklären?«
»Ich will damit sagen, daß du deinen Bezirk aufgeben und aus diesem Geschäft austreten sollst«, erwiderte ich ruhig.
»Und was bietest du mir?«
»Einhunderttausend.«
Er beugte sich ein wenig über den Schreibtisch. »Das ist nur mein Anteil am gemeinsamen Fonds«, sagte er kühl. »Aus meinem Bezirk allein beziehe ich jährlich eine Viertelmillion.«
»Das weiß ich«, sagte ich.
»Und der Fonds zahlt jährlich zweihunderttausend«, fuhr er fort.
»Auch das ist mir bekannt.«
Er schwieg ein paar Minuten. »Und was passiert, wenn ich nicht verkaufe?« sagte er dann.
Ich zuckte die Achseln.
Er setzte sich bedächtig auf einen Stuhl, und ich beobachtete ihn. Sollte er sich ruhig Zeit nehmen, sollte er nur in Ruhe darüber nachdenken. Dann würde er die richtige Antwort schon finden. Ein paar Minuten verstrichen. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, unergründlich. Nur seine Hände öffneten und schlossen sich. Schließlich sagte er: »Was meinst du dazu, wenn ich dich auskaufe?«
Der Fisch hing an der Angel! »Nicht interessiert«, sagte ich. Er stand auf und ging um den Schreibtisch herum auf mich zu. »Ich meine, für einen richtigen Preis«, sagte er. »Eine Viertelmillion.«
Ich ließ dieses Angebot an mir abgleiten. »Ich zahle dich aus«, wiederholte ich. »Ich habe kein Interesse daran, zu verkaufen.«
Er kehrte wieder zu seinem Stuhl zurück und setzte sich. Dann nahm er eine Zigarre aus der Tasche und zündete sie nervös an. »Dreihunderttausend und Anteil an den Profiten«, bot er.
Ich blickte ihn an. »Du fängst an, mich zu interessieren. Wie groß ist dieser Anteil?«
»Ein halber Anteil, monatlich zahlbar.«
Ich änderte meine Taktik. »Ich muß mir das überlegen. Ein verlockendes Angebot, das man eigentlich nicht ausschlagen sollte!«
Jetzt begann er zu drängen. Dies war etwas, worauf er schon lange Zeit scharf war. Nur wußte er nicht, daß er es kriegen würde. »Frank«, bestürmte er mich, »das wäre genau das Richtige für dich. Keine Arbeit - du könntest tun und lassen, was du willst, sobald du aus diesem Schwindel raus bist. Du könntest leben wie Gott in Frankreich. Reisen - Weiber - alles, was du willst.«
Jetzt war es an mir, aufzustehen und den Mißtrauischen zu spielen. »Das klingt ja alles ganz schön«, sagte ich, »aber wie soll ich wissen, ob du mich nicht reinlegst?«
»Wenn du morgen früh bestätigte Schecks kriegst, so dürfte das wohl überzeugend genug sein.«
Ich zögerte noch eine Weile. Dann gab ich nach. »Einverstanden, Silk, das Unternehmen gehört dir.«
Er stand auf und streckte mir die Hand hin. »Du wirst es nicht bereuen, Junge«, sagte er. »Erinnerst du dich noch, was ich dir sagte, als du zuerst zu mir kamst? Ich sagte, du würdest noch einmal viel Geld machen. Und hab' ich recht gehabt?«
Ich lächelte: »Du hast recht gehabt.« Wir bekräftigten das Abkommen mit Handschlag.
Am nächsten Morgen erschien Silk um elf im Büro. Carson und ich waren bereits da.
»Hast du die Schecks mitgebracht?« fragte ich.
Er nickte, zog sie aus seiner Brieftasche und legte sie auf den Schreibtisch. »Genauso, wie du es wolltest: zahlbar an Alexander Carson für geleistete Dienste.«
Ich sah sie mir genau an. Sie waren in Ordnung. Dann reichte ich sie Alex. Alex indossierte sie und gab sie mir zurück. Ich drückte auf den Summer, und Miss Walsh erschien mit einem vorbereiteten Umschlag. Ich tat die Schecks in den Umschlag und steckte ihn in meine Rocktasche. Ich sah die beiden an. »Na«, sagte ich, »das müssen wir wohl begießen«, und holte die Flasche hervor.
Als wir unsere Gläser geleert hatten, bat ich Alex, Silk in den Büros herumzuführen und ihm alles zu zeigen. Sie gingen zusammen hinaus.
Ich ließ Mackson kommen. Er brachte
Weitere Kostenlose Bücher